Tiffany Duo Band 77
dich in einen furiosen Superman verwandelt hast und Bentley Carlton zu Boden strecktest. Es war wochenlang das einzige Thema bei der Zeitung."
„George..." begann Sam, und wieder brach er ab. Nein, er konnte nicht über Lonnie reden. Er mußte alles begraben. Es würde zu sehr schmerzen, es an. die Oberfläche zu bringen - ihren Verrat, die Art und Weise, wie sie ihn benutzt hatte.
Georges Stimme unterbrach seine Gedanken. „Hast du dir wenigstens auch die andere Seite angehört? Hast du dir von ihr erklären lassen, was da schiefgelaufen ist?"
Wieder folgte eine lange Pause. Sam stand auf und goß eine Kelle Wasser über die Glut. Es zischte, und heißer Dampf füllte den Raum. Sam ging wieder zu seinem Platz und streckte sich lang aus.
George nahm einen neuen Anlauf. „Ich kenne dich schon sehr lange, Sam - seit deiner Anfangszeit in Washington. Du bist ein guter Mann. Du bist anständig und fair. Aber manchmal kannst du ein kalter, unversöhnlicher Eisblock sein."
Sam schloß die Augen. Kalt. Unversöhnlich. Die Worte dröhnten in seinem Schädel, mischten sich in das ferne Echo von Lonnies Stimme.
„Es ist wie mit dem Fluß dort unten. In kalten Wintern ist er von einer Eisschicht bedeckt, und dasselbe passiert mit manchen Menschen, wenn sie verletzt werden. Du bist ein solcher Mensch, und deine Mutter war auch so..."
Seine Mutter. War er wirklich so kalt und unversöhnlich geworden wie sie?
Sam atmete tief und kniff die Augen noch fester zu.
„Vergebung ist der schwierigste Liebesbeweis..."
Die erinnerten Worte bewegten etwas in Sam. In der Hitze des Raums fühlte er den eisigen Schutzpanzer in sich schmelzen.
George stand auf und streckte sich. „Ich kann dich nicht zum Reden zwingen", sagte er seufzend, „aber ich bin für dich da, falls du doch noch..." Er ging zur Tür. „Weißt du, Sam, ich bin bald zwanzig Jahre verheiratet. Es war nicht immer leicht, aber das Kämpfen hat gelohnt.
Wenn man eine Beziehung erhalten will, muß man darum kämpfen. Das ist es - auf das Wollen kommt es an."
Sam fröstelte in der Hitze, als George die Tür öffnete und ein Strom kalter Luft in den Saunaraum schoß.
„Kämpfe, Sam. Ich kann es nicht mitansehen, wenn ein Mann leidet."
Die Eröffnungsfeier in Stockton's Tavern war in vollem Gang. Die Dog Run Boys spielten Country wie in alten Zeiten, das Lokal war brechend voll, und die Bedienungsmannschaft gab ihr Bestes. Die ganze Familie war im Einsatz, sogar Bobby und Rachel packten mit an und halfen hinter der Bar und in der Küche.
In ihrem leuchtend gelben Westernhemd, den knackigen Jeans und weißen Cowboystiefeln - direkt aus Dallas geordert - begrüßte Lonnie die Gäste, führte sie an ihre Plätze und sprang, wenn es nötig war, beim Bedienen ein.
In einer freien Minute trat sie ans Fenster und bewunderte das gelbblaue Neonzeichen, das draußen über dem Lokal leuchtete. Ein riesiger gelber Stern prangte rechts oben über dem Schriftzug. Lonnie seufzte vor Stolz.
Aber etwas anderes machte sie noch glücklicher - daß ihr Pa und Matt wieder zusammenarbeiteten. Wie in alten Zeiten, dachte sie und berührte das Medaillon an ihrem Hals, während sie zum Sternenhimmel blickte. „Wir haben's geschafft, Ma", flüsterte sie. „Wenn du dich jetzt noch meines Wunsches annehmen könntest, wäre ich dir sehr dankbar."
„Hey, Lonnie", rief Carolyn über ihr Tablett mit gegrillten Rippchen und Maisbrot hinweg. „Matt möchte, daß du ihn für einen Moment am Grill ablöst."
„Ich wollte sowieso gerade hin." Auf dem Weg zum Hof machte Lonnie einen Abstecher in die Küche, wo sie sich eine nicht mehr ganz weiße Schürze umband. „Ich wette, du willst deine Stimme vor dem Auftritt mit einem Bier ölen", rief sie Matt zu, der gerade die Fleischstücken auf dem Grill mit Barbecue-Soße bepinselte.
Er grinste und reichte ihr die lange Gabel und die Zange. „Du hast die Wette gewonnen. Überhaupt bist du der Star des Abends, Starlight Stockton. Sieht ganz so aus; als ob das hier eine ziemlich gute. Idee war."
Lonnie strahlte. „Ja, es sieht ganz so aus."
„Hey, bevor ich's vergesse danke, Lonnie. Du hast nicht locker gelassen, und ich. bin froh, daß ich gekommen bin.”
„Es wurde aber auch verdammt noch mal Zeit!"
„Sag mal, wo hast du das Fluchen gelernt?"
„Von all den Seeleuten, mit denen ich mich in den Hafenbars vergnüge.
Matt schüttelte den Kopf und verwuschelte ihre Locken. „Ja, ja... Hast du noch so eine Story auf Lager?" Er
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