Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)

bewusst so, dass sie die Aufmerksamkeit der Männer erregte. Aber sie sah nicht so provozierend aus, wie Sylvia es darstellte. Janna konnte sogar verstehen, warum ihr Vater sich zu Georgina hingezogen fühlte, zumal der konservativ-elegante Stil der Aufmachungen ihrer Mutter Unnahbarkeit ausstrahlte. Georgina hingegen strahlte Sex-Appeal aus. Ihr hautenges Outfit schien der Männerwelt zu signalisieren: Ich bin zu haben.
    Janna wusste von Morgan, dass er als Teenager unter der aufreizenden Kleidung und dem unsteten Lebenswandel seiner Mutter gelitten hatte. Nicht dass er an der Schule deswegen verspottet oder gehänselt worden wäre. Als Sportstar wurde er von allen bewundert und respektiert. Zwar wurde hinter seinem Rücken über seine Mutter geredet, aber sie offen zu beleidigen, das hätte niemand gewagt – aus Angst, Morgan könnte zuschlagen.
    Janna hätte verstanden, wenn er das getan hätte. So schwierig das Leben mit seiner Mutter auch gewesen sein mochte – Eltern waren Eltern. Man sollte zu ihnen halten und sie lieben, auch wenn sie einen verrückt machten.
    “Da ist John”, murmelte Sylvia. “Er steht am Fenster und grinst wie ein Idiot zu Georgina hinüber. Ich hätte Lust, rüberzugehen und ihr das gefärbte Haar auszureißen. Und wie lächerlich John in diesem Jugendlook aussieht.” Plötzlich riss sie das Fernglas von ihrem Gesicht und funkelte Janna wütend an. “Und du unterstützt diese Affäre, indem du im Feindeslager herumhängst! Wie konntest du mir das antun?”
    Ihre Mutter wurde also wieder melodramatisch. Um einer endlosen Tirade zuvorzukommen, sagte Janna ruhig: “Ich unterstütze nur eine einzige Sache, und das ist deine Versöhnung mit Dad. Vielleicht solltest du es mal mit einer neuen Frisur versuchen und dich etwas femininer kleiden, um Dads Interesse zu beleben. Bring wieder etwas Würze in eure Ehe.”
    “Du willst, dass ich mich wie ein Vamp anziehe?”, fragte Sylvia schockiert.
    “Ja. Vielleicht wäre das für Dad der Beweis, dass du noch genug für ihn empfindest. Vielleicht begreift er dann, dass du gerade deshalb seine Aufmerksamkeit erregen willst, weil er noch reizvoll für dich ist. Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, er könnte sich vielleicht deinetwegen so jugendlich kleiden – in der Hoffnung, bei dir Interesse zu wecken?”
    “Versuch nicht, mich mit solchem Unsinn abzulenken! Ich habe dich um deine Hilfe gebeten, und bis jetzt hast du nur eines geschafft – dich auf Dads Seite zu schlagen. Gestern Abend bist du wer weiß wo herumgerannt, als ich dich brauchte, um Kendra zu suchen. Und erzähl mir nicht, dass du mit deinem Vater unsere Situation diskutiert hast. Georgina hat nämlich heute Vormittag im ‘Peanut Gallery Café’ verkündet, dass sie gestern Abend mit John zusammen war. Ich weiß, dass du nicht nach Hause gekommen bist, weil ich um halb drei, als ich kurz auf war, dein Zimmer gecheckt habe. Wo warst du, und was zum Kuckuck hast du letzte Nacht gemacht?”
    “Ich habe Kendra beim Plätzchenbacken geholfen.” Janna riss sich zusammen. “Ich habe die Nacht auf dem Fußboden neben ihrem Bett verbracht und mich um sie gekümmert, als ihr schlecht war und sie gejammert hat, dass sie stürbe.”
    Sylvia entspannte sich ein wenig, doch dann runzelte sie misstrauisch die Stirn. “Das erklärt noch immer nicht, warum du heute Morgen zusammen mit Morgan sein Geschäft verlassen hast. Warum bist du nicht dageblieben und hast deinen Vater zur Raison gebracht?”
    “Weil Dad sich weigert, mit mir zu sprechen. Wenn ich mit ihm über euren Zwist debattieren will, hat er gesagt, dann muss ich es über Morgan tun.”
    “Was?”, kreischte Sylvia. “Das ist …”
    “… das Gleiche wie dein Auftrag an mich, mit Dad zu verhandeln. Wenn du nicht von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden willst, ist es doch verständlich, dass er auch einen Vermittler möchte. Das Beste wäre, wenn ihr beide euch auf neutralem Boden treffen würdet und …”
    Janna verstummte, als Stanley Witham in seinem weißen Apothekerkittel den Laden betrat, im Arm einen gigantischen Blumenstrauß. Sie fluchte innerlich. Die eifrigen “Mädels” im Friseursalon wollten das Eifersuchtsprojekt also ohne ihre Erlaubnis starten. Großartig, einfach toll! Sie war mittendrin, ihre störrische Mutter auf Verhandlungskurs zu bringen, und nun betrat ein Akteur die Szene, der nicht in die Handlung eingeplant war und alles komplizieren würde. Und wie es sich für ein Verwicklungsdrama