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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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Schulveranstaltungen. Als Dates würde ich das aber nicht bezeichnen.«
    Wieder unterbrach mich Carl. »In gewisser Weise war das ein Scherz, aber du bist ziemlich mutig. Ich bezweifle, dass ich mit den Eltern von einem der Mädchen, mit denen ich bisher zusammen war, so reden könnte.«
    »Ich glaube aber auch kaum, dass all deine Freunde so offen mit ihren Eltern sind wie ihr,« sagte ich.
    Carl dachte eine Sekunde darüber nach. »Nicht mal annähernd«, gab er zu.
    »Ihr seid eine wirklich ungewöhnliche Familie«, stellte ich fest.
    »Carl und ich wissen das«, warf Tim ein. »Wir reden mit vielen unserer Freunde darüber. Aber ich glaube nicht, dass Mom und Dad wirklich wissen, wie einzigartig sie sind.«
    »Wenn das heißen soll, dass ihr uns liebt: wir lieben euch auch«, sagte Betsy mit einem breiten Grinsen.
    »Möchtest du weiter erzählen?« fragte mich Norman.
    »Nach der High School ging ich zur Columbia University in New York. Allerdings war mein Semester dort ein Desaster. Ich verliebte mich in die Stadt, die Bücherei und versuchte, mich in der Schwulen-Community zurecht zu finden. Ich hatte für alles Interesse, nur eben für das Studium nicht. Ich bin zwar nicht durchgefallen, aber dort zu bleiben machte einfach keinen Sinn. Also brach ich irgendwann ab und ging mit eingezogenem Schwanz zurück nach Hause.«
    »Jetzt wird‘s interessant.«
    »Tim!«, rief Betsy wieder.
    »Entschuldige«, sagte Tim, kicherte allerdings.
    »Meine Eltern sind wirklich super damit umgegangen, aber sie wussten nicht so recht, was sie mit mir anfangen sollten. Sie machten ein paar Ersparnisse locker und ich setzte mich nach Europa ab, um dort ein bisschen herum zu reisen. Als ich zurück kam, war ich ein neuer Mensch. Ich verbrachte den Sommer als Betreuer im Camp White Elk , bevor ich aufs Rockford College wechselte, um dort neu anzufangen. Kleine Universitäten können nicht gerade wählerisch sein, wenn im Herbst noch Studienplätze frei sind und jemand dazu bereit ist, die vollen Studiengebühren zu bezahlen. Ich wurde also ohne Probleme dort angenommen. Ich kam dort besser zurecht, bekam hauptsächlich C‘s und B‘s und ab und zu ein A . Zwei Jahre später bin ich 20 und verbringe den Sommer wieder als Betreuer im Camp. In den letzten beiden Wochen hatte ich diese großartige Gruppe und während mich die anderen Jungs oft beeindruckt haben, hat Tim mich im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen.«
    »Gleiche Frage: möchtest du deine sexuelle Vergangenheit ergänzen?« fragte Carl grinsend.
    »Gleicher Kommentar von uns. Wirklich, Carl«, sagte Betsy und verdrehte die Augen.
    »Ist schon okay«, sagte ich schnell. »Ich hatte hin und wieder Dates, auch eine Zeit lang eine ernsthafte Beziehung mit einer Frau. Wir dachten sogar darüber nach zu heiraten, aber es sollte nicht sein. Mit einem meiner Mitbewohner hatte ich auch eine kurze Beziehung, aber auch die hielt nicht lange. Ich glaube, du möchtest davon keine bildlichen Schilderungen, oder Carl?«
    »Ich passe.« Dieser Punkt ging scheinbar an mich.
    »Meine Freunde glauben mir oft nicht, was für Sachen ich meinen Eltern erzähle«, warf Tim in die Unterhaltung ein. »Noch viel weniger glauben sie, dass ein paar andere Freunde genauso offen mit meinen Eltern reden.«
    »Ich verstehe nicht, warum es für viele Menschen so schwierig ist, über solche Themen zu reden. Sex ist ist ein völlig normaler Bestandteil des Lebens, also warum sollte man nicht auch darüber sprechen?«, stellte Norman die rhetorische Frage.
    »Nun, ich würde die Unterhaltung über Sex ungern vertiefen wollen, aber das war relativ einfach. Der schwierigste Teil war für mich, das Desaster an der Columbia zuzugeben. Ich glaube, ich bin nicht mal besonders gut darin, es mir selbst einzugestehen.«
    »Es wird dir hier sicherlich niemand nachtragen«, versuchte Betsy mich zu beruhigen.
    »Mein griechischer Gott hat einen Sprung am Ellenbogen in seiner Statue«, scherzte Tim. »Aber ich finde, das macht ihn noch viel sexier.« Er flirtete mit mir, vor seinen Eltern. Und es machte mich komischerweise kein bisschen verlegen.
    »Mein nordischer Gott scheint allerdings perfekt zu sein«, sagte ich und sah Tim tief in die Augen.
    »Ich könnte dir Geschichten erzählen«, bot Carl an.
    »Das können wir alle«, stimmte Betsy zu.
    »Macht das«, antwortete ich, während ich noch immer Tim ansah. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Oh nein, bitte nicht«, bettelte Tim, wandte seinen Blick allerdings nicht von mir

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