Tiffany Sexy Band 79
er dir Ärger, Tennie? Es ist doch hoffentlich nicht dieser Randy, oder? Benimmt er sich wieder daneben?“
„Nein. Es ist nicht Randy.“ Randy Schmitt verfolgte sie schon seit der Highschool, und genauso lange wehrte sie seine Annäherungsversuche ab.
Tenley zupfte an ihren Handschuhen herum und überlegte, wie sie ihren Großvater dazu bringen könnte, ihr zu helfen. „Ich habe für Josh zu Weihnachten eine kleine Comicgeschichte gezeichnet. Nur eine kurze Story mit ein paar Bildchen. Und er war so begeistert davon, dass er sie an einen Verlag in Chicago geschickt hat. Jetzt ist der Verleger hergekommen und will einen Vertrag machen.“
„Tennie, das ist ja großartig! Ich wusste gar nicht, dass du wieder zeichnest.“
Tenley stöhnte. „Ich zeichne nicht. Das war einfach nur … Spielerei. Nichts Tolles. Das Problem ist, Josh hat dem Verleger gegenüber behauptet, die Story stamme von T. J. Marshall. Und der Verleger – sein Name ist Alex Stamos – glaubt, das bist du. Morgen wird er zu dir in die Galerie kommen. Er will, dass du ihm die Rechte an dem Buch verkaufst. Du sagst ihm einfach, du bist nicht interessiert.“
Ihr Großvater blickte düster auf die Straße. „Warum soll ich das tun? Das ist deine Chance, etwas Eigenes zu machen. Tennie, so eine Gelegenheit darfst du dir nicht entgehen lassen. Nicht viele Künstler können von ihrer Kunst leben.“
Tenley schüttelte den Kopf. „Aber ich habe doch gar kein Talent. Und ich bin viel zu beschäftigt mit der Galerie.“
„Ach was, du kannst beides schaffen.“
„Ich habe nie daran gedacht, als Künstlerin zu arbeiten.“
„Du hast dir überhaupt noch nie überlegt, was du eigentlich machen willst“, sagte ihr Großvater und hielt an der nächsten Ecke an. „Dazu ist es nie gekommen. Du hast dich nie getraut, eine Sache mit Leidenschaft zu verfolgen, Tennie. Du hattest immer Angst, wenn du echtes Interesse an irgendetwas zeigen würdest, würde man es dir wegnehmen. Aber dein Talent kann dir niemand wegnehmen.“
Ihr Großvater hatte recht. Aber Tenley hatte sich nie vorgestellt, als Künstlerin zu arbeiten. Sie war nicht darauf vorbereitet. „Ich mag mein Leben so, wie es ist.“
Grandpa schüttelte den Kopf. „Nein, das tust du nicht. Tag für Tag sehe ich, dass du Angst hast, dein Leben zu leben. Du versteckst dich dort in deinem Blockhaus, hinter deinem Make-up und dem idiotischen Haarschnitt. Du kleidest dich in Schwarz, als ob du immer noch trauern würdest. Alles, was du tust, zielt darauf ab, deine Mitmenschen auf Distanz zu halten. Es wird Zeit, einmal etwas Neues zu wagen.“
Er redete von ihren Talenten, aber was er sagte, traf auch auf ihr Verhältnis zu Alex zu – oder zu Männern ganz allgemein. Wirkliche Erfüllung findet man nur, wenn man auch etwas riskiert. Sie hakte sich bei ihrem Großvater unter und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich mache das nicht absichtlich“, sagte sie.
Er lachte. „Du warst schon immer schwierig. Aber deshalb liebe ich dich ja so, Tennie. Wir sind nicht sehr verschieden voneinander, du und ich. Ich hatte das Glück, deiner Großmutter zu begegnen. Sie stand mit beiden Beinen auf der Erde und hat mir gezeigt, wo mein Platz ist. Und dafür habe ich sie geliebt. Ich stelle mir vor, dass es irgendwo da draußen jemanden gibt, der das Gleiche für dich tun kann. Jemand, der dir hilft, dein Gleichgewicht zu finden.“
Tenley seufzte schwer, und ihr Atem bildete eine kleine Wolke vor ihrem Gesicht. „Fragst du dich auch manchmal, was wohl aus Tommy geworden wäre?“
„Eines weiß ich jedenfalls. Es hätte ihn sehr wütend gemacht, dich in deinem Blockhaus versauern zu sehen. Er hätte dir gesagt, raff dich auf, und mach etwas aus deinem Leben.“
„Ja, das hätte er.“ Tenley lachte müde. Sie drückte Großvaters Arm. „Wäre es okay, wenn wir die Fahrt ein bisschen abkürzen? Ich habe noch viel zu tun.“
„Natürlich, Sweetheart.“ Er gab ihr die Zügel. „Ich gehe von hier aus zu Fuß nach Hause. Ich brauche ein bisschen Bewegung. Und denk nach über das, was ich gesagt habe. Carpe diem. Nutze den Tag, Tenley Marshall.“
Er sprang vom Schlitten, und Tenley winkte zum Abschied. Sie schnalzte mit der Zunge, damit Minnie schneller ging, und beschloss, doch noch einmal bei der Pension vorbeizufahren.
Tenley hatte wohl recht gehabt, als sie meinte, diese Pension sei die bessere. Das Zimmer war groß und sehr gemütlich, das Mobiliar teilweise echt antik. Es hatte einen
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