Time to Die - Stirb noch einmal
hatte.
Lexie betete. Sie betete für Toni und Deke und Alice und für all die Menschen, die sie liebte. Und betete auch für ihr eigenes Leben.
Jafari – Esayas – schenkte ihr fast überhaupt keine Aufmerksamkeit. Es war beinahe so, als hätte er völlig vergessen, dass sie neben ihm saß. Wenn sie doch nur das Seil um ihre Hände ein wenig lockern könnte! Vielleicht würde es ihr gelingen, über Bord zu springen. Oder ihn überrumpeln und …
Ohne Unterlass versuchte sie, die Fesseln um ihre Hände zu lösen. Dabei sah sie sich immer wieder um. Hinter ihnen war ein Boot am Horizont zu sehen und dahinter ein weiteres. Wenn es ihr gelingen würde, sich zu befreien und über Bord zu springen, könnte das erste Boot sie vielleicht retten. Sie war bereit, alles zu tun, wenn es nur bedeutete, Jafari zu entkommen und dem teuflischen Plan zu entgehen, den er für sie ausgeheckt hatte.
Lexie kämpfte weiter, obwohl ihre Handgelenke bereits aufgeschürft waren und wahrscheinlich sogar bluteten. Auf jeden Fall brannten sie wie die Hölle. Das Boot direkt hinter ihnen kam schnell näher. Es schien links an ihnen vorbeiziehen zu wollen. War das backbord oder steuerbord? Als ob das einen Unterschied machte!
Als Lexie sich umsah, wurde ihr klar, dass sie direkt auf den Damm zufuhren. Wollte Jafari die Schleusen durchbrechen und weiter flussaufwärts fahren?
Oder war der Damm selbst sein Ziel?
Oh Himmel! Konnte es sein, dass seine heilige Mission in irgendeiner Weise mit diesem Staudamm zusammenhing? Sie suchte mit ihren Augen an Deck nach irgendeinem Hinweis auf Sprengstoff, fand aber keinen.
Wenn sie doch nur dem Boot hinter ihnen ein Zeichen geben könnte! Es würde sie bald eingeholt haben. In ihrer Manteltasche befand sich ein Seidenschal. Wenn sie den zu fassen bekommen würde, dann … Was dann? Wenn die Leute auf dem anderen Boot einen lila Seidenschal sehen würden, würden sie das wohl kaum als Hilferuf interpretieren.
Plötzlich, völlig ohne Vorwarnung, bückte Jafari sich und sah ihr direkt in die Augen. “Sprich dein letztes Gebet, Ungläubige. Bete zu deinem Gott. Heute wirst du geopfert, als Buße für den Tod meines Vaters. Und ich werde mein Leben geben, für Allah und den Majeed.”
“Was haben Sie vor?” Sie musste die Wahrheit verlangen, selbst wenn er sie wieder schlug.
Er lächelte und zeigte dabei seine glänzend weißen Zähne. “Bald werden wir das Kraftwerk im Osten erreichen. Ich werde direkt hineinfahren. Das Boot ist voller Sprengstoff. Das Kraftwerk wird in die Luft gehen und der Damm wird beschädigt. Es wird zu massiven Stromausfällen im Süden der USA kommen. Das ist eine Botschaft für die ganze Nation.”
“Und wir werden sterben”, murmelte Lexie.
Kein Zweifel – Jafari oder Esayas oder wie auch immer er genannt werden wollte war verrückt. Er hatte vor, sie mit in den Selbstmord zu nehmen.
"Bring uns noch ein bisschen näher ran”, verlangte Deke von Geoff, der am Steuerknüppel stand und das Boot lenkte. Deke sah durch das Fernglas, das um seinen Hals hing. Dann hob er das Gewehr. “Ich kann erst sicher zielen, wenn du uns auf gleiche Höhe mit ihnen bringst. Er ist viel zu nah an Lexie, als dass ich ihn von hier aus erschießen könnte.”
Geoff gab keine Antwort. Er konzentrierte sich nur auf seine Aufgabe. Keiner der beiden Männer blickte sich auch nur einmal zu dem Polizeiboot um, das sie verfolgte. Der Geheimdienst wollte Jafari Holston lebend, aber Deke hatte andere Pläne für ihn.
Lexie war es gelungen, eine Hand zu befreien. Sie hielt sie jedoch weiterhin hinter dem Rücken versteckt, für den Fall, dass Jafari zu ihr herübersah. So unauffällig wie möglich zerrte sie an dem Seil, das um ihr zweites Handgelenk gewickelt war. Aber je mehr sie versuchte es zu lösen, desto fester schien es sich zuzuziehen.
Jafari und sie bemerkten das andere Boot fast zeitgleich. Jafari legte die Hand über die Augen und blicke sichtlich erbost zu den unerwünschten Weggefährten hinüber. In diesem Moment bemerkte Lexie, dass das Sonnenlicht von etwas Metallischem reflektiert wurde, das einer der beiden Männer auf dem anderen Boot in der Hand hielt. Jafari hatte es wohl auch entdeckt. Jedenfalls zielte er mit seiner Waffe auf den Mann und drückte ab. Was zum Teufel machte er da?
Es ertönte ein weiterer Schuss, diesmal jedoch nicht aus Jafaris Waffe. Der Schuss kam von dem anderen Boot. Ein einzelner Schuss, der Jafari plötzlich steif werden ließ. Lexie erschrak,
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