Tiffany
Bett millime tergenau gemacht, die Hemden auf DIN A4-Größe gefal tet, die Handtücher in Reih und Glied, die Küche blitz sauber, als würde er die Töpfe mit Sand scheuern.«
»Bücher, Fotos, Papiere?«
»Bücher über Waffen, Panzer und Kriege. Ich habe ein Mikrofon dahinter versteckt und eines im Schlafzimmer. Er hat ein normales Telefon, im Wohnzimmer. Ich habe keine Zeit damit verschwendet, in seiner Post und seinen Papieren herumzuwühlen, und meiner Meinung nach wäre das auch nur wenig aufschlussreich. Wobei ich na türlich nicht weiß, was du suchst.«
Wir parkten den Ford an einer unauffälligen Stelle. »Müssen wir die Geräte noch testen?«, fragte ich in mei ner Unwissenheit.
Eddy bedachte mich mit einem mitleidigen Blick. »Du kannst gerne reingehen und die Nationalhymne singen, aber das wäre Zeitverschwendung. Ich bin Profi. Viel leicht nicht so gut wie CyberNel, aber sie will immer etwas Neues ausprobieren, was riskant ist, wenn man hundertprozentig sichergehen will.«
Er gab mir seine Nummer, als wir in seinem Lieferwa gen zum Bahnhof zurückfuhren, wo ich meinen BMW geparkt hatte. »Ruf mich an, wenn du hier fertig bist, dann komme ich meine Sachen abholen.«
Er wollte keine Bezahlung annehmen. »Gib das Geld lieber CyberNel«, sagte er. »Sie hat schon genug verloren, da muss ich ihr nicht auch noch die Jobs wegnehmen.«
Unterwegs nach Zeist rief ich Nina Keereweer an. »Und, wie geht’s ihr?«
»Besser. Sie sitzt mit einem Buch über die Kunst des Töpferns unter dem Vordach und liest. Gibt es hier eigentlich kein normales Telefon?« »Doch, aber ich habe es versteckt, weil ich nicht unbedingt will, dass Tiffany die falschen Leute anruft und wir unerwünschten Besuch kriegen.«
»Oh.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Stimmt, darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
»Es kann sein, dass ich ein bisschen später komme, macht dir das was aus?«
Nina schwieg für einen Augenblick, um mich ihren ri tuellen Tadel spüren zu lassen. »Ich muss um halb sechs weg, das weißt du doch.«
»Ja, ich weiß.«
»Warte mal …« Ich hörte ihre Schritte, als mit ihrem Handy durch die Tenne zu Tiffany hinüberging.
Die Hauptverkehrszeit hatte begonnen, aber ich hatte die ruhigere Nebenstrecke über Den Dolder gewählt und fuhr nun nördlich um das Stadtzentrum von Zeist herum.
»Wie funktioniert denn dieses Ding?« Tiffany. »Schei ße! Max? Ich brauche wirklich keinen Wachhund, was soll denn der Blödsinn?«
»Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich später komme, das ist alles.«
»Na und? Ich setze mich eben so lange vor die Glotze. Warum gibt’s denn hier bloß kein Telefon?« Sie hörte sich an, als ob sie Nina Keereweer zuliebe so tat, als ma che ihr das Alleinsein nichts aus.
»Leute, die umziehen, melden eben ihren Telefonanschluss ab.« Ich bemerkte, dass ich kurz angebunden und gereizt klang, weil ich so gut wie nichts über sie wusste und es mit meiner Menschenkenntnis wahrhaftig nicht weit her sein konnte, wenn die Behauptungen von Tiffanys Stiefmutter stimmten.
Ich hörte, wie sie mit Nina redete. »Wie macht man das Ding denn aus? Hier, nimm du’s.«
Kurz darauf war Nina wieder am Apparat. »Tiffany möchte wissen, ob du zum Abendessen zu Hause bist.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Okay, wir sehen uns dann morgen.« Sie schaltete ihr Telefon aus.
Die Oude Herberg befand sich in einem großen, weißen Gebäude mit Reetdach und war umgeben von Tannen und Buchen, ein romantisch eingerichtetes Lokal mit viel dunklem Holz, schweren Balken und passender Ausstattung. Der Klang von Geigenmusik war bis in den Eingangsbereich hörbar, wo ich von einer hoch gewachsenen Dame in einem schwarzen, eleganten Kleid begrüßt wurde. »Das Restaurant ist noch nicht geöffnet«, sagte sie. »Haben Sie reserviert?«
»Ich möchte nur mal kurz mit Meneer Cornelius sprechen«, erklärte ich.
»Er probt gerade«, sagte sie. »Sie können in der Bar warten, die hat schon auf. Erst rechts herum, dann nach links.«
In der Bar war kein Mensch, auch nicht hinter der Theke. Ich setzte mich auf einen Barhocker mit Blick zum Restaurant und rauchte eine Zigarette. Ein Ober und eine junge Serviererin waren damit beschäftigt, Besteck und Gläser auf den rosafarbenen Damasttischdecken zu arrangieren, während Cornelius in einer mit Topfpflanzen abgeschirmten Ecke am offenen Kamin eine populäre Melodie aus einer Oper von Bizet spielte. Begleitet wurde er von Orchestermusik mit fehlender erster
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