Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Bürgersteig durch die Sohlen seiner Schuhe. Er knöpfte das Jackett seines gemieteten Smokings auf und sandte ein kurzes Dankgebet zum Himmel, dass er die Kapelle als Trauzeuge verlassen hatte und nicht als Bräutigam.
Schließlich war er ein eingefleischter Junggeselle. Während er sein Jackett auszog, beobachtete er Liz, die Braut seines Freundes, die in ihrem knappen weißen Hochzeitskleid und den schenkelhohen weißen Stiefeln auf ihre rosa lackierte Harley stieg. Sie klopfte auf den pastellfarbenen Ledersitz hinter ihr und zwinkerte keck ihrem Bräutigam Russell zu.
“Hüpf rauf”, sagte sie mit heiserer, verführerischer Stimme. “Es wird Zeit, unsere Flitterwochen anzutreten.”
Obwohl die meisten Leute in dieser Hitze kaum laufen konnten, hüpfte Russell tatsächlich. Drake, der gerade die Manschetten seines Hemdes aufknöpfte, stellte fest, dass die Ehe einen offenbar unempfindlich gegen das Wetter machte. Ihn würde jedenfalls niemand dazu bringen, bei vierzig Grad herumzuhüpfen.
Russell setzte sich hinter seine Braut und warf einen Blick über die Schulter. “Du bist der Nächste, Drake.”
“Nur über meine Leiche, Kumpel.”
Russell hob mahnend den Zeigefinger. “Denk an meine Worte. Eines Tages wird auch dich eine wunderbare Frau umwerfen.”
Die Harley sprang röhrend an. Russell grinste seinem Freund wissend zu. Dann drehte er sich um und umfasste die schmalen Hüften seiner Braut. Die Harley rollte vom Gehsteig und fädelte sich in den Verkehr ein.
Drake lockerte seine Fliege. “Mich umwerfen”, murmelte er. “Aber nur, wenn ich als Kegel wiedergeboren werde.”
Er schaute zurück zur Kapelle, in der sein umgeworfener Freund gerade verheiratet worden war. Über den Eingangstüren, die in einer schäbigen metallisch glänzenden Farbe gestrichen waren, hingen blinkende Lämpchen, die die Worte “Letzte Station für die Liebe” bildeten.
Ein passender Name für eine Hochzeitskapelle, dachte er. Und die letzte Station, bevor Spaß, Zurechnungsfähigkeit und Freiheit endeten.
Er sah zurück auf den Las Vegas Boulevard und sah der Harley nach, während sie sich in den Verkehr einreihte. Schließlich verdeckte ihm ein Van die Sicht, der sich hinter dem chromblitzenden Gefährt eingefädelt hatte.
Verschwunden, sinnierte Drake. So wie mein Freund Russell für immer aus seinem Singledasein verschwunden ist. Ich bin der Letzte aus der aussterbenden Rasse der Junggesellen.
Er krempelte einen Ärmel hoch und fragte sich, wo er seinen hervorragenden Status mit einem kühlen, wohltuenden Glas Chablis feiern konnte. Er atmete den Gestank des heißen Asphalts ein und sah über den Verkehr hinweg zu einer Reihe von Reklametafeln, die für alles warben, von riesigen Gewinnen verheißenden Spielautomaten bis zu halb nackten Showgirls. Drake grinste. Bei Ersteren setzte er sein Geld nicht aufs Spiel, und bei Letzterem nicht sein Herz.
Chablis? Nein, er brauchte einen Drink mit mehr Pfiff. Einen Stinger, zum Beispiel. Schließlich war das hier Las Vegas – Sin City, die Stadt der Sünde. Er sollte sich etwas bestellen, das ihm durch und durch ging, als Tribut an den Übergang seines Freundes in den Stand der Ehe. Etwas wie …
Rumms!
Irgendetwas – irgendjemand – prallte mit ihm zusammen. Dann folgte ein Schrei, in den sich sein Stöhnen mischte, während er um die Balance kämpfte. Weißer, bauschiger Stoff versperrte ihm die Sicht. Drake fuchtelte mit den Armen. Seine Finger griffen in Haar. Er roch Parfüm. Rosenduft.
Dieser Duft blieb ihm in der Nase, als er rückwärts auf den Gehsteig fiel.
Den harten Gehsteig.
Den harten, heißen Gehsteig.
Er schnappte nach Luft. Was nicht einfach war angesichts des Körpers, der ihn erdrückte. Er strich sich eine Handvoll Locken aus dem Gesicht und sah in ein Paar glänzender brauner Augen.
“Entschuldigung”, keuchte die Frau atemlos. Eine goldbraune Locke fiel ihr über die Braue. “Mein Knie tut weh.”
Er wollte erwidern: “Mein ganzer Körper tut weh”, doch in diesem Moment stemmte sie ihren Ellbogen in seinen Magen. Daher konnte er nur aufstöhnen. Der heiße Gehsteig unter ihm fühlte sich an wie ein glühendes Bügeleisen, das ihm sein Hemd in den Rücken schmolz.
Mühsam befreite sie sich von ihm, sprang auf und rannte ziellos umher. Zuerst dachte Drake, der Asphalt sei zu heiß, aber dann wurde ihm klar, dass sie keine Ahnung hatte, wohin sie rennen sollte.
Er stützte sich auf den Ellbogen, schnappte sich seine
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