Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
für das regionale Fernsehen in Grand Forks organisieren? Es wäre etwa von 17:30 bis 18:00 Uhr. Ich erwarte ein ordentliches Publikum, wenn man daraus eine Sondersendung macht. Es müsste eine gute Geschichte für Grand Forks sein.«
»Unfassbar, wie klinisch du dich und deinen Nachrichtenwert analysierst. Da deine Analyse völlig zutrifft, kommt es nicht mal wie ein riesiges Ego rüber. Ich kann meinem Herausgeber vertrauen und der kann ein Kamera-Team von einem der lokalen Fernsehsender, mit denen wir zusammenarbeiten, her schicken. Das könnte lustig werden.« Eddie grinste. »Sie werden nicht wissen, warum sie hier sind. Wir sagen ihnen gegen Ende des Wettbewerbs, dass sie die Preisvergabe filmen sollen. Wir gehen live auf Sendung, wenn du deinen Pokal oder was auch immer bekommst. Und bleiben drauf, wenn du deine Ankündigung machst.«
»Und meinen letzten Sprung«, fügte Tim hinzu. »Ihr werdet 2 Kameras brauchen oder einen Winkel, bei dem ihr beides filmen könnt.«
Es funktionierte. Niemand hat damit gerechnet.
Es gab bei den Zuschauern ein paar Spekulationen, als sie die Kameras entdeckten.
Ich sah später die Aufzeichnung der Live-Sendung aus Grand Forks.
Gerade als Tim dabei war, seinen zweiten Preis — den für das Sprungbrett — entgegen zu nehmen, wurden die Nachrichten für eine Liveübertragung unterbrochen.
»Wir sind live an der Southwest High School in Minneapolis, wo soeben der Turmsprung-Wettkampf zuende gegangangen ist.«
Nicht einmal der Moderator hatte eine Ahnung, worüber er berichtete. Man sah ihm die Verunsicherung an.
»Tim, der nationale Turmsprung-Champion, bekommt soeben seinen Preis überreicht«, kommentierte er die Ereignisse — mehr oder weniger gelangweilt.
Tim nahm seinen Preis entgegen, gab ihn an Coach Nelson weiter und kletterte auf den 3-Meter-Turm. Coach Knudsen folgte ihm.
Es stand bereits ein Mikrofon für Tim bereit, das er sich nahm, um sich an das Publikum zu wenden.
»Ich möchte mich bei euch allen für die Unterstützung in den vergangenen vier Jahren bedanken«, sagte er. »Bei euch und allen anderen, die hergekommen sind, um uns zuzusehen und uns angefeuert haben. Aber auch bei denen, die gegen mich angetreten sind und mich von Zeit zu Zeit geschlagen haben. Ich liebe euch alle und ich werde euch in den nächsten Jahren schrecklich vermissen. Ich werde die Liebenswürdigkeit, die mir hier in den Twin Cities entgegengebracht wurde, niemals vergessen. Aber heute habe ich zwei Ankündigungen zu machen. Erstens: ich trete hiermit vom High-School -Springen zurück. Ich habe heute meinen letzten High-School -Wettkampf hier absolviert, meinen letzten Sprung gemacht und das letzte Mal den Atem angehalten, um auf meine Punkte zu warten. Es waren wirklich 4 wundervolle Jahre. Aber es wird für mich Zeit, zum nächsten Lebensabschnitt über zu gehen. Was mich zu meiner zweiten Ankündigung führt.«
Er machte eine kurze Pause.
»Ich möchte meinen Turmsprung-Coach im nächsten Jahr vorstellen: Mr. Larry Knudsen. Er ist der Schwimm- und Turmsprung-Coach an der University of North Dakota in Grand Forks.«
Coach Knudsen trat einen Schritt nach vorne und nahm das Mikrofon. Er grinste, als hätte er soeben im Lotto gewonnen.
»Tim hat die University of North Dakota vor etwa einem Monat besucht. Wir haben ihm den Campus und die Sporteinrichtungen gezeigt, ihm die Teams vorgestellt und ihm versichert, dass er bei uns willkommen sein würde. Wir haben keine Illusionen, was unser Turmsprung-Programm angeht. Wir treten gegen drittklassige Teams an und schlagen uns ganz beachtlich. Wie ihr vielleicht wisst, erhielt Tim ein Angebot von der Indiana University . Deren Team weiß vermutlich nicht einmal, dass wir überhaupt existieren. Aber aus seinen ganz eigenen Gründen, die ich selbst noch nicht wirklich begriffen habe, möchte Tim an die University of North Dakota kommen.«
Tim nahm das Mikrofon.
»Vielen Dank euch allen«, sagte er, warf Coach Knudsen das Mikrofon zu und zeigte den schwierigsten und gleichzeitig graziösesten Sprung, den ich je von ihm gesehen hatte.
Ich ging zur Leiter und half ihm aus dem Wasser. Er sprang in meine Arme und küsste mich heftig und sehr lange.
Der Jubel, der der fassungslosen Stille nach Tim‘s Ankündigung folgte, war fast ohrenbetäubend. Als das Publikum realisierte, dass es ihre letzte Chance war, ihrem Helden zuzujubeln, standen sie auf und wurden sogar noch lauter.
Ich fragte mich, was die Leute in Grand Forks in
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