Tim (German Edition)
wartet nicht mal bis nach seinem High-School -Abschluss.«
»Daran habe ich auch schon gedacht.«
»Was sagen eure Eltern dazu?«
»Du kennst sie doch schon ganz gut. Was denkst du?«
»Sie sagen, dass es eure Entscheidung ist.«
»Genau. Sie sind mit uns die Vor- und Nachteile durch gegangen, haben sich aber weder in die eine, noch in die andere Richtung geäußert.«
Wir plauderten noch eine halbe Stunde länger, kamen aber auch zu keinem Ergebnis. Ich gab seinen Eltern recht. Die Entscheidung mussten sie selbst treffen.
Zurück in Des Moines bereitete ich mich auf meinen Besuch bei Hal, Ronnie und Franklin vor. Wir hatten beschlossen, dass ich Hal abholen und wir gemeinsam zu Franklin fahren würden. Hal gefiel der Gedanke nicht, dass ich in den Twin Cities sein sollte, ohne Tim sehen zu können. Er hatte recht. Auch Ronnie würde nach Chippewa Falls kommen. So brauchte ich nicht extra noch nach Madison fahren, um auch ihn zu sehen.
Auch von Tom gab es gute Neuigkeiten. Er hatte eine neue Freundin gefunden, Nancy. Es war ziemlich ernst zwischen den beiden und ich machte mir Sorgen, dass er sich nach Julies Tod zu schnell in eine neue Beziehung stürzte. Ich telefonierte mit seinen Eltern, aber beide versicherten mir, dass es kein Problem war. Auch Julies Eltern wussten Bescheid und sie freuten sich für Tom. Er würde Julie immer lieben, aber Nancy tat ihm offensichtlich gut. Daher hielt ich mich aus dieser Geschichte heraus.
Kapitel 62: Tim
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Ich hatte eine Menge zu tun und musste mich ständig mit irgendwelchen Colleges auseinandersetzen, die etwas von mir wollten. Das ging mir mittlerweile ein bisschen auf die Nerven. Man wird schnell müde, wenn man immer wiederholen muss, dass man keine Interesse an einem Sport-Stipendium hat. Ich erwarte von einem College Bildung, nicht nur Sport, verdammt nochmal. Vielleicht hätte ich das einem meiner Besucher so direkt sagen sollen?
Tina war in dieser Zeit ein Fels für mich und immer da, wenn ich sie brauchte. Ich war ihr unglaublich dankbar, dass sie ihre Zeit mit mir verschwendete anstatt sich vielleicht nach der Liebe ihres Lebens umzusehen. Ich wusste, dass sie das nicht so sah, aber ich konnte nicht anders, als hin und wieder ein schlechtes Gewissen zu haben.
Wir gingen nach wie vor jeden Samstag Abend aus und hatten viel Spaß zusammen. Nicht nur im Kino oder beim Essen, auch danach beim experimentieren im Bett. Ich muss gestehen, dass ein weiblicher Körper durchaus interessant ist. Aber das änderte alles nichts an meinen Gefühlen für Charlie. Vermutlich war ich ein bisschen bisexuell, aber der schwule Teil in mir war doch wesentlich stärker. In diesem Sinne hatte Charlie recht mit seinen Regeln. Ich entdeckte etwas neues über mich, das ich vermutlich nie erfahren hätte, wenn es diese 40 Monate nicht gegeben hätte.
Auch in anderer Hinsicht war Tina in dieser Zeit für mich da. Bald war Frühlingsanfang und mit den wärmeren Temperaturen vermisste ich Charlie mehr und mehr. Ich konnte mich immer bei Tina anlehnen, wenn ich traurig war und mich nach Charlie sehnte.
Sie half mir auch bei meinen Planungen für London. Ich hatte nicht vor, mich dort auf die faule Haut zu legen. Ich wollte so viel wie möglich sehen. Theater, Museen, Trafalgar Square , Big Ben , St. Paul’s Cathedral , Westminster . Egal was, ich wollte es sehen, erleben und mich in die Stadt stürzen. Wir waren zufällig dort, als der London Marathon stattfand. Das wollte ich mir ansehen, auch wenn es vermutlich eher etwas für Hal gewesen wäre. Aber ich glaube, er hätte nicht nur zusehen wollen.
Dass ich Charlie gerne in London bei mir gehabt hätte, muss ich vermutlich nicht erst erwähnen, oder? Ich tröstete mich damit, dass wir noch ein ganzes Leben lang Zeit haben würden, um gemeinsam zu reisen und neue Länder kennen zu lernen.
Auch Tina hätte ich gerne bei mir gehabt, aber ihre Eltern spielten nicht mit. Zwei Wochen London mitten in der Schulzeit? Das stand für sie außer Frage. Ich kann es nachvollziehen, aber gefallen muss es mir deswegen trotzdem nicht. Dennoch freute ich mich auf London und die Abwechslung, die es versprach.
In einer Nacht hatte ich einen Traum, motiviert dadurch, dass Charlie wieder mit dem Bogenschießen angefangen hatte. In meinem Traum waren wir beide bei den Olympischen Spielen. Es war die Eröffnungsfeier und wir liefen Hand in Hand ins Stadion. Ich dachte lange über diesen Traum nach. Konnte ich ihn Wirklichkeit werden
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