Tiffany Duo Band 77
wäre. Ich verstand gar nicht, wie er eigentlich darauf kam. Das Pflegeheim ist teuer, so teuer, daß er Monat für Monat fast sein gesamtes privates Geld da hineingesteckt hat. Er kam mir seltsam vor, sehr beunruhigt, und ich habe mir noch lange hinterher meine Gedanken gemacht."
„Was ist denn mit der Firma?" wollte Brian wissen. „Sie wird doch wohl so viel Geld abwerfen, daß damit Marions Pflege bezahlt werden kann."
„Ich hoffe es. Wie Ihnen ja wahrscheinlich bekannt ist, stand das Unternehmen vor ein paar Jahren kurz vor dem Konkurs, doch ich denke, es läuft wieder. Wir müssen uns das alles noch genauer anschauen. "
„Bestimmt tut es das. Charlie hat doch, nachdem er Marion untergebracht hatte, alles wieder in den Griff bekommen", versicherte Shelly und hoffte zutiefst, daß es auch wirklich zuträfe.
„Das wäre seiner Frau mehr als zu wünschen, denn sonst wird es ziemlich eng. Die medizinische Versorgung, die sie benötigt, ist äußerst kostspielig..."
„Was ist mit der Krankenversicherung?" fragte Brian.
„Es gibt keine. Die, die sie früher hatten, erhöhte nach dem Beginn von Marion Williams Krankheit die Beiträge so drastisch, daß ihr Mann sich nicht mehr in der Lage sah, sie zu bezahlen. Und eine andere Versicherung war nicht bereit, seine Frau unter diesen Umständen aufzunehmen."
Davon hatte Shelly gewußt, doch sie hatte niemals eine Ahnung davon gehabt, daß Charlies finanzielle Situation so besorgniserregend gewesen war.
Der Notar blätterte in einem Ordner. „Hier ist es", sagte er dann und zog ein Blatt hervor. „Als Mr. Williams das letzte Mal bei mir war, hat er darüber geklagt, daß er ab jetzt zusätzlich fünfunddreißigtausend Dollar pro Jahr für die Pflege seiner Frau zu bezahlen hätte."
Brian stieß angesichts der Höhe der Summe einen leisen Pfiff aus.
„Großer Gott, und was soll nun mit ihr geschehen?"
„Das muß sich erst herausstellen. Zuerst müssen wir einen Überblick über seine Hinterlassenschaft bekommen. Vorher kann man gar nichts sagen."
„Hatte er denn eine Lebensversicherung?"
„Ja. Zumindest vor ein paar Jahren noch. Ich bin mir nicht sicher, ob er in letzter Zeit in der Lage war, die Beiträge zu bezahlen." „Was ist mit dem Unternehmen?" fragte Brian.
„Wird es verkauft werden?” Diese Vorstellung fand Shelly entsetzlich.
„Wenn sich jemand findet, der es kauft, selbstverständlich", erwiderte Ayers. „Ich weiß nur noch nicht, wieviel es wirklich wert ist. Denn oftmals ist es so, daß der Wert einer kleinen Firma im Eigentümer selbst steckt, in seinen Fähigkeiten, Aufträge zu bekommen. Es gibt Unternehmen, die sind ohne die treibende Kraft des Besitzers keinen Pfifferling wert."
„Was können wir nur tun?" fragte Shelly ratlos.
„Nun, Mrs. Williams wird jeden Cent brauchen, den ihr Mann ihr hinterlassen hat. Es war ihm ungeheuer wichtig, daß sie dort, wo sie jetzt ist, bleiben kann. Unglücklicherweise wird das unter diesen Umständen möglicherweise nicht mehr sehr lange sein. Und nun sind wir da, wo Williams Sie beide ins Spiel gebracht hat."
Ayers wandte sich zu Brian. „Er verfügte, daß Sie, falls ihm etwas zustoßen sollte, das Geschäft so lange führen sollten, bis es verkauft oder geschlossen werden würde."
„Na sowas", entfuhr es Brian.
„Ich hoffe, Sie sind einverstanden."
„Selbstverständlich. "
„Gut. Das wäre der Teil, der die Firma betrifft. Was seine Frau anbelangt, hat Mr. Williams alle Hoffnungen in Sie gesetzt, Miss Wilkerson." Ayers sah Shelly an. „Er hat mir versichert, daß er Ihnen voll und ganz vertraut, und er hoffte, Sie würden sich seiner Frau im Sinne einer legalen Vormundschaft annehmen."
Warum zum Teufel hat er mir bloß nicht erzählt, daß er in Schwierigkeiten steckt, dachte Shelly verzweifelt. Warum hat er mich nicht um Hilfe gebeten? Wo war er hineingeraten?
„Das ist eine große Verantwortung, die er Ihnen da aufgebürdet hat", fuhr der Notar jetzt fort. „Es sind eine Menge Entscheidungen bezüglich Mrs. Williams' medizinischer Versorgung mit dem ganzen Drum und Dran zu treffen, zusätzlich zu den finanziellen Erwägungen."
„Ja", erwiderte sie nur und fühlte sich wie betäubt. Zu viele Ereignisse waren es, die in den letzten Wochen auf sie eingestürmt waren.
Marion Williams. Shelly schloß die Augen und sah sie vor sich, wie sie dagesessen hatte, als sie, Shelly, versucht hatte, ihr so schonend wie möglich beizubringen, daß Charlie nicht mehr am Leben war.
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