Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
gehörten Liebe und Ehe zusammen.
“Deshalb bin ich trotzdem nicht häuslich”, erwiderte sie.
“Warum sind Sie dann Hotelmanagerin geworden?”, fragte Jay.
“Ich kann nicht erkennen, warum ich häuslich sein soll, nur weil ich in einem Hotel arbeite.”
“Aber Tara, Sie reden Ihre Gäste mit Vornamen an, hängen gerahmte Stickereien an die Wände und dekorieren die Lobby mit frischen Blumen. Schließlich ist ein Hotel nichts anderes als ein Zuhause fern von zu Hause.”
Sie dachte darüber nach. Hatte er recht? War sie Hotelmanagerin geworden, weil sie dadurch Gelegenheit hatte, ihre Häuslichkeit in großem Rahmen auszuleben?
“Hildegarde im Himmel, ich glaube, das stimmt.” Sie sah ihn voller Respekt an. Mit einem merkwürdig nachsichtigen Lächeln berührte Jay ihre Wange.
“Wer ist Hildegarde?”
Sein Streicheln hatte einen Moment lang ihr Gehirn lahmgelegt. “Verzeihung?”
“Wer ist Hildegarde im Himmel?” Jetzt strich er ihr die verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
“Ach, das. Diesen Ausdruck benutzen nur mein Vater und ich. Meine Mutter hieß Hildegarde.”
“Jetzt verstehe ich”, sagte Jay.
Mit der Hand berührte er immer noch sanft ihr Haar, und sie lächelte ihn an. Seit Tagen fragte sie sich, wie es wohl wäre, von Jay Overman berührt zu werden. Jetzt wusste sie, dass es himmlisch war.
Sie schauten sich sehr lange in die Augen, und das Lächeln verschwand aus ihren Gesichtern. Die Spannung zwischen ihnen war fast greifbar. Beide fühlten heißes Verlangen in sich aufsteigen.
Verlangen? Tara trat zurück und kappte die unsichtbare Verbindung zwischen ihnen. Sie drehte sich weg und beschimpfte sich selbst als nicht ganz bei Sinnen. Jay Overman arbeitete für sie. Sie hatte sich eingeredet, dass ihr die Einladung zum Essen die Möglichkeit bieten würde, ihn auszufragen. Aber jetzt wurde ihr klar, dass das nicht der wirkliche Beweggrund gewesen war.
In Wahrheit hatte sie ihn zum Abendessen eingeladen, weil sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
“Tara, stimmt etwas nicht?”
“Nein, es ist nichts”, antwortete sie heiter. Zu heiter. Sie sollte irgendeinen Notfall erfinden und ihn wegschicken, überlegte sie. Bevor sie sich zu etwas hinreißen ließe, was ihr später leid täte.
“Möchten Sie bleiben?”, fragte sie und presste dann die Lippen aufeinander, um die Frage nicht noch mit “über Nacht” zu präzisieren.
Jay nickte, und kurz darauf machten sie es sich in der gemütlichen Sitzecke bequem, die durch den farbenfrohen orientalischen Teppich noch behaglicher wirkte.
In die mit einem Fernseher und einer Stereoanlage ausgestattete Nische passte neben dem Sofa nicht einmal mehr ein Sessel. Deshalb saß Tara direkt neben Jay, was es ihr wohl nicht ganz unbeabsichtigt möglich machte, ihm ganz nahe zu sein.
Alley, die plötzlich wieder aus Taras Schlafzimmer aufgetaucht war, sprang auf das Sofa und kuschelte sich an Jay.
Tara nahm seinen männlichen Duft wahr und spürte die Hitze, die von ihm auszugehen und sich auf sie zu übertragen schien. Sie hätte sich gern wie die Katze an ihn geschmiegt. Aber ebenso stark reizte es sie, dahinterzukommen, warum jemand mit abgeschlossenem Studium als Wartungsmonteur arbeitete.
“Ich wollte mit Ihnen über das reden, was Sie gestern gesagt haben.”
Jay drehte sich mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck zu ihr. “Ich hätte das nicht sagen sollen.”
“Sie brauchen sich doch dafür nicht zu entschuldigen. Das ist völlig in Ordnung.”
In seinem Gesicht spiegelte sich ein Wechselbad der Gefühle. “Sie haben also nichts dagegen, dass ich Sie nackt sehen will?”, fragte er dann ebenso entzückt wie ungläubig.
Sie berührte ihre Wangen, die plötzlich zu glühen schienen, mit den Händen. “Ich meinte, dass Sie gesagt haben, Sie hätten an der Universität von Virginia studiert.”
Er brachte nur ein gestottertes “Oh” heraus, hörte auf, die Katze zu streicheln, und schaute Tara nicht an. Sie fragte sich, ob sie das Recht hatte, ihn darauf anzusprechen und seine Beweggründe in Erfahrung zu bringen.
“Tut mir leid, wenn ich zu neugierig bin”, sagte sie schließlich. “Ich verstehe, wenn Sie nicht darüber reden wollen.”
“Das ist es nicht. Es ist … kompliziert.” Er seufzte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
“Ich bin eine gute Zuhörerin.” Plötzlich hatte sie eine Eingebung. “Es hat etwas mit Ihrer Schwester zu tun und damit, dass sie Sie ständig anruft, nicht wahr?”
Jay
Weitere Kostenlose Bücher