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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Feiertage im ägyptischen Jahreslauf gewesen, an denen der Gott in seiner goldenen Barke von Karnak aus flußaufwärts auf einen Besuch zum Luxor-Tempel reiste.
    Hatschepsut hatte zu jener Zeit bereits ihre einzigartige Regentschaft angetreten, aber Thut III. noch nicht offen verstoßen. Sie hatte ihn lediglich in den Tempel geschickt, wo er zum Priester ausgebildet wurde, so wie es einem Knaben geziemte, der irgendwann ein Gott werden sollte. Überrascht hatte Cheftu, der bereits in viele der Tempelmysterien eingewiesen war, beobachtet, wie Amun-Res Barke vor einem der vielen Sem - Priester auf den Tempelstufen anhielt. Vor einem Priester allerdings, der das blau-weiße Band des Königshauses in seiner Jugendlocke trug.
    Unter den entgeisterten Augen ganz Ägyptens hatte der Gott seinen Kopf geneigt, während seine Worte in dem aufbrandenden Jubel der Menschenmenge untergingen. Der junge Thut III. war auf die Knie gefallen, und die Priester um ihn herum hatten sich zu Boden geworfen. Schließlich waren auch Hatschepsut, ewig möge sie leben!, und Hapuseneb aus dem Tempel getreten, gerade rechtzeitig, um das Wunder noch mitzubekommen. Thut war aufgesprungen, hatte seine damals schon fleischigen Fäuste in den Himmel gestreckt und gebrüllt: »Amun-Re hat mich zum Pharao erklärt!«
    Die Menge warf sich ehrfurchtsvoll zu Boden, so daß die »Thutmosis Makepre, ewig möge er leben!«-Rufe vom Dreck erstickt wurden. Cheftu war so dreist gewesen, den Kopf zu heben und einen Blick auf die gegenwärtige Regentin zu wagen. Hatschepsut hatte sich für die Feier den Kopf rasiert. Unter den Lanzen der sengenden Sonne sah sie aus wie die Verkörperung Amun-Res in all seiner ehrfurchtgebietenden Macht.
    Ihre Haut war golden bemalt, und genau wie aus dem goldenen Gewebe ihres Schurzes schien daraus die Macht der Sonne selbst zu strahlen. Sie hatte beide Hände erhoben, um ihre leise, gefällige Stimme zu verstärken. »Mein Vater Amun-Re hat gesprochen. Er hat gezeigt, daß er Horus-im-Nest wohlgesonnen ist. Thutmosis soll mir folgen, sobald ich zu Horus und Osiris geflogen bin.« Ihre Stimme war während des Sprechens immer lauter geworden. In Bann geschlagen durch den Anblick dieser reifen und sinnlichen Mann-Frau, eines fleischgewordenen Gottes und des Beschützers Ägyptens, hatte die Menge gerufen: »Heil, Heru watt Hatschepsut Ma’atkepre, ewig möge sie leben!« bis die Rufe zwischen dem verhüllten Tempel und den Klippen am Nil hin und her geworfen wurden und dabei immer mehr an Kraft und Feuer gewannen.
    Auch Cheftu hatte mitgejubelt, überwältigt vom Mysterium und von der Macht dieser goldenen Erscheinung und gefangen in der heldenhaften Ekstase des Augenblicks und der ansteckenden Begeisterung der Menge. Thut hatte sich mitsamt den übrigen Sew-Priestern davongestohlen, und Cheftu hatte keine Sekunde daran gezweifelt, daß Hapusenebs Spitzel die Verantwortlichen für diesen Zwischenfall bald gefunden hätten. Bei Anbrach der Nacht wären sie bereits im Haus der Toten – wenn ihnen die Gnade gewährt wurde, einbalsamiert zu werden, und sie nicht gleich Sobek zum Fraß vorgeworfen wurden.
    Er seufzte, während die Erinnerung an jenen strahlendgoldenen Tag in Waset in der Dunkelheit verblaßte. Wo waren sie alle geblieben? Der Junge war zum Mann herangewachsen, zu einem wahrhaften Eroberer Ägyptens – wenn seine Tante ihn nur ließe. Doch Hat klammerte sich nach wie vor am Thron fest und gab sich alle Mühe, ihre sanftmütige Tochter Neferurra für ihre Nachfolge zu interessieren. Dabei hatte bereits der gesamt Hofstaat erkannt, daß Neferrura viel lieber an der Seite ihres Cousins bleiben und ihn als seine Gefährtin begleiten würde.
    Jede Minute seiner einunddreißig Jahre lastete schwer auf Cheftu. Alles, was in diesen gelebten Jahren lag, verhärtete sich plötzlich zu Schmerz und Pein. Entkräftet und einsam begann seine Seele zu weinen. Wieso konnte er kein einfacher Arzt sein? Oder die Ländereien seiner Familie übernehmen und die feinsten Weine in ganz Ägypten keltern? Würde er jemals eine liebe, sanfte Frau haben, um sie in seinen Armen zu halten, mit ihr Re nachzuschauen, bevor er am Horizont verblaßte, und über den Rand seines Bechers hinweg Blicke mit ihr zu tauschen? Und Kinder? Jemanden, in dem sein Blut weiterfließen würde? Er merkte, wie überdrüssig er der höfischen Intrigen war, wie leid er es war, wie eine Fackel an beiden Enden zu brennen, während er sich krampfhaft in der Mitte zu

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