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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Single?«
    Man konnte sich immer darauf verlassen, dass Kit irgendwann auf die wichtigen Dinge zu sprechen kam. »Das ist er, ja. Außerdem hat er mir dieselbe Frage über dich gestellt.«
    »Cool. Und wie geht es dir und Hari? Ich hab gesehen, dass er ein verdammt großes Schwert mit sich rumschleppt.«
    »Er ist auch ein verdammt großer Mann.«
    Kit lachte. »Jetzt mal im Ernst, Dela.«
    »Ernsthaft? Er ist es, Kit. Erinnerst du dich daran, wie wir darüber geredet haben, ob es möglich ist, dass man es einfach... weißt Und keinerlei Zweifel hat?«
    »Du hast nicht geglaubt, dass so etwas passieren könnte.«
    »Ja, und jetzt sieh mich an.«
    »Das tue ich.« Kit legte ihre Hand auf Delas Arm. »Sei vorsichtig. Bring mich nicht zum Weinen.«
    »Du bist viel zu hart, um zu weinen.«
    »Wie auch immer... Außerdem brauche ich mir wohl keine Sorgen zu machen. Du hast genug Macker da oben, um eine kleine Armee zurückzuschlagen.«
    »Sogar eine große.« Dela kam sich wie eine Betrügerin vor. Sie hatte sich noch nie so schlecht gefühlt, weil sie log.
    Sie brachte Kit zu ihrem Wagen. Als sie ins Atelier zurückkehrte, wartete Hari an der Esse. Er strich mit den Händen über die steinerne Fassung: ihre Werkzeuge.
    »Ich habe im Treppenhaus gelauscht«, gestand er ihr. »Sie scheint eine gute Freundin zu sein.«
    »Das ist sie auch. Aber ich habe sie trotzdem belogen.«
    »Du weißt besser als wir, ob sie mit deinen Geheimnissen zurechtkommt.«
    »Das weiß ich eben nicht genau. Vielleicht könnte Kit damit gut umgehen. Ich weiß nur nicht, ob ich das Risiko eingehen kann, vor allem, weil ich ja nicht nur meine Geheimnisse verraten würde.«
    »Das ist eine schwere Entscheidung, aber ich habe in diesem Punkt nicht viel Erfahrung. Meine Freunde waren immer auch meine Familie, und Familie hat Vorrang.«
    »Familie?«, fragte Dela zögernd. »Ist das... betrachtest du mich so?«
    Hari errötete. Es war ein bemerkenswerter Anblick, wie sich seine dunkle Haut zu einem satten Altrosa verfärbte. Dass ein Mann wie er schüchtern aussehen konnte, verschlug Dela den Atem.
    »Ich betrachte dich auf vielerlei Weise«, erwiderte er schließlich. »Familie ist... eine davon.«
    »Ach, Hari.« Dela ging zu ihm und schlang ihre Arme um seine Taille. Er streichelte ihr Haar, ihren Rücken und umhüllte sie mit seiner Wärme.
    Nach einer Weile sagte er: »Du hast mir deine Kunstwerke immer noch nicht gezeigt.«
    Das stimmte. Die erste Nacht zu Hause war schrecklich gewesen, die nächste noch schlimmer, und an den letzten Tagen war sie vollkommen von Adams Selbstmord abgelenkt gewesen. Während dieser Zeit war Hari nur schweigend präsent gewesen und hatte sich ihren Stimmungen angepasst. Wenn sie Einsamkeit brauchte, fand er einen Grund, sie zu verlassen, und wenn sie reden musste, einfach um sich ihrer Existenz zu vergewissern, war er zur Stelle gewesen, und sie hatte ihm ihr Herz ausschütten können. Selbstlos, geduldig, liebevoll.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, als sie die Größe seines Geschenks erkannte.
    »Du hast große Verluste hinnehmen müssen«, erwiderte er. »Aber ich würde gern mehr von deinem Leben sehen als nur dieses Gebäude.«
    Seine Worte klangen fast wie eine Ermahnung, und sie fühlte sich entsprechend zurechtgewiesen.
    Sie führte ihn durch ihr Atelier, zeigte ihm ihre Werkzeuge, ihre angefangenen Arbeiten. Die Waffen hatte er bereits gesehen, und auch wenn er immer wieder zu ihnen hinsah, war er auch von ihren Kunstwerken fasziniert, von ihrer Technik. Er stellte viele Fragen, und während sie redeten, spürte Dela ein merkwürdiges Kribbeln in den Fingern und in ihrem Inneren. Ein vages Bedürfnis nach dem Schmiedehammer, der Hitze.
    In der Galerie hockte Hari über ihren fertigen Arbeiten, Skulpturen, schrullig und fantastisch, komplizierte Interpretationen mythischer Figuren, es waren Kreaturen aus Legenden und Märchen. Tanzende Kentauren trugen eine gravierte Tischplatte aus Stahl, auf der der gestiefelte Kater, vergoldet und mit Quasten aus Platin versehen, mit einem brünierten, mit Kupfer ausgeschmückten Riesen konfrontiert wurde. Schüchterne, schlaue Nymphen versteckten sich in verschiedenen Posen überall in der Galerie, während sich Seejungfrauen auf türkisen Meeresstränden rekelten, deren silberne Schuppen verführerisch schimmerten.
    Als Dela zusah, wie Hari in ihrer Galerie umherging, löste sich ein Knoten in ihrer Brust. Sie konnte plötzlich freier atmen, und erst jetzt wurde ihr

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