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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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ab.
    »In der Grundschule vergaß er seinen kompletten Text in einem Theaterstück«, sagte Norman.
    »Sein Klavierunterricht war ziemlich lückenhaft, so wie in nicht existent . Irgendwann sagte sein Lehrer einfach ›vergesst es‹ ,« fügte Betsy hinzu.
    »Das war der glücklichste Tag meines Lebens«, gab Tim zu. »Zumindest bis ich Charlie kennen gelernt habe.« Wir schauten uns immer noch direkt an. Ich konnte mich in seinen Augen verlieren.
    »Ich fand es klasse, als sein spektakulärer Sprung beim Wettbewerb im Frühling im spektakulärsten Bauchklatscher der Geschichte endete«, lachte Carl. »Sein Bauch war noch eine Woche später wund.«
    »Mehr als eine Woche«, fügte Tim lachend hinzu.
    »Okay. Ich bin mir sicher, dass ich mit der Zeit noch mehr Geschichten dieser Art über meinen kleinen Engel zu hören bekommen werde. Aber lasst ihn für jetzt noch auf seinem Podest, okay?« bat ich.
    »Klar. Aber denke immer daran, dass die Statue ziemlich viele Risse hat.«
    »Charlie, Tim hat uns erzählt, dass du keine Pläne hattest, ihn in den nächsten dreieinhalb Jahren wieder zu sehen. Oder dass du, besser gesagt, ein Kontaktverbot für diese Zeit verhängt hast«, wechselte Norman das Thema.
    »Dieses Wochenende ausgenommen hat sich daran auch nichts geändert.«
    »Das bewundere ich. Aber was wäre, wenn seine Eltern es in Ordnung fänden, euch zu besuchen, zu telefonieren und in Verbindung zu bleiben? Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie so denken würden«, sagte Betsy.
    »Es war nicht einfach, es Tim zu erklären und er wollte es einfach nicht verstehen. Auch wenn er es akzeptiert hat.«
    »Du hast mir keine andere Wahl gelassen«, beschwerte sich Tim.
    »Nein, das habe ich nicht. Und das werde ich auch jetzt nicht«, antwortet ich. »Du bist ein Junge, ich bin ein Mann. Oder werde zumindest bald einer sein. Da ist eine Alterslinie zwischen uns. Achtzehn ist vielleicht keine magische Zahl, aber irgendwo zwischen meinen 20 und deinen 14 Jahren ist diese Linie. Man kann als Mann davon träumen, diese Linie zu überschreiten, aber man tut es nicht. Okay, manche Männer tun es, aber das ist zumindest moralisch fragwürdig, ganz zu schweigen davon, dass es illegal ist. Und das kommt für mich nicht in Frage. Aber es gibt noch mehr Gründe. Mit deinen 14 Jahren solltest du die nächsten 4 Jahre damit verbringen, herauszufinden, wer du bist. Du sollst deine Sexualität kennenlernen, deine Träume entdecken. Das könntest du nicht, wenn du mir in irgend einer Form verpflichtet wärst. Du kannst kein normaler Teenager sein, wenn du dich an einen 20-jährigen Mann bindest.« Ich schaute Tim an und seufzte. »Vielleicht hätte ich im Camp einfach nein sagen sollen. War es falsch, das nicht zu tun? Möglicherweise. Ich weiß es nicht. Aber du hattest in gewisser Weise recht. Hätte ich kein Gewissen gehabt, wäre ich vermutlich wirklich direkt auf dem Parkplatz über dich her gefallen. Ich konnte einfach nicht nein zu dir sagen. Und je mehr wir miteinander geredet haben und je öfter du mir gesagt hast, dass du mich liebst, umso schwerer fiel es mir auch nur darüber nachzudenken, nein zu sagen. Deswegen habe ich dir am Ende diesen Vorschlag gemacht. War es dir gegenüber fair? Wahrscheinlich denkst du, dass es fair war. Vielleicht denkst du aber auch, dass es unfair war, weil du mich nicht sofort haben kannst. Aber was würden die Leute denken?«
    »Ich kann nicht für andere Leute sprechen, aber hier zweifelt niemand daran, dass du dich verantwortungsvoll verhalten hast«, versicherte mir Betsy. Ich wusste das selbst, oder ich bildete mir zumindest ein, es zu wissen. Es von Tim‘s Eltern zu hören tat aber dennoch gut.
    »Ich hätte ihn direkt auf dem Parkplatz ins Gebüsch gezerrt. Er hätte es verdient gehabt«, warf Carl lachend ein, gefolgt von einem »au« und einem bösen Blick in Richtung Tim, der ihm offensichtlich mit einem Tritt klar gemacht hatte, was er davon hielt.
    »Es sieht für mich ganz so aus, dass weder Betsy noch ich etwas sagen können, um deine Meinung zu ändern. Auch Tim scheint dich nicht umstimmen zu können. Sehe ich das richtig?« fragte Norman.
    »Ja, da hast du recht. Ich könnte nicht damit leben, wenn ich Tim die Chance nehmen würde, ein ganz normaler Teenager zu sein. Er muss aufwachsen und soll seine Entscheidungen als Erwachsener treffen können. Ich weiß, dass sein 18. Geburtstag ein willkürliches Datum ist. Aber wie sollte man ein anderes Datum auswählen, das nicht

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