Tiger Eye
wissen?«
»Nein.«
»Sicher nicht? Du weißt, dass ich immer gern Einladungen ausweite.«
»Mein Gott, nein!« Allein der Gedanke, dass Hari für Dirk & Steele arbeitete, entsetzte sie. Er war schon gefährlich genug, auch ohne dass ihm der Kamikaze-König im Nacken saß. »Dieser Typ ist ein Freund. Ich habe versprochen, ihm zu helfen, außer Landes zu kommen.«
Diesmal knurrte Roland. »Nur ein Freund?«
Dela errötete, und Roland seufzte sofort. »Okay, Babe, kein Problem. Du weißt ja, dass ich dich am Arsch habe. Wie heißt er?«
»Hari. H-A-R-I. Kein Nachname. Denk dir einen aus. Und danke, Roland. Du bist ein Schatz. Ich mache ein Foto mit meiner Digitalkamera und schick es dir.«
»Wie du willst. Was noch?«
Sie zögerte, aber Roland musste es erfahren. Der Angriff konnte persönlicher Natur gewesen sein - wenn jedoch nicht, dann war das Ziel möglicherweise viel größer und bedeutender als sie selbst. Und alle in der Agentur konnten in Gefahr sein.
»Jemand versucht, mich umzubringen.«
Das Ergebnis dieser Bemerkung veranlasste Dela, das Telefon weg von ihrem Ohr zu halten, während halb artikuliertes Gegurgel aus dem Hörer drang.
»... UND HALT GEFÄLLIGST NICHT DAS TELEFON VON DEINEM OHR WEG! ICH KANN DICH SEHEN, UND ES MACHT MICH WAHNSINNIG!«
Dela verzog das Gesicht und hielt den Hörer wieder ans Ohr. »Du wirst noch einen Herzinfarkt bekommen, wenn du dich nicht beruhigst. Du weißt genau, was der Doktor dir gesagt hat.«
»Mich beruhigen? Jesus, Del! Wer, zum Teufel, versucht, dich umzubringen?«
Sie erzählte ihm von ihrem Angreifer und gab ihm eine komplette Beschreibung des Mannes. Außerdem erklärte sie den Zusammenhang mit dem Messer und schilderte ihre Befürchtungen, was die Agentur betraf.
»Wir sind nicht kompromittiert worden«, erwiderte Roland. »Das wüsste ich. Was ist mit dir? Irgendwelche Feinde?«
»Ich wüsste nicht, wer, und die meisten Leute lerne ich auf schicken gesellschaftlichen Ereignissen kennen. Dort verhalte ich mich immer vollkommen charmant.«
»Was bedeutet, es gibt mindestens ein Dutzend Menschen, die deinen Tod wollen, und die es sich auch leisten könnten, die Sache richtig anzustellen.«
»Nur ein Dutzend? Das verletzt mich, Roland.«
»Dein Sarkasmus bringt dich nicht weiter, Babe. Keine Sorge, Dirk & Steele werden sich dieser Angelegenheit ganz offiziell annehmen.«
»Entzückend.« Sie meinte es ernst. »Wann kann ich diese Papiere frühestens bekommen?«
»Morgen Abend oder übermorgen. Ich werde ein bisschen Druck machen und mit Geld nachhelfen. Trotzdem mache ich mir Sorgen um dich. Ich könnte ein paar Einheimische abstellen, die dir Rückendeckung geben.«
»Mir geht’s gut, Roland. Ich brauche keine zusätzliche Hilfe. Und will sie auch nicht. Und sag der Familie nichts. Bitte. Das Letzte, was ich brauchen kann, ist, dass sie ausflippen.« Oder sich etwa noch einmischen.
»Dann sag ich’s wenigstens Max. Ich muss deiner Familie gegenüber die Verantwortung übernehmen, wenn du abkratzt, Dei. Schon deine Großmutter würde mir das Fell abziehen und es an die Wand nageln.«
»Nicht, bevor sie dir mit Großvaters Rasiermesser die Eier abgeschnitten hätte.«
Er sog den Atem ein. »Du böses, böses Mädchen.«
Dela lächelte.
*
Sie bat Roland, jemanden zu ihrem persönlichen Assistenten Adam zu schicken, da man vernünftigerweise annehmen musste, dass alle, die ihr nahestanden, mögliche Ziele sein konnten. Nachdem sie Roland ihre Adresse im Hotel gegeben hatte, beendeten sie ihr Gespräch mit einem einfachen »Bye«.
Dela lächelte immer noch, als sie hochblickte. Hari stand vor ihr und beobachtete sie. Mehr nicht, aber Dela verschlug es einfach den Atem.
In dem schattigen Hotelzimmer schien seine braune Haut warm und golden zu glühen. Selbst die tiefen Narben konnten die Vollkommenheit seines Körpers nicht schmälern, der nur von einem Handtuch bedeckt war, das er um seine schlanke Taille gebunden hatte. Sein nasses Haar hatte er aus dem Gesicht gestrichen, und jetzt wirkten seine Wangenknochen betonter: Dela erkannte den Tiger in seinem Gesicht, in dem Strahlen seiner sonnendurchfluteten Augen. Wassertropfen schimmerten auf seiner Brust und seinen Schultern, und Dela durchzuckte der verrückte Impuls, ihren Mund in die Mulde unter seiner Kehle zu pressen, seinen nassen Körper mit ihren Lippen und Händen zu schmecken, zu erkunden...
Platz, Mädchen!
Dela hätte lachen können. Es war einfach zu absurd. Trotzdem, sie
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