TIFFANY EXKLUSIV Band 04
Theater? Was ging hier vor?
Erpressung?
Er hatte sie erpresst, warum sollte er nicht auch ihre Mutter erpressen? Oder ihren Vater. Hatte ihr Vater irgendetwas Illegales getan, was Logan herausgefunden hatte? Nein, das hielt sie für unwahrscheinlich. Sie sah zu Logan hinüber.
Er war wütend und wurde offensichtlich immer wütender.
Gigi berührte ihn am Arm und flüsterte ihm etwas zu. Er schüttelte den Kopf und machte ein paar Schritte nach vorn.
„Sollte die Vorsitzende des Festkomitees nicht auch auf den Gruppenfotos sein?“ Er sah Lily durchdringend an.
Lily unterdrückte ein Stöhnen und nickte dann knapp.
Zu Ambers Erstaunen drehte Logan sich zu seiner Mutter um und erklärte: „Du sollst jetzt kommen, Mom.“
Logans Mutter war die Verantwortliche für das Fest? Die berüchtigte Gigi Van Dell? Amber sah kurz ihre Mutter an.
„Wo soll ich mich denn hinstellen?“ Gigi strahlte den Fotografen an.
„Wie wäre es, wenn Sie sich neben Mrs. Madison stellten?“
Neben Gigi Van Dell mit ihren mindestens ein Meter und achtzig verschwand Lily nahezu. Amber sah, dass ihr Vater sich reckte, um wenigstens so groß zu sein wie Gigi.
„Bitte etwas näher zusammen.“ Der Fotograf machte eine Handbewegung.
Gigi lächelte und legte den Arm um Lilys Taille. Amber spürte förmlich, dass ihre Mutter einen steifen Rücken bekam. Sie würde sich nicht entspannen, bevor der Fototermin nicht vorbei war. Amber befürchtete, dass es ihr nicht anders erging.
Logan war vollkommen fasziniert von dem Schauspiel, das sich ihm bot. Die Madisons wussten die Zeremonie der Schlüsselübergabe wirklich werbewirksam zu nutzen. Er ärgerte sich zwar, dass seine Mutter ein wenig links liegen gelassen wurde, musste aber zugeben, dass hier geschickt Lokalpolitik betrieben wurde. Noch mehr erstaunte ihn, dass Amber bei diesem Spiel widerstandslos mitmachte und ganz die brave Tochter mimte. Dabei war sie acht Jahre nicht zu Hause gewesen. Auf ihn wirkte dieser Auftritt mit ihren Eltern unecht, und sein schlechtes Gewissen meldete sich, als er den gequälten Zug um Ambers Mund bemerkte.
Er begann zu verstehen, warum sie von Belle Rive weg wollte, und konnte deshalb eigentlich nicht begreifen, warum sie jetzt hierhergekommen war. Wahrscheinlich hatte sie sich trotz ihres Widerstands heimlich sehr danach gesehnt, Belle Rive wiederzusehen. Andernfalls hätte er sie bestimmt nicht überreden und erst recht nicht erpressen können.
Sein Blick fiel auf seine Mutter. Sicher wusste sie auch, wie man sich in Positur stellte, aber ihr Lächeln wirkte nicht aufgesetzt. Als sie nun den Arm um Lily gelegt hatte und sie näher an sich heranzog, zwinkerte sie ihm zu.
Er lächelte zurück. Gigi, der es vollkommen klar war, dass Lily sich in ihrer Nähe unbehaglich fühlte, machte sich einen Spaß aus der ganzen Sache. Die Madisons waren in ihrer offiziellen Rolle gefangen. Selbst Amber gehörte irgendwie mit ins Bild. Sie war schneller wieder in die Rolle der pflichtbewussten Bürgermeistertochter geschlüpft, als er erwartet hatte – und als ihm lieb war.
Das war also die Abmachung. Amber sah nun klarer. Gigi Van Dell war verantwortlich für das Superfest, und dafür war sie, Amber Madison, die Magnolien-Königin. Logan hatte wirklich Unmögliches erreicht. Hoffentlich ist er jetzt zufrieden, dachte Amber grimmig. Sie war wütend auf ihn, weil er sie so geschickt manipuliert hatte, war aber noch wütender auf sich selbst. Warum war sie nur hierhergekommen? Hatte sie wirklich Sehnsucht nach dieser Kleinstadt gehabt, nach ihren Eltern? Nein, Logans überraschendes Auftauchen hatte Erinnerungen an eine glückliche Zeit in ihr wachgerufen, und sie hatte gehofft, dass er sich auch an diese Zeit erinnerte.
Wann würde sie endlich lernen, die Vergangenheit vergangen sein zu lassen? Seine Motive hatten offenbar sehr viel mit seiner Mutter und nichts mit ihr zu tun.
Sie könnte dem ganzen Theater ein Ende machen, indem sie noch hier auf dem Flugplatz vor der Presse erklärte, dass ihr Leben in New York sich bisher noch nicht so entwickelt habe, wie sie es gehofft hatte. Dann konnte sie als Königin abdanken und die Rosen zurückgeben, solange sie noch frisch genug für die Ersatzkönigin waren.
Aber wie würde sie zurück nach New York kommen? Ihr Rückflugticket sollte ihr erst nach dem zweiwöchigen Fest ausgehändigt werden. Sie selbst hatte kein Geld mehr und würde wohl auch niemanden finden, der ihr welches lieh.
Der Fotograf hatte seine
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