Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
Morgen.
Wir kamen allerdings zu spät zum Frühstück.
»Wenn Carl hier wäre, würde er euch verschiedene Arten von Eskapaden in der Schwimmhalle und unter der Dusche vorwerfen. Aber ich bin mir sicher, dass das nicht der Grund für eure Verspätung ist, oder?«, fragte Norman.
»Nein, natürlich nicht«, antworteten wir im Duett und grinsten.
Es war klar, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
»Wie bin ich bloß hier gelandet?«, fragte Betsy theatralisch.
Dann fingen beide an zu lachen.
»Esst auf, wir wollen in 15 Minuten losfahren.«
Wir kamen ihrer Bitte nach und beeilten uns.
Nach dem Essen setzte sich Norman ans Steuer. Tim und ich nahmen auf dem Rücksitz Platz. Unterwegs wurden wir erbarmungslos über unsere 2 Tage in Grand Forks ausgefragt. Da wir im im Auto in der Falle saßen, blieb uns nichts anderes übrig, als detailliert über unsere komplette Reise zu berichten.
»Ich freue mich darauf, Felix kennenzulernen«, sagte Betsy. »Wie alt ist er denn?«
»Wir sind uns nicht sicher«, antwortete ich. »Aber ich würde ihn auf Ende 70 schätzen.«
Wir kannten Felix eine ganze Zeit. Sein wahres Alter erfuhren wir jedoch erst bei seiner Beerdigung.
Auf Tim‘s Klopfen hin öffnete Felix uns die Tür. Er schaute sich unsere Gruppe an und deutete die Situation korrekt.
»Ah. Die Eltern sind da, um den geilen alten Sack und sein heruntergekommenes Haus zu begutachten.«
Norman und Betsy lachten. Es war offensichtlich, dass sie Felix sofort mochten.
»Kommen Sie rein. Viel schlimmer als in Tim‘s und Charlie‘s Geschichten kann ich nicht sein.«
»Ehrlich gesagt hat uns Tim erzählt, dass Sie kein geiler alter Sack sind«, sagte Betsy und lachte.
Alles andere war ein Kinderspiel. Felix war liebenswert, Norman und Betsy interessiert und genauso begeisterungsfähig wie Tim. Norman inspizierte das Haus gründlich und fällte sein Urteil. Er war der Meinung, dass es strukturell solide sei, aber eine Menge kosmetische Arbeit benötige.
»Nicht, dass es für die beiden unabhängigen Kerle wichtig wäre, aber ich finde es toll.«
Er bekam einen großen Kuss von Tim, einen von mir und sogar Felix schloss sich an.
Als er merkte, was er da tat, war es schon zu spät. Felix schaute Norman verlegen an.
»Ich nehme an, dass Tim Ihnen erzählt hat, dass ich schwul, aber nicht geoutet bin«, sagte Felix mit Tränen in den Augen. »Aber als ich gesehen habe, wie er sie geküsst hat, konnte ich nicht widerstehen. Ich hoffe, ich habe Sie damit nicht beleidigt.«
Norman sah Felix einen Moment an, dann lächelte er und umarmte ihn fest.
»Mein Sohn hat mir eine Menge über Liebe beigebracht«, sagte Norman. »Schade, dass er es nicht der ganzen Welt beibringen kann. Aber willkommen in Tim‘s und Charlie‘s Welt. Sie können keine zwei junge Männer finden, die Sie besser behandeln würden als diese beiden.«
»Und sie könnten keinen besseren alten Sack als mich finden, der im Haus wohnt«, warf Felix den Ball zurück.
Norman schlug vor, etwas zusammen essen zu gehen. Felix‘ Augen leuchteten auf. Ich hatte den Eindruck, dass er nicht viel — wenn nicht sogar gar nichts — zu Mittag gegessen hatte.
Wir hatten unterwegs auch nur einen kleinen Snack, der nicht der Rede wert war. Felix schlug ein All you can eat am Stadtrand vor. Betsy wäre etwas anderes vermutlich lieber gewesen, aber wir stimmten alle zu.
Felix kümmerte sich darum, dass Norman sein Geld nicht umsonst ausgab. Nachdem wir alle satt waren, fuhren wir zum Haus zurück.
Felix rief den Anwalt an, der Norman und Betsy den Vertrag erklärte. Er sagte, dass er den Vertrag nach Tim‘s Wünschen aufgesetzt hatte und dass er Felix‘ Interessen schützt. Norman und Betsy waren damit einverstanden.
»Ich würde gerne den Turmsprung-Coach kennenlernen. Aber da Sonntag ist, wird das unmöglich sein«, sagte Norman.
Felix holte sein Telefon und wählte Coach Knudsens Nummer.
»Larry, hier ist Felix ... Du musst sofort her kommen. Die beiden Jungs sind mit den Eltern hier ... Sie drohen damit, Tim nicht auf die UND gehen zu lassen ... Ich dachte das würde dich interessieren. Also komm schnell her.«
»Felix, wir haben nie —«, begann Betsy, aber Felix unterbrach sie.
»Ich weiß. Und Larry weiß es mit Sicherheit auch. Er würde genauso schnell kommen, wenn ich ihm gesagt hätte, dass ich ihm jemanden vorstellen möchte. Aber ich wollte ihn ein bisschen ärgern — bevor ihm die ganze Sache zu Kopf steigt. Er wird sich für
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