Tiger Eye
starrte.
»Deine Haut«, stieß er heiser hervor, holte tief Luft und drehte sich dann zu Dela herum. »Du hast ihm seine Haut zurückgegeben.«
Mit dem Fuß drückte er erbarmungslos auf ihre Rippen. Dela schrie auf. Haris Heulen vermischte sich mit ihrem Schrei, und er sprang den Magier mit einem mächtigen Satz an...
... um von einer unsichtbaren Wand abzuprallen. Hari landete auf den Füßen, fuhr mit seiner Tatze durch die Luft und warf sich gegen die Barriere, während er seine Wut herausbrüllte und seine Liebe zu Dela wie eine Woge über sie hinwegrollte.
Goldenes Licht hüllte den Tiger ein, und unmittelbar danach stand da der Mann. Haris Körper war in Schweiß gebadet, seine goldenen Augen glühten wie Zwillingssonnen.
»Der Bann ist nicht gebrochen«, stellte der Magier leise fest. »Ich fühle es, trotz deiner Haut.«
»Lass sie frei!«, befahl Hari. Seine tiefe Stimme verhieß Tod.
»Ein Leben für ein Leben, Hari. So und nicht anders.«
»Mein Leben?« Hari streckte die Hände aus. »Nimm es, wenn du kannst. Alles, was du willst, wenn du meine Herrin freilässt.«
»Nein«, hauchte Dela.
»Alles?« Der Magier grinste grausam. »Gut, dann nenne ich dir meinen Preis, Hari. Meine Tochter steht hinter dir. Ich will, dass du sie fickst.«
18
Was? Hari war schockiert. Lise starrte ihren Vater an, als wäre er der Leibhaftige.
»Du machst wohl Witze!« Das Mädchen hob seine Hände, als Hari es ansah. »Bleib mir bloß vom Leib, Mann!«
Haris Miene verzerrte sich vor Ekel. »Wie kannst du so etwas verlangen, Magier? Welcher Vater verlangt die Vergewaltigung seiner eigenen Tochter?«
Der Magier warf den Kopf in den Nacken und fletschte die Zähne. »Ein Vater, der seine Tochter für genau diesen Zweck gezeugt hat. Hari! Hari! Ich habe über ein Jahrtausend auf diesen Augenblick gewartet.«
»Aus welchem Grund?« Hari hämmerte mit den Fäusten gegen die Barriere. »Soll ich sie schwängern? Gelüstet es dir nach all der Zeit immer noch nach einem Gestaltwandler-Kind deines eigenen Blutes?«
Der Magier lachte leise und hart. Sein Stiefel bohrte sich in Delas Rippen, während sie sich ein Stöhnen verbiss. Hari hörte es trotzdem. Sie fühlte, wie sein Blick jeden Zentimeter ihres Körpers maß und Verletzungen aufsog, die sie sich nicht einmal vorstellen wollte. Unbändiger Zorn durchströmte Hari, seine Lippen und Knochen wurden weiß. Krallen fuhren durch seine Fingernägel.
»Ich wollte einmal ein Kind mit Tigerblut«, sagte er leise zu
Hari. »Ein Kind, das aus beiden Welten stammt, aber mir allein gehörte. Dieses Verlangen habe ich schon vor Jahren verloren. Jetzt will ich nur von deinem Leben getrennt werden. Von deinem verdammten Fluch! Kennst du den Preis, den ich zahlen musste, Hari? Unsterblichkeit, gewiss, aber meine Magie kehrte sich gegen mich, verwandelte meine Macht in Schmerzen!«
Der Magier kniete sich über Dela und rammte ihr sein Knie in die Rippen. Dann blickte er zu Hari hoch und lächelte widerlich.
»Du stehst deiner Herrin nah, Hari. Sehr nah sogar, vermute ich. Weißt du, wie ich sie in deiner Abwesenheit behandelt habe? Fragst du dich nicht, was ich noch getan habe, was deinen Augen verborgen ist, hm?« Der Magier fuhr mit seiner Zunge über Delas Wange, und sie fauchte unter ihm.
Hari warf sich gegen die Barriere, sein Gesicht wurde länger, und die Muskeln verzerrten sich. Er stieß einen kehligen Schrei aus, einen tiefen Schrei, der die Luft vibrieren ließ. Dela wollte, dass er aufhörte, aufhörte und seine Kräfte sparte.
Gib ihm nicht diese Genugtuung, flehte sie.
Der Magier drohte dem Gestaltwandler höhnisch mit dem Finger.
»Meine Tochter, Hari. Sonst wird Ms. Reese die Einzige sein, die heute Nacht vergewaltigt wird.«
*
Die Situation war unvorstellbar. Selbst in Haris schlimmsten Albträumen hatte er sich niemals eine so grauenvolle Wahl ausdenken können. Er musste ein Mädchen vergewaltigen, oder aber seine Partnerin würde dasselbe Schicksal erleiden. Und selbst wenn er gehorchte, der Magier konnte Dela trotzdem umbringen. So wie er einst auch Haris Schwester ermordet hatte, vor Haris Augen.
»Was bist du bloß?«, schrie das Mädchen und starrte seinen Vater an. »Was für ein Monster würde so etwas tun? Warum?«
»Hari!« Dela rief seinen Namen, und Hari sah, wie viel Anstrengung sie das kostete. Ihr Gesicht offenbarte eine geschwollene Masse aus Prellungen und Blut, ihre Kleider waren zerfetzt und mit roten Flecken übersät. Aber ihre
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