Tim (German Edition)
ihn zu und umarmte Franklin. Beide hielten sich eine Zeit lang fest. Noch immer hatte keiner ein Wort gesagt. Als Phil die Umarmung löste, war es Franklin, der als erster sprach.
»Kann ich dir mit deinem Gepäck helfen?«
Phil dachte einen Moment nach, dann grinste er. »Scheiß auf das Gepäck«, sagte er, schnappte sich Franklin und küsste ihn, heftig und leidenschaftlich. Ich musste schmunzeln.
»Phil, darf ich dir Franklin vorstellen? Franklin, das ist Phil«, sagte ich, nachdem beide wieder Luft bekamen. Franklin und Phil schauten mich beide an, als sei ich wahnsinnig. Dann umarmten sie sich noch einmal, bevor sie sich auf die Couch setzten. Ich ging in die Küche, um mich um das Essen zu kümmern und um den beiden Zeit für sich alleine zu geben.
»Es tut mir leid, aber ich wurde zur Blutbank nach Cedar Rapids gerufen. Ich muss morgen früh dort sein, also werde ich heute Abend schon hinfahren und in einem Hotel übernachten«, sagte ich.
»Muss das wirklich sein?«, fragte Franklin.
»Ich hatte gehofft, wir könnten ein bisschen reden«, sagte Phil.
Beide logen offensichtlich, aber es war nicht schlimmer als meine Lüge, dass ich nach Cedar Rapids musste. Wenig später war ich zur Tür heraus und machte mich auf den Weg zu Priscy und Jane, die mich erwarteten. Ich glaube, wir hatten alle ein interessantes Wochenende.
Erst am späten Sonntag-Vormittag fuhr ich zurück. Franklin und Phil saßen in der Küche und aßen gemeinsam Frühstück. Beide waren nackt.
»Sieht so aus, als hättet ihr viel Spaß gehabt«, sagte ich schmunzelnd. Überall auf dem Boden waren Klamotten verstreut und beide grinsten mich an.
»Ich glaube, wir sollten ein bisschen aufräumen«, sagte Franklin schüchtern.
»Ich lass euch vom Haken, wenn ihr mir die Einzelheiten erzählt.«
Das taten sie dann auch. Sie waren verliebt, das war offensichtlich. Und sie haben sogar Tim geschlagen. Noch bevor einer von beiden ein Wort sagte, waren sie Hals über Kopf ineinander verknallt.
»Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wie es weiter geht?«, fragte ich.
»Gestern Vormittag habe ich ihn meinen Eltern vorgestellt, zumindest telefonisch«, erklärte Franklin. »Nächstes Wochenende kommt er zu uns. Sobald ich meinen Abschluss habe, packe ich meine Sachen und ziehe nach Manhattan.«
»Ihr habt es eilig«, sagte ich lachend.
»Ich musste ihn nur einmal ansehen und es war beschlossene Sache«, sagte Franklin.
»Also nächste Woche Chippewa Falls. Weißt du, wo das ist, Phil?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer. Aber mein Navigationssystem hat sicher einen Plan.«
Phil und Franklin zogen sich widerwillig an, als ich verkündete, dass ich Hunger hatte und mit ihnen gerne etwas Essen gehen würde. Anschließend verabschiedeten wir uns und Phil fuhr zurück nach Manhattan, Franklin machte sich auf den Weg nach Chippewa Falls. Ich war glücklich, dass alles so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Anruf von Franklin‘s Vater am Montag Abend bestätigte mein Gefühl.
Es war nun an der Zeit, mich wieder um mein eigenes Leben zu kümmern. Ich begann damit, indem ich mich wirklich im Verein anmeldete und mir einen relativ guten Bogen kaufte. Ich war gespannt, wie ich mich schlagen würde. Die Ernüchterung kam nach dem ersten Training. Ich war ziemlich schlecht. Ich hatte alles verlernt, was ich im College und im Camp gelernt hatte. Hinzu kam, dass das Level des Vereins deutlich über dem lag, was ich in dieser Zeit geschossen hatte. Am liebsten hätte ich sofort das Weite gesucht. Aber die anderen Mitglieder waren freundlich und versuchten, mir zu helfen. Außerdem hätte ich es nie fertig gebracht, Tim zu schreiben, dass ich aufgegeben hatte. Weder am 1. oder am 101. Tag. Aufgeben kam in seinem Wortschatz nicht vor, also flog dieses Wort auch aus meinem.
Innerhalb der ersten Woche schaffte ich es, mich zumindest ein bisschen zu verbessern. Ich traute mich sogar, nach Wettbewerben in der Gegend zu fragen und auf welches Niveau ich dort treffen würde. Ich beschloss, dass ich täglich trainieren musste und war schon bald öfter beim Training zu sehen als jeder andere. Ich verbesserte mich, aber nur sehr langsam. Meine Punktzahlen waren nach wie vor unterirdisch.
In dieser Zeit erhielt ich Tim‘s April-Brief. Er war voller Vorfreude auf London. Er schrieb mir, dass er durch Hal schon das meiste über mein Treffen mit ihm, Ronnie und Franklin erfahren hatte. Dann kam er zum eigentlichen Inhalt des Briefes.
Tim war
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