Time to Die - Stirb noch einmal
Sie denn schon wach?”
“Seit halb sechs.” Er nickte in Richtung der Theke, auf der sein eingeschalteter Laptop stand, und erklärte: “Ich musste ein paar Berichte durchgehen.”
“Haben Sie überhaupt geschlafen?”
“Ich brauche nicht viel Schlaf. Vier bis fünf Stunden reichen mir völlig.”
Sie seufzte. “Beneidenswert. Ich brauche meine sieben Stunden Schlaf, sonst bin ich zu nichts zu gebrauchen.”
Ihr Gehstock klapperte leise auf dem Parkett, als sie zur Kaffeemaschine ging. Sie griff in einen der Hängeschränke, fischte eine zweite Tasse heraus und füllte sie bis zum Rand.
“Ich habe gerade mit meinem Kollegen Geoff Monday gesprochen”, erwähnte Deke. “Auch Miss Bedell und er hatten eine ruhige Nacht.”
Lexie kostete bedächtig von ihrem Kaffee. Hmm … köstlich. In Wirklichkeit war ihre Nacht zwar ruhig gewesen, aber von ihren Träumen konnte dies beim besten Willen nicht behauptet werden. “Das ist gut. Ich bin froh, dass es keine weiteren Vorfälle gab. Vielleicht waren der Bombenanschlag und der Drohanruf gestern schon alles und wir haben ab jetzt unsere Ruhe.”
“Vielleicht. Aber ich bezweifle das.”
Lexie setzte ihren Kaffeebecher ab, schwang sich auf einen der beiden Barhocker, die an der Theke standen, und lehnte ihren Stock neben sich an die Wand. “Sie denken also, gestern war erst der Anfang?”
“Wahrscheinlich.” Er ging zu ihr hinüber und klappte seinen Laptop zu. Dann setzte er sich auf den zweiten Hocker und sah sie direkt an.
Ihr Herz setzte für ein paar Schläge aus, als sie seinen Blick auf sich spürte. Nervös zog sie den Kragen ihres Morgenmantels vor der Brust zusammen, obwohl man durch den dicken Stoff ohnehin nichts sehen konnte.
So aber glitt sein Blick automatisch dorthin, wo ihre Hand lag. Er räusperte sich. “Gibt es irgendeinen Grund, warum Lieutenant Desmond befangen sein könnte und diesen Fall abgeben sollte?”
Diese Frage kam so unerwartet für sie, dass sie sich beinahe an ihrem Kaffee verschluckt hätte. Als sie schließlich wieder Luft bekam, sah sie ihn fragend an. “Wie kommen Sie darauf? Ich habe keine Ahnung, worauf Sie …”
“So wie es keine gute Idee ist, wenn Ärzte ihre Liebsten behandeln, so sollten auch Polizisten nicht die Untersuchung in Fällen leiten, die jemanden betreffen, mit dem sie liiert sind.”
“Bain und ich sind nichts weiter als Freunde. Und er und Cara sind gute Bekannte.”
Gute Bekannte, die zufällig hoffnungslos ineinander verliebt waren. Aber das ging niemanden etwas an, außer die beiden.
"Sie wissen ja wahrscheinlich, dass Bain damals auch die Untersuchung im Mordfall von Caras Halbschwester geleitet hat.”
Er nickte. “Ja, das weiß ich.” Dann hielt er einen Augenblick inne. “Also gehen Sie zwar ab und zu mit dem Lieutenant aus, aber Sie haben keine sexuelle Beziehung zu ihm?”
Lexie starrte ihren Bodyguard überrascht an. “Finden Sie nicht, dass diese Frage etwas unangebracht ist?”, erwiderte sie schließlich.
“Vielleicht hätte ich mich doch etwas vorsichtiger ausdrücken sollen …”
“Vielleicht hätten Sie erst gar nicht fragen sollen.”
“Ich frage Sie das nicht aus Neugier”, verteidigte er sich. “Schließlich wurde ich engagiert, um Sie mit allen Mitteln zu schützen. Um das tun zu können, muss ich so viel wie möglich über Sie und Ihr Leben erfahren. Irgendjemand hat in der Firma, für die Sie arbeiten, eine Bombe hochgehen lassen, und derselbe Jemand hat kurz darauf Ihr Leben bedroht. Ich muss mich auf Ihre bedingungslose Mithilfe verlassen können, wenn ich meinen Job erledigen soll.”
Lexie sah überhaupt keinen Zusammenhang zwischen dem Anschlag auf ihr Leben und ihrer persönlichen Beziehung zu Bain. Aber sie wollte nicht grundlos dickköpfig oder schwierig erscheinen.
“Wie gesagt: Bain und ich sind nur Freunde. Wir unternehmen manchmal etwas zusammen, weil wir gern Zeit miteinander verbringen. Aber wir sind kein Paar.”
Dekes Gesichtszüge entspannten sich. Warum war er so wütend gewesen? Doch nicht etwa, weil sie seine Frage nicht sofort beantwortet hatte? Merkwürdig. Sehr merkwürdig.
Um die angespannte Stimmung zwischen ihnen aufzulockern, sprang Lexie von ihrem Hocker und ging zum Kühlschrank. “Ich habe noch Eier und Speck. Wenn Sie möchten, kann ich …”
In diesem Moment klingelte irgendwo ein Handy. Der Ton war gedämpft, so als käme er aus einem anderen Raum. Als sie aufhorchte, erkannte Lexie das Klingeln ihres eigenen
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