Tiffany Duo Band 77
Tür hinaus.
Shelly hatte das Gefühl, als könne sie keine Sekunde länger hier in diesem Haus zubringen. Fast fluchtartig wandte sie sich zur Wohnungstür, gab den Sicherheitscode., der die Alarmanlage außer Kraft setzte, ein, und trat ins Freie.
So. Sie atmete auf. Nun fühlte sie sich etwas besser.
Großer Gott, was für ein Tagesbeginn! Sie schickte einen Stoßseufzer gen Himmel. Wenigstens zog der Mann sich jetzt etwas an. Nicht, daß es so besonders viel helfen würde, aber immerhin.
Es war wirklich zuviel für sie gewesen, Brian mit nichts als einer dünnen, kurzen Schlafanzughose bekleidet und mit entblößtem Oberkörper sehen zu müssen. Und nicht nur zu sehen...
Sexy wie die Sünde war er in die Küche hereinspaziert, das dichte schwarze Haar zerzaust, der Körper vom Schlaf noch warm, geradeso, als hätten sie sich die ganze Nacht zuvor geliebt. Welche Frau hätte da widerstehen können?
Sie ging ums Haus herum durch den Hinterhof zu dem Kanal, der sich an der Rückfront entlangzog. Brians Zuhause lag nur ein paar Straßenzüge vom Meer entfernt. In der Luft lag der Geruch von Salz und Seetang.
Das Viertel war alt und von den Touristenströmen bis jetzt glücklicherweise noch verschont geblieben. Die Menschen, die hier lebten, schienen alle recht wohlhabend und gutsituiert zu sein.
Shelly fand, daß Brian sehr gut in diese Nachbarschaft paßte. Sich vorzustellen, daß sie eines Tages hier leben könnte, gelang ihr aber nicht. Nicht, daß er sie etwa gefragt hätte, oder daß dies irgendwann eintreten könnte, nein. Das nicht. Nur...
Sie konnte sich wirklich nicht von ein paar unverbindlichen Küssen und einem kolossalen Mißverständnis einfach hinwegspülen lassen! Und dennoch war es verrückt, wie sich innerhalb kurzer Zeit alles verändert hatte. Nichts machte mehr Sinn. Nichts war mehr so, wie es gewesen war oder wie es sein sollte. Nein, Shelly war mit ihrer Weisheit am Ende.
Wie er sie vorhin angesehen hatte. Wie er sie gestreichelt hatte - sanft wie immer und doch so vollkommen... anders.
Er hatte es sich sehnlichst gewünscht, sie zu berühren, sie hatte es ihm angesehen. Und er hatte dagegen angekämpft.
Gott, wie er sie geküßt hatte! Dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob man es überhaupt so nennen konnte, obwohl es verheerender gewesen war, als jeder Kuß, den sie jemals von einem Mann bekommen hatte. Wie seine Lippen über ihren Mund gewandert waren, so leicht, so weich, so sanft, und so, als würde er es nicht wagen, den Kuß zu vertiefen. Als wäre er derjenige, der Angst hätte, die Kontrolle zu verlieren.
Er hatte sie vorhin gewollt, dessen war sie sich sicher. Zu deutlich hatte sie das Verlangen in seinen Berührungen gespürt, sie konnte sich einfach nicht getäuscht haben.
Doch warum begehrte er sie jetzt auf einmal?
Wegen Rebecca. Natürlich. Es konnte nicht anders sein. Er war ein fach durcheinander, weil er sie endgültig verloren hatte. Es war doch erst eine Woche her. Natürlich hatte er das alles schon eine Weile vorher gewußt, aber die Hochzeit hatte dann eben den letztendlichen Schlußpunkt gesetzt.
Shelly stand noch eine ganze Weile versonnen im Hof, genoß die Stille und Abgeschiedenheit und ließ sich von ihren Gedanken treiben.
15. KAPITEL
Einige Zeit später standen sie im Hausflur vor Shellys Apartment. „Die Einbrüche müßten den Sheriff jetzt eigentlich endgültig davon überzeugt haben, daß mit Charlies Tod irgend etwas nicht stimmt. Zu mindest, daß es kein Unfall war."
Shelly suchte in ihrer Handtasche nach den Wohnungsschlüsseln, und es dauerte einige Zeit, bis sie sie zutage gefördert hatte. „Ich kann es noch immer nicht fassen, daß er tot ist", sagte sie, während sie aufschloß. „Übrigens muß ich heute unbedingt noch ins Pflegeheim und mit den Leute dort reden wegen..."
Das Ende ihres Satzes blieb in der Luft hängen.
„Ahhh!" schrie sie auf und starrte mit schreckgeweiteten Augen auf das wüste Durcheinander, das in ihrer Wohnung herrschte. Vor Entsetzen machte sie einen Schritt rückwärts und trat Brian, der dicht hinter ihr stand, auf die Füße. „0 mein Gott!"
Sie strauchelte und drohte hinzufallen, da griff Brian geistesgegenwärtig zu, legte ihr einen Arm um die Taille und hielt sie fest.
Jemand war durchs Fenster gestiegen und hatte ihr Apartment komplett auseinandergenommen, es war vollkommen verwüstet.
„Oh, mein Gott", wiederholte sie fassungslos.
Natürlich hatte Shelly die ganze Zeit gewußt,
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