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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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Nacht nehmen. Ich gebe mich mit dem Boden zufrieden«, sagte er.
    »Ich glaube, wir können uns das Bett auch teilen«, sagte ich mit einem Lächeln.
    »Wirklich?« fragte er überrascht.
    »Lieber du in Fleisch und Blut, als ein anderer in meinen Träumen.«
    Ihm ging ein Licht auf. »Du bist auch schwul?« Ich nickte. »Hast du einen Freund?«
    »Ja.«
    Ihm ging ein weiteres Licht auf. »Tim?« fragte er.
    War ich wirklich so durchsichtig? »Kein Kommentar«, sagte ich. Ich wusste, dass ich ihn damit nicht täuschen konnte, aber ›kein Kommentar‹ kann man schlecht zitieren.
    »Ich fasse es nicht. Warum bist du nicht bei ihm?« Er dachte einen Moment nach. »Aber hatte er da heute nicht eine Freundin? Wie es aussieht, hat er dich sitzen gelassen. Das tut mir leid. Kann ich dir eine Umarmung anbieten?«
    »Gerne, auch wenn deine Schlussfolgerungen falsch sind.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Das geht nicht.«
    »Okay.« Damit ließ er das Thema fallen und stellte eine andere Frage. »Wollen wir ins Bett gehen?« Ich nickte und genau das taten wir dann auch. Wir hatten eine wirklich angenehme Nacht zusammen. Tim erzählte ich später alle Einzelheiten in meinem Brief.

    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte Alex seinen Kopf auf meine Brust gelegt und sein Arm war um meinen Bauch geschlungen. Es fühlte sich gut an. Aber nicht annähernd so toll, wie mit Tim im Arm aufzuwachen. Alex blinzelte mehrere Male, bevor er die Augen öffnete und mich anlächelte.
    »Guten Morgen«, begrüßte ich ihn.
    »Guten Morgen«, gähnte er zurück und schlug vor, gemeinsam duschen zu gehen.
    »Ist für dich wirklich okay, was letzte Nacht passiert ist?«, fragte Alex beim Frühstück. »Du hast einen Freund und ich nicht.«
    »Wenn mein Freund eine Freundin hat, dann kann sein Freund auch einen Freund haben, oder?«
    »Möchtest du darüber reden? Ich fühle mich schuldig und komme mir so vor, als ob ich mich zwischen euch drängen würde.«
    »Unsere Beziehung ist felsenfest, wenn auch nicht sexuell. Eines Tages vielleicht, wenn er älter ist. Bis dahin — nun ja, du hast das Mädchen bei ihm gesehen. Ihr Name ist übrigens Tina.«
    »Du kennst sie?«, fragte er erstaunt.
    »Ich habe sie noch nicht getroffen, aber Tim hat mir viel von ihr erzählt. Eine wundervolle junge Frau.«
    »Weiß sie von euch?«
    »Ja.«
    »Sie weiß, dass ihr —« Er ließ den Satz unvollendet. »Verdammt, jetzt bin ich verwirrt.«
    »Ich kann es dir nicht wirklich erklären. Wir sind im Moment nur Freunde, später vielleicht mal mehr. Aber nicht, solange er 16 ist und ich 22 bin. Und das wissen wir beide.«
    »Und du weichst ihm aus? So wie gestern?« Ich nickte. »Werden wir uns wieder sehen?«
    »Möchtest du das denn?«
    »Sehr gerne«, sagte Alex.
    »Bist du geoutet?«, fragte ich.
    »Bei engen Freunden«, gab er zu. »Sie sind okay, wenn auch nicht gerade begeistert. Du?«
    »Ich kenne praktisch niemanden in Rockford.«
    Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich mit einem Kuss von Alex und ich machte mich auf den Rückweg.

    In meinem Brief an Tim hatte ich ein Problem. Wie sollte ich ihm erklären, wo und wie ich Alex kennen gelernt hatte? Ich entschied mich dafür, ihm nur zu schreiben, dass Alex in Madison studierte, verschwieg ihm aber, dass ich ihn dort kennen gelernt hatte. Tim war natürlich zu schlau und zählte sofort 1 und 1 zusammen. Sein März-Brief kam am Zweiten des Monats bei mir an. Er war kurz, schmerzlos und direkt auf den Punkt:
Du Arschloch!
Du warst in Madison und hast mich beim Wettbewerb gesehen. Warum hast du dich vor mir versteckt?
Tim
P.S. Ich liebe dich aber immer noch.
    Ich antwortete ihm postwendend und genauso kurz:
Tim,
es tut mir leid.
Charlie
P.S. Ich liebe dich.
    Brief 18 ging am 5. März auf die Reise. Es war ein langer Monat bis zu unserem nächsten Briefwechsel.

Kapitel 44: Tim
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    Ich konnte Charlie nicht lange böse sein. Dennoch fand ich es ungerecht. In meinem April-Brief schrieb ich allerdings über die großen Turmsprung-Wettbewerbe, die vor der Tür standen. Ich war aufgeregt und rechnete mir vom Turm und vom Brett gleichermaßen Chancen aus. Bei den lokalen Wettbewerben war ich vom Turm unschlagbar. Vom Brett aus landete ich immer auf dem ersten oder zweiten Platz. Ich arbeitete hart an meiner Technik und übte auch neue Sprünge. Es war nicht einfach, Sprünge zu finden, die einen höheren Schwierigkeitsgrad hatten, aber ich fand ein paar. Mein größtes Problem war, dass diese

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