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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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hinauf zu ihm. Ich möchte ihn mit meinen Margarineplänen
    überraschen. Der wird staunen.“
    Sie stiegen aus, und der Baron rannte fast die Stufen hinauf.
    Timm kam langsam hinterher and betrachtete dabei die glasierten
    Hunde. Ihn interessierten Margarinegespräche nicht. Er konnte ja
    noch nicht ahnen, eine wie wichtige Rolle in seinem Leben die
    Margarine spielen würde.

    Zweiundzwanzigster Bogen

    Senhor van der Tholen

    Die Inneneinrichtung des Schlosses bewies, daß der Baron, der so
    gern Kunstausstellungen besuchte, wirklich Geschmack besaß. Alle
    Einrichtungsgegenstände bis hinab zu Türdrückern, Aschenbechern
    und Badematten waren einfach und schön und vermutlich sehr teuer.
    Timms Zimmer war ein behaglicher, halbrunder Raum in einem
    Turm. Vom Fenster aus übersah man den Park und das Tal mit dem
    Olivenwäldchen. Auch den kleinen Flugplatz konnte man sehen. Er
    war vorschriftsmäßig mit einer lampengesäumten Rollbahn,
    mehreren Hangars für die Flugzeuge und einem langgezogenen
    Flachbau für Funker, Wetterfrösche und übriges Personal
    ausgestattet.
    Als der Junge aus dem Fenster blickte, sah er zwei Flugzeuge auf
    dem Platz. Ein drittes landete gerade, und ein buntgekleideter Reiter stand unbeweglich vor der weißen Stirnwand des Flugplatzgebäudes.
    Es mußte Selek Bei sein.
    Plötzlich hörte der Junge halblaut seinen Namen rufen: „Herr
    Thaler!“
    Timm wandte sich vom Fenster ab und öffnete die Tür. Draußen
    stand Senhor van der Tholen, mit dem er am Tag zuvor nur kurz auf der Hundetreppe gesprochen hatte, weil der Baron fast ohne
    Atempause von Margarine geschwatzt hatte.
    „Kann ich mit Ihnen sprechen, ohne daß der Baron etwas davon
    erfährt, Herr Thaler?“
    „Ich werde dem Baron nichts sagen, wenn Sie es wünschen. Aber
    wo ist er jetzt?“
    „Er fährt gerade zum Flugplatz, um Mister Penny abzuholen.“
    Senhor van der Tholen war inzwischen ins Zimmer getreten und
    hatte sich in einen Schaukelstuhl aus Rohr gelegt. Timm schloß die Tür und setzte sich auf eine Eckbank, die es ihm erlaubte,
    gleichzeitig aus dem Fenster und ins Zimmer zu blicken.
    Van der Tholen, das hatte Timm schon bei der ersten Begegnung
    gemerkt, war kein redseliger Mann. Man sah das seinem Mund an:
    Er war ein Strich, dessen Enden kaum sichtbar nach oben gebogen
    waren, ein geschlossenes Haifischmaul.
    „Ich komme zu Ihnen, weil der Erbschaftsvertrag noch nicht
    ausgefertigt ist“, sagte der Portugiese mit dem holländischen Namen.
    „Es handelt sich um die Stimm-Aktien des Barons. Kennen Sie sich
    mit Aktien aus?“
    „Nein“, antwortete der Junge am Fenster. (Er sah gerade, wie die
    Kutsche des Barons zum Flugplatz rollte.)
    Senhor van der Tholen schaukelte jetzt in seinem Rohrstuhl
    langsam vor und zurück. Seine wasserblauen Augen hinter den
    Brillengläsern sahen Timm ruhig an. Es war ein kühler, aber kein
    stechender Blick.
    „Also mit den Aktien ist es so…“ (Der Baron in der Kutsche hatte
    sich umgedreht und winkte Timm zu. Der Junge winkte zurück.)
    „Aktien sind Kapitalanteile, die…“ (Jetzt kam in den Reiter vor
    der weißen Wand Bewegung. Selek Bei ritt Lefuets Kutsche
    entgegen.)
    „Nein, ich will esIhnen mit einem Bild erklären. Hören Sie mir auch zu?“
    „Ja“, sagte Timm und wandte den Blick vom Fenster ab.
    „Also stellen Sie sich vor, Herr Thaler, es wird ein Obstgarten
    angelegt.“ (Kopfnicken des Jungen.) „Weil nun der Mann, der ihn
    anlegen will, nicht genug Geld hat, um all die jungen Bäume zu
    kaufen, läßt er selber nur einen Teil des Gartens bepflanzen; die übrigen Baumpflanzen werden von anderen Leuten gekauft und
    eingepflanzt. Wenn nun die Bäume wachsen und Früchte tragen,
    bekommt jeder, der Bäume gepflanzt hat, so viel von den Früchten
    ab, wie es seinem Anteil an den Bäumen entspricht, und zwar in
    jedem Jahr neu.“
    Timm begann laut zu rechnen: „Wenn ich also von hundert
    Bäumen zwanzig gepflanzt habe, und es werden hundert Zentner
    Äpfel geerntet, dann bekomme ich zwanzig Zentner davon ab. Ist das richtig?“
    „Nicht ganz!“ Senhor van der Tholen lächelte kaum merklich. „Es
    müssen ja auch die Gärtner und Arbeiter bezahlt werden. Und
    Bäume, die nicht angegangen sind, müssen durch neue ersetzt
    werden. Aber ich denke, Sie haben jetzt ungefähr verstanden, was
    Aktien sind.“
    Timm nickte. „Aktien sind die Bäume des Gartens, die ich
    gepflanzt habe. Sie sind mein Anteil am Garten und an den
    Früchten.“
    „Sehr gut,

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