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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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auch alles an dir vorbeigegan gen, oder du hast die Augen zugemacht, wenn ein Ver rückter wie Polizeichef Davor Zukic wieder einmal ins Gefängnis ging, um einen Muslim um die Ecke zu bringen. Der Major hat jedenfalls mehr getan, als nur die Augen zu schließen: Er hat ihm dabei geholfen. Grimshave hat sich tierisch aufgeregt, weil die Leute so viel gesoffen und Dope geraucht haben, und zwar die Niederländer genau wie die Polen, die Belgier und alle anderen auch. Und das Schlimmste für ihn war, dass dieser Haufen noch nicht mal unter seinem Befehl stand, weil er Verbindungsoffizier war, wie du weißt, und er uns nicht das Geringste anhaben konnte. Aber ich glaube, Grim benutzte die Tatsache, dass die Jungs mit den islamischen Frauen rummachten, nur als wei teren Vorwand dafür, sich an den Muslimen zu rächen. Viele von den Kameraden hatten eine Art Beziehung zu Muslimfrauen, natürlich außerhalb des Lagers. Du hast ja selbst gesehen, wie die Väter ihre Töchter vor dem Tor angeboten haben. Gegen uns konnte der Ma jor nichts ausrichten, also machte er mit Zukic gemein same Sache gegen die Muslim-Zuhälter. Klaas hat ein mal in der Stadt gesehen, wie er im Schutze der Dun kelheit mit einem dieser Leute quatschte, und er dachte sich noch: Was will so ein Moralapostel von einem Zu hälter? Wir haben noch Witze darüber gemacht, dass er ihm vielleicht aus der Bibel vorgelesen hat, oder aus dem Kapitel über Geschlechtskrankheiten im Hand buch für Soldaten. Erst später habe ich begriffen, was er da gemacht hat: Er lockte sie in die Falle und lieferte sie ihrem Todfeind Zukic aus. Der hat ihnen einfach eine Kugel durch den Kopf gejagt, dort in dem halb ver brannten Bauernhof, wo die Jungs manchmal hingin gen, um eine Nummer zu schieben. Das war es, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Ich lag mit einem Mädchen auf dem Heuboden im hin teren Teil, wo früher die Tenne gewesen war. Ich hatte sie ungefähr zwei Wochen vorher in der Stadt kennen gelernt, sie war höchstens sechzehn, aber du weißt ja, wie diese Mädchen aussahen. Sie war ein Schätzchen und nicht so eine von denen, die dich nur ausnutzen wollten. Ich glaube, sie war verliebt in mich. Sie hieß Djemile. Schlehmilchen habe ich sie immer ge nannt. Wir haben uns mit ein paar Brocken Deutsch verständigt, und ich habe ihr kleine Geschenke mitge bracht. Wir haben uns außerhalb des Lagers verabredet, und manchmal haben wir uns im Bauernhof verkro chen, obwohl sie dort nicht gerne hinging. Ich kann mich noch genau an das Datum erinnern, es war in der Nacht von Samstag auf Sonntag, und auch die genaue Uhrzeit könnte ich ihnen noch sagen. Es fiel genügend Licht herein, weil das halbe Dach fehlte. Es war Vollmond, ich war nur ein paar Meter entfernt, und ich habe Major Grimshave ganz deutlich erkannt, wie er in den Stall hineinmarschiert kam, seinen Rohr stock unter dem Arm, gefolgt von Zukic und einem Ge fangenen. Den habe ich auch wiedererkannt, weil ich ihn noch am selben Nachmittag vor dem Tor gesehen hatte, wie er versuchte, zwei Blauhelmen seine Tochter zu verkaufen. Ich habe mich fast zu Tode erschreckt. Mein Schlehmilchen ist gleich in Panik geraten, und ich konnte ihr gerade noch rechtzeitig den Mund zuhalten, bevor sie zu schreien anfing. Der Muslim war gefesselt, die Hände auf dem Rücken, er konnte sich vor Angst kaum auf den Beinen halten. Ich wusste, was sie vor hatten. Und mir war auch klar, dass ich hätte dran glauben müssen, wenn sich mich dort erwischt hätten. Der Muslim fing an zu jammern, und der Major schlug ihn mit seinem Rohrstock ins Gesicht. Zukic sagte et was, aber der Muslim antwortete nicht, schaute ihn aber an, als glaube er für einen Moment, dass sie jetzt mit ihm fertig wären und er nach Hause gehen könnte, wenn er versprechen würde, von seinem Glauben ab zulassen und er sich nie mehr beim Lager sehen ließe. Der Major ging ein paar Schritte zurück, als wollte er seine Uniform nicht schmutzig machen. Dann fing Zu kic an zu lachen und schoss dem Muslim in den Kopf. Ich kann doch nie und nimmer behaupten, dass ich al leine dort war, denn was hätte ich denn dort zu suchen gehabt? Und was soll ich dann machen? Ich weiß, wie sie hieß und wo sie wohnte, und ein paar von den Ka meraden wissen auch, dass ich was mit ihr hatte. Das finden die raus. Ich wagte kaum zu atmen, ich blieb auf ihr liegen, damit sie sich nicht bewegen konnte, und presste die ganze Zeit meine Hände auf ihr Gesicht, damit sie still war. Ich

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