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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Amsterdam gibt es so viele wichtigere Dinge zu tun. Ich bin Angestellter im Öffentlichen Dienst und erstelle überflüssige Listen. Sie haben Ihr Boot doch vermietet?«
    »Ja, sind Sie denn noch nicht dort gewesen?«
    »Doch, aber es war niemand zu Hause. Jedenfalls nicht während der Arbeitszeiten des Öffentlichen Dienstes.«
    Er erwiderte verständnisvoll mein Lächeln. »Tagsüber ist sie in der Schule. Sie geht ins Seminar, oder wie das heutzutage heißt, wenn man Lehrerin werden will.«
    Ich verbarg meine Überraschung, indem ich mich auf meinen Notizblock konzentrierte. »Eine Studentin? Wie ist ihr Name?«
    »Madelon Cornelius. Ihr Spitzname ist Maddy.«
    Nicht in diesem Leben. »Wohnt sie schon lange dort?«
    »Etwa seit einem Jahr. Davor hatte ich an ein junges Paar vermietet, aber die haben dann eine Wohnung in Bijlmermeer bekommen. Wir haben selbst auf dem Boot gewohnt, bis ich mit halber Invalidenrente in den Vorruhestand ging. Es ist ein alter Kahn, aber ich habe ihn damals von innen piekfein in Ordnung gebracht. Doch die Lage am Wasser tut mir nicht gut, es ist ja immer etwas feucht darin. Und dann konnten wir dieses Haus erwerben.«
    »Haben Sie das Boot über einen Makler vermietet?«
    »Nein, ich habe eine Anzeige in Het Parool aufgegeben. Es ging mir nicht um das Geld, aber so ein Boot verrottet, wenn es nicht bewohnt und ein bisschen beheizt wird. Ich kümmere mich nicht mehr darum, aber es geht einem schon ans Herz. Es haben sich an die fünfzehn Interessenten gemeldet, aber meine Frau und ich fanden Maddy am seriösesten und auch am nettesten, und bisher konnten wir uns nicht beklagen.«
    »Haben Sie noch Kontakt zu ihr?«
    Hoogkamp machte ein bedauerndes Gesicht. Er hinterfragte meine Absichten nicht, er redete einfach gerne, obwohl es ihn Mühe kostete und er kurze Pausen einlegen musste, um Luft zu holen. »Ich selbst komme nicht mehr über den IJ hinaus, aber Maddy ist zwei Mal hier gewesen, erst auf die Anzeige hin und dann noch einmal eine Woche später, um den Mietvertrag zu unterzeichnen. Meine Frau hat sofort gesagt: Dieses Mädchen kommt aus gutem Hause. Jeden Monat überweist sie pünktlich die Miete auf unser Girokonto.«
    »Da hört man ja von Studenten gelegentlich anderes«, bemerkte ich.
    Er nickte eifrig. »Ja, aber Maddy ist nicht so eine. Sie ist ein braves Mädchen, die weiß, was sie will. Ich wünschte, ich hätte eine Tochter wie sie. Sie ist bestimmt so klug, dass sie ein monatliches Stipendium bekommt. Vielleicht schustern ihr die Eltern auch noch was dazu, aber ich glaube eher, dass sie lieber auf eigenen Beinen steht.«
    Manchmal sind Illusionen das Einzige, was einem Menschen noch bleibt, und ich brachte es nicht übers Herz, die von Hoogkamp zu zerstören. Ich zog ein x-beliebiges Blatt Papier aus meiner Tasche, warf einen Blick darauf und schob es wieder zurück. »Gut, dass Sie mich an die Eltern erinnern. Bei befristeten Mietverträgen müssen wir noch zusätzlich einen festen Wohnsitz angeben. Wenn Sie die Adresse ihrer Eltern haben, brauche ich Ihre Mieterin erst gar nicht zu belästigen.«
    Er stand auf, um eine Schublade in seiner selbst geschreinerten, multifunktionalen Schrankwand zu öffnen. »Sie können ihr ruhig sagen, dass sie sich an mich wenden soll, wenn sie tatsächlich von meinem Botter herunter muss und nichts anderes findet. Ich kenne da noch ein paar Leute, die ihr helfen könnten.«
    Ich schrieb mir die Adresse auf. »Vorläufig braucht sie sich darüber keine Sorgen zu machen. Fahren Sie vorsichtig, kommen Sie gut in Limburg an!«
    Er lächelte bitter. »Ich reise Luxusklasse. Meine Frau fährt. Ich sitze nur daneben.«

7
    Sie standen nebeneinander an der Anrichte, vor sich geschälte Kartoffeln, Möhrenscheiben und weiße Rübchen in einem Sieb sowie das Salzfass und die Pfeffermühle. Tiffany war dabei, auf einem Brotbrett mit einem Schlachtermesser Porreestangen in Ringe zu schneiden. Irgendetwas köchelte in Margas gusseisernem Topf auf dem Gas vor sich hin. Es war eine sonderbar friedliche Szene.
    Ich stellte die Tasche mit Tiffanys Kleidung auf den Boden. »Tag die Damen. Bin ich nicht pünktlich?«
    Die Keereweer schnitt eine Grimasse, schaute auf die Uhr und bemerkte zu Tiffany: »Er erwartet wohl, dass er eine Medaille dafür kriegt. Das hier musst du in einer Viertelstunde dazugeben, mit ein bisschen Wasser und diesem Brühwürfel. Nicht früher, sonst wird Suppe daraus. Kapiert?«
    »Ja, Schwester.«
    »Wenn es kocht, lass es noch

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