Time to Die - Stirb noch einmal
Warum jemand mir das schicken sollte und nicht dir, ist mir unbegreiflich. Zuerst habe ich gar nicht verstanden, was …”
“Jetzt beruhig dich erst mal.” Jafari legte eine Hand auf Tonis Schulter. “Sag ihnen doch endlich, wovon du redest.”
“Es kam heute mit der Post. Aber ich war den ganzen Nachmittag bei Jafari, deswegen habe ich ihn jetzt gerade erst gefunden.”
“Was hast du gefunden?”, fragte Lexie.
“Einen gefütterten Umschlag, an mich adressiert, ohne Absender. Darin waren alte Zeitungsausschnitte, genauer gesagt: Kopien von alten Zeitungsausschnitten.” Alle Anwesenden hingen an Tonis Lippen.
“Was für Zeitungsausschnitte?”, wollte Bain wissen.
Toni machte sich von Jafari los und nahm Lexies Hand in ihre. “Berichte von vor zehn Jahren. Über die Ermordung von Babu Tum und über dich, Lexie. Über den Kameramann, der damals umgekommen ist, und darüber, dass du angeschossen wurdest. Und über deinen Vater und deine Stiefmutter, die den Sender auf Schadensersatz verklagt haben, und über deine Entschädigung.”
“Haben Sie die Ausschnitte dabei?”, fragte Bain.
Toni ließ Lexies Hand los und öffnete ihre braune Lederhandtasche. Nachdem sie ein wenig in der Tasche gewühlt hatte, stieß sie auf das, was sie suchte. Sie zog einen Umschlag heraus und hielt ihn Lexie entgegen.
Doch bevor sie reagieren konnte, sprang Mike Swain dazwischen und nahm den Umschlag vorsichtig mit spitzen Fingern an sich. “Da sind sowieso schon mehr als genug Fingerabdrücke drauf.” Er sah Bain fragend an. “Soll das ins Labor?”
Bain schüttelte den Kopf. “Wenn diese Sendung tatsächlich von unserem Attentäter stammt, war er sicher nicht so dumm, seine Fingerabdrücke darauf zu hinterlassen. Ganz abgesehen davon, wie viele Menschen den Umschlag schon in der Hand hatten, bis er bei Miss Wells ankam.”
“Aber warum sollte irgendjemand diese Berichte an mich schicken?” Toni sah Lexie erstaunt an.
“Ich weiß es auch nicht. Aber es bestätigt jedenfalls, dass er es auf mich abgesehen hat”, erwiderte Lexie.
“
Falls
der Attentäter die Berichte überhaupt geschickt hat”, erinnerte Geoff.
“Ich bin mir sicher, dass er es war. Ich hab es im Gefühl, dass er irgendetwas mit dem zu tun hat, was damals in Gadi passiert ist.”
“Aber das liegt doch zehn Jahre zurück!”, warf Cara ein. “Vielleicht gibt es eine andere Verbindung zu Gadi. Vielleicht hasst er einfach alle Amerikaner. Oder er hat etwas gegen das Engagement von Helping Hands. Oder beides. Oder …”
“Es gibt viel zu viele mögliche Möglichkeiten, um sie heute Abend alle ausdiskutieren.” Bain gab seinem Partner ein Zeichen zum Aufbruch. “Sergeant Swain und ich halten Sie weiter auf dem Laufenden.” Er sah zu Cara hinüber. “Gute Reise, Miss Bedell.”
“Vielen Dank.”
Nachdem Bain und sein Partner gegangen waren, entschuldigte sich auch Cara, und Geoff folgte ihr auf den Fersen. Toni setzte sich für einen Moment zu Lexie auf das Sofa und umarmte sie erneut.
“Diese ganze Sache ist einfach verrückt”, sagte sie. “Es ergibt überhaupt keinen Sinn. Was in den letzten beiden Tagen passiert ist, kommt mir vor wie ein Film. Wir sind doch nur ganz normale Leute. Wir sollten unsere Leben ohne Angst und Schrecken leben können.”
“Heutzutage ist niemand mehr sicher”, gab Jafari zu bedenken. “Ich glaube, das hat der 11. September gezeigt. Ganz besonders den Amerikanern.”
“Aber unser Bombenleger ist nicht Teil einer Terroristenvereinigung”, widersprach Toni. “Er ist nur ein Verrückter, der weiß, wie man Bomben baut.”
“Er ist ein Verrückter mit einem Plan”, korrigierte Deke.
“Und was ist sein Plan?”, fragte Jafari.
“Lexie zu quälen, bevor er sie tötet.”
Lange Zeit nachdem alle gegangen waren – die Polizei an ihre Arbeit, Cara nach Mexiko, Geoff auf sein Zimmer und Toni und Jafari nach Hause – lag Lexie wach und ruhelos in ihrem Bett. Sie hatte heiß geduscht und alle Einschlafrituale bereits durchlaufen. Sie hatte auch schon versucht, zu lesen, aber ihr Geist war immer wieder zu diesen Zeitungsausschnitten zurückgewandert. Warum hatte Toni sie bekommen? Dachte der Attentäter, dass ihre Assistentin nicht über ihre Vergangenheit Bescheid wusste? Oder hatte er sie an Toni geschickt, um Lexie zu zeigen, dass niemand vor ihm sicher war? Auch nicht ihre Freunde?
Warum hasste er sie nur so sehr, dass er sie töten wollte? Was hatte sie ihm getan?
Du hättest schon in
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