Tim (German Edition)
lassen?
Kapitel 63: Charlie
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Ich erreichte St. Paul am Freitag Nachmittag. Hal‘s Eltern bestanden darauf, dass ich für ein frühes Abendessen da sein würde. Erst danach fuhren wir nach Chippewa Falls weiter. Der Empfang von Hal‘s Eltern war gewohnt liebenswert. Ich hatte auch nichts anderes erwartet.
Hal freute sich, mich zu sehen und begrüßte mich mit einer netten Umarmung. Nachdem wir uns gesetzt hatten, erzählte er mir alles über sein Laufen. Er lief nun regelmäßig Marathon-Distanzen und hatte sich eine Route durch Parks und wenig befahrene Straßen in St. Paul zusammen gestellt. Hal lief diese Strecke drei Mal pro Woche nach der Schule, unabhängig vom Wetter. Fast zumindest, denn er gestand mir, dass er zwei Mal verzichten musste, weil ihn das Eis im Winter davon abhielt.
»Wie schnell sind deine Zeiten?«, fragte ich neugierig.
»Ich schaffe regelmäßig 2 Stunden 55 Minuten, es sei denn das Wetter bremst mich aus. Jetzt im Frühling sollten sich die Zeiten aber verbessern. Ich hoffe bald die 2 Stunden 40 zu knacken, meine Bestzeit ist drei Minuten darüber.«
»Hal, das ist wirklich beeindruckend. Wo liegt der Rekord?«
»In Boston bei 2 Stunden und 5 Minuten etwa.«
»Wann ist der Boston Marathon? Denkst du darüber nach, daran teilzunehmen?«
»Man muss dafür 18 sein. Daher wäre ich erst nächstes Jahr berechtigt, daran teilzunehmen. Boston ist übrigens im April. In der Zwischenzeit muss ich an einem offiziellen Marathon teilnehmen und eine Qualifikationszeit schaffen. Das sollte aber kein Problem sein. Ich liege konstant darunter.«
»Wir hatten eine Familiendiskussion darüber, ob er am Boston Marathon teilnehmen sollte, während er noch in der High School ist«, warf sein Vater ein.
»Ist jetzt die Stelle gekommen, an der ich ›kauft ihm die verdammten Schuhe‹ sagen sollte?«, fragte ich.
»Nein«, lachte John. »Er darf teilnehmen. Es ist seine Entscheidung. Wir haben nur eine Weile darüber gesprochen.«
»Was sagt sein Coach dazu?«
»Er ermutigt ihn. Coach Johnson ist wirklich toll. Aber wir haben Bedenken, dass er für so einen großen Wettkampf noch nicht bereit ist.«
»Was ist deine Meinung dazu, Hal?«
»Ich habe Angst, dass ich es vermasseln könnte«, gab er zu.
»Was wäre denn die Kehrseite?«
»Ich breche das Rennen ab, werde entmutigt, höre auf, Marathons zu laufen«, sagte er und ich sah, wie seine Augen feucht wurden.
»Wie wahrscheinlich ist es, dass das passiert?«, fragte ich. »Das klingt für mich sehr nach dem alten Hal.«
»Es ist eine schwere Entscheidung.«
»Ich möchte mich ja nicht einmischen, aber für mich klingt das eher nach einer Diskussion zwischen dem alten und dem neuen Hal. Ich würde mein Geld auf den neuen Hal setzen.«
Hal dachte einen Moment nach. Dann stand er auf und umarmte mich. »Okay, ich habe mich entschieden. Mom, Dad, kommt ihr nächstes Jahr mit mir nach Boston?«
»Natürlich«, antwortete seine Mutter. »Ich wette, die meisten deiner Freunde werden auch da sein. Aber es ist deine Entscheidung.«
»Nein, es war Charlie‘s.«
»Gib nicht mir die Schuld. Der neue Hal hat die Entscheidung getroffen. Und ich denke, es war die richtige. Übrigens: was machst du, falls du gewinnst?«
»Keine Chance«, lachte Hal. »Ich wäre zufrieden, wenn ich auf diesem Kurs unter 3 Stunden bleiben und im Ziel ankommen würde, ohne entweder zusammenzubrechen oder einen Herzinfarkt zu bekommen.«
»Ich kann für Tim und mich sprechen: wir werden da sein und dich anfeuern. Ich wette, die meisten anderen aus der Gang würden auch kommen.«
»Das wäre klasse«, strahlte Hal. Er sah auf die Uhr. »Wir sollten langsam los.«
Die Fahrt nach Chippewa Falls dauerte etwas mehr als 2 Stunden. Wir wurden von Franklin‘s Eltern, Peter und Norma, genauso herzlich begrüßt wie von Franklin und Ronnie. Wir verbrachten den Abend mit Gesprächen, hauptsächlich über Camp White Elk , dann wechselte das Thema zu Hal und seiner Verwandlung im Camp.
»Wusstet ihr schon, dass Hal beim Boston Marathon nächstes Jahr laufen wird?«, fragte ich. »Tim und ich werden da sein. Die Unterstützung kann er dort sicher gebrauchen. Warum bringen wir dafür nicht die ganze Gang zusammen?«
»Ich bin dabei«, stimmte Franklin zu.
»Das wäre bestimmt eine nette Reise«, sagte Norma. »Peter, warum fahren wir nicht auch hin? Schreib es am besten gleich in den Kalender, damit wir uns nichts anderes vornehmen.«
»Ich werde in einem Jahr vermutlich
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