Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
los. Um mitzuhalten, musste Tara doppelt so schnell sein wie er. Als sie sich der Rezeption näherten, bemerkte Tara, dass George blass wurde.
“Rasch”, drängte George Sadie Mae und sah mehrmals panisch über die Schulter zu ihnen hin.
“Schneller geht nicht”, sagte Sadie Mae, aber George schenkte ihr keine Beachtung mehr. Er nahm seinen Koffer und raste auf den Ausgang zu.
“Mr Merrimack, warten Sie! Ihre Quittung!”, rief Sadie Mae ihm nach.
“Schicken Sie sie mir.” Er verschwand durch die Tür.
“Das war merkwürdig.” Tara dachte den restlichen Weg durch die Lobby drüber nach. George hatte ihr weder eine Kusshand zugeworfen noch sich von ihr verabschiedet.
“Wo haben Sie sich verbrannt?”, fragte Jay Sadie Mae besorgt.
Sadie Mae streckte ihre Hand aus, auf der sich seitlich eine kleine rote Stelle abzeichnete. “Sehen Sie, es ist nur der kleine Fleck hier”, meinte sie fröhlich.
Tara holte ein Antiseptikum aus dem Erste-Hilfe-Koffer und versorgte damit Sadie Maes Verbrennung. “Hier. Damit solltest du dich besser fühlen.”
“Danke. Du bist wie eine Mutter zu mir.” Sadie Mae lächelte sie an. “Trotzdem mache ich mir wegen Mr Merrimack Sorgen. Was ist bloß in ihn gefahren?”
“Anscheinend hatte er vor irgendetwas Angst”, überlegte Tara.
“Er hatte es eilig. Das ist alles”, meinte Jay.
“Aber …”
“Ich hoffte, dass mir eine der Damen helfen könnte”, unterbrach Jay schnell. Tara fragte sich, ob es einen Grund gab, warum er nicht über George reden wollte. “Wo bewahren wir unsere Ersatzfüße auf?”
“Ersatzfüße?” Sadie Mae tätschelte spöttisch Jays Hand. “Es tut mir ja leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Menschen haben keine Extrafüße.”
Jay lachte laut auf. Tara ging sein sonores Lachen durch und durch. Sie fand es wunderbar.
“Keinen menschlichen Fuß”, erwiderte er, “sondern den Fuß eines Bettgestells.”
“Wir haben keine Ersatzteile für Bettgestelle”, sagte Tara. “Wir haben noch nie welche gebraucht.”
“Jetzt brauchen wir welche”, meinte Jay, als das Telefon klingelte. Tara schaute sich suchend um, bis sie bemerkte, dass Jay an seinem Werkzeuggürtel auch ein Handy bei sich trug. Ein Handy?
“Es ist Ihr Mobiltelefon”, informierte ihn Sadie Mae.
Jay drehte sich um und hielt das Handy an sein Ohr. Tara bemühte sich mitzuhören, was er sagte.
“Ich ruf dich später an, Sherry”, flüsterte er, “ich bin beschäftigt.”
Anscheinend ließ sich seine Gesprächspartnerin aber nicht so leicht abwimmeln und redete weiter. Jay seufzte hörbar und sagte: “Ich habe jetzt keine Zeit, um über den Brustneigungswinkel zu reden.”
Dann legte er auf. Tara kaute auf ihrer Unterlippe. Was war ein Brustneigungswinkel? Und wer war Sherry? Er trug keinen Ehering. War die Frau seine Verlobte oder seine Freundin? Tara behagte beides nicht.
“Wir müssen für das Bett in Zimmer 309 einen neuen Fuß bestellen”, meinte er, als hätte es keine Unterbrechung gegeben.
Zimmer 309? Das war doch George Merrimacks Zimmer, überlegte Tara. War Jay der Grund für Georges vorzeitige Abreise gewesen? Hatte George sich vor ihm gefürchtet?
Erneut klingelte es, aber diesmal war es das Telefon auf dem Tresen. Während Sadie Mae abnahm, musterte Tara Jay von oben bis unten, von seinen hellbraunen Haaren bis zu seinen derben Arbeitsstiefeln. Zweifellos war er sehr muskulös, aber er hatte eine ihm eigene Liebenswürdigkeit, die sich zum Beispiel vorhin beim Umgang mit Sean gezeigt hatte.
Anzunehmen, dass George Angst vor ihm hatte, war lächerlich. Jay war nichts weiter als ein Mann, der sexy war und einen Werkzeuggürtel trug.
Sie spürte, wie er sie ansah, und auf einmal war ihr leichtes Frösteln verflogen. Sie brauchte ihren Pulli nicht mehr. Es kümmerte sie auch nicht mehr, dass eine Frau namens Sherry anscheinend eine Beziehung mit ihm hatte. Vorhin, als er gemeinsam mit ihr durchs Hotel gerannt war, hatte er erneut bewiesen, dass er einer der letzten Helden war. Ein Mann, der einem unerschütterlich zur Seite stand, wenn er gebraucht wurde.
“Die Lady in Zimmer 209 meint, sie benötige sofort einen Mann von der Wartung”, verkündete Sadie Mae. Jetzt schaute Jay weg. “Ein Motor müsse auf Touren gebracht werden oder etwas in der Art.”
“Du lieber Himmel!” Jay verdrehte die Augen.
“Was meint sie damit?”, fragte Tara verblüfft.
“Das wollen Sie gar nicht wissen”, antwortete Jay, aber das wollte sie
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