Tim (German Edition)
irgendwo auf dem College sein«, sagte Ronnie. »Aber nichts würde mich davon abhalten, nach Boston zu kommen.«
Damit war es beschlossene Sache. Ich fand es spannend, die Reaktion der anderen zu beobachten. Niemanden überraschte es, dass ein Junge, der vor drei Jahren keine hundert Meter hätte laufen können, am Boston Marathon teilnehmen wollte — mit dann gerade einmal 18 Jahren. Aber so funktionierte eben diese erstaunliche Gruppe.
Da es schon relativ spät war, driftete das Gespräch zu der Bettenverteilung ab.
»Wer schläft wo?«, fragte Franklin. »Ich habe ein großes Bett, da kann einer mit mir schlafen. Im Gästezimmer sind zwei Betten, die können die anderen beiden benutzen. Es würde Mom aber ein bisschen Wäsche sparen, wenn ihr euch eines teilen könntet.«
»Franklin!«, stieß Norma aus.
»Entschuldige Mom«, sagte er kichernd.
»Ich glaube, wir sollten jede Nacht wechseln«, schlug Hal vor. »Dann kann jeder mit jedem ein bisschen unter vier Augen reden. Oder was auch immer...« Er lachte. »Ich hätte heute gerne Franklin.«
Franklin stand auf, hob Hal hoch und warf ihn sich über die Schulter. Genau so wie einige Jahre zuvor im Camp. Dann waren die beiden verschwunden. Auch Ronnie und ich verabschiedeten uns.
Peter und Norma waren schon außer Haus, als wir uns zum Frühstück zusammen setzen. Wir unterhielten uns über dies und das.
»Hal, wie läuft es eigentlich mit Sue?«, fragte ich.
»Großartig. Ich weiß, es ist ziemlich früh, in der High School darüber nachzudenken, aber ich glaube, sie ist die Richtige für mich.«
Franklin verschluckte sich und spuckte seine Cornflakes quer über den halben Tisch. »Hal!«, rief er.
Wir alle schauten ihn an. »Franklin, wo ist das Problem?«, fragte ich.
»Hal, du hast eine Freundin? Du liebst sie? Was zum Teufel ist dann letzte Nacht in meinem Bett passiert?«
Hal wirkte nicht beunruhigt. Er lächelte sogar.
»Ich glaube, wir sollten ganz am Anfang anfangen, damit Charlie und Ronnie wissen, wovon wir überhaupt reden.«
»Ich habe keine Ahnung wohin das führt, aber rede weiter«, sagte Franklin.
Dann erzählte Hal eine Geschichte aus dem ersten Jahr im Camp. Ich war froh, dass ich damals nichts davon erfahren habe.
Franklin und Hal liefen an einem Morgen gemeinsam in den Wäldern von Camp White Elk . Beide machten eine kurze Pause, um sich auszuruhen. Franklin beschloss, sein Glück bei Hal zu probieren und fragte ihn, was er von Sex hielt. Hal zögerte einen Moment, stimmte dann aber zu. Beide zogen sich aus und begannen, sich gegenseitig zu befriedigen. Franklin war im siebten Himmel. Jedenfalls bis er bemerkte, dass es Hal nicht so ging. Er stieß Hal‘s Hand weg.
»Du willst das gar nicht machen, oder?«
»Nicht wirklich«, antwortete Hal.
»Warum hast du dann mitgemacht?«
»Ich dachte, es würde von mir erwartet. Als Teil des neuen Hal.«
»Was?«, rief Franklin. »Hal, du solltest mit niemandem Sex haben, wenn du es nicht möchtest.« Franklin stand auf und zog sich rasch wieder an. »Es tut mir leid.«
»Es muss dir nicht leid tun«, sagte Hal. »Ich weiß, dass du es willst. Lass es mich für dich tun.«
»Nein, ich verführe keine Jungs. Ich dachte, dass du es auch wolltest. Das war mein Fehler. Bitte sage es niemandem.«
»Werde ich nicht«, versprach Hal, während er sich ebenfalls wieder anzog. Beide hatten seitdem nie wieder über diesen Vorfall gesprochen.
»Charlie, es tut mir leid«, sagte Franklin zu mir. »Ich habe damals nicht mit dem Kopf gedacht.«
»Franklin, wir waren beide Jungs, du hast mich zu nichts gezwungen oder überredet. Und wir haben mittendrin aufgehört. Und dafür fühlte ich mich seitdem schuldig.«
»Wir haben darüber gestern geredet. Wenn sich jemand schuldig fühlen sollte, dann ich«, sagte Franklin.
»Ja, das haben wir«, stimmte Hal zu und schaute mich an. »Wir haben uns beide drei Jahre lang darüber Sorgen gemacht und uns schuldig gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass ich das zu Ende bringen musste. Das sagte ich Franklin gestern Abend. Und er hat schließlich zugestimmt und wir hatten eine wundervolle Nacht zusammen.«
»Aber Sue —«, jammerte Franklin.
»Hör mir zu, Franklin. Sue ist ein wundervolles Mädchen. Wir haben viele Stunden miteinander geredet. Sie weiß über den alten und den neuen Hal Bescheid und auch über unser Abenteuer im Wald.«
»Es gibt nichts, was du ihr nicht erzählst, oder?«
»Nein. Und letzte Nacht war ihre Idee. Sie gab mir den
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