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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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nachzudenken.
    Tiphanie folgte ihrem Hund hinaus an die frische Luft. Marrons Bedürfnis, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, entsprach ihrem eigenen Wunsch, diese Mauern zu verlassen. Sie hatte ihre letzten Worte zu Dame Marthe bitter ernst gemeint. Der Schock des Streits, dessen Opfer und Zeugin sie gleichzeitig geworden war, saß ihr tief in den Knochen.
    Was für sie lebenswichtig zu sein schien, bedeutete weder Dame Marthe noch Jannik etwas. Sie hatte oberflächliche Nächstenliebe und Freundlichkeit mit mütterlichen Gefühlen verwechselt. Aber das Schlimmste war, sie hatte reines Verlangen und männliche Begierde für Liebe gehalten, und nun kam sie sich grauenvoll dumm und kindisch vor. Einfältig und aufdringlich. Von schönen Kleidern, warmen Zimmern und weichen Betten eingelullt, hatte ihr Verstand aufgehört zu arbeiten.
    Oder hatte er bereits kapituliert, als sie im »Goldenen Anker« die Lider hob und in die dunkelblauen Augen von Jannik de Morvan sah? Damals, als sie ohne zu fragen und ohne zu zögern ihr Schicksal in seine Hände legte und in kindischer Einfältigkeit annahm, dass damit alles seine Ordnung haben würde? Sie hatte geglaubt, dass ihre Liebe für sie beide reichen würde, und nun fand sie sich mit leeren Händen in Einsamkeit wieder.
    Liebe! Wieso wagte sie es erst heute, dieses Wort zu denken? Weil sie stets unterschwellig davor Angst gehabt hatte, dass es zu groß, zu gewaltig, zu allumfassend war? Mutter Elissa hatte sie gelehrt, dass menschliche Liebe nur Gott geschenkt werden durfte. Aber Tiphanie hatte rebelliert und sich ihren eigenen Gott gesucht. Ein schwieriges Idol mit nachtblauen Augen und dem stachligen Charakter eines wilden Hengstes.
    Wie oft hatte sie im Schein der Stundenkerze sein entspanntes Gesicht betrachtet, das im Schlaf die Züge eines jüngeren, liebenswürdigeren Mannes bekam. Sie war so sicher gewesen, dass dieser Mann eines Tages auch im Wachen existieren würde. In diesen Nächten, wenn er ihren Körper suchte, hatte sie auf eine Zukunft gehofft und von einer Gemeinsamkeit geträumt.
    Sie wollte nicht die Macht über ihn, die er so fürchtete, sie wollte nur das Recht, ihn lieben zu dürfen. Aber sogar das wurde ihr verweigert. Sie war nicht viel mehr als ein Gefäß für ihn, in das er seinen Samen ebenso tat wie seinen Zorn und seine seltenen Anwandlungen von Zärtlichkeit. Ein hübsches Behältnis, das er beiseite stellte und vergaß, wenn er es nicht benötigte.
    Tiphanie stellte erstaunt fest, dass sie immer noch nicht die Grenze menschlichen Leidens erlebt hatte. Sie war gesättigt, trug warme Kleider und Schuhe. Sie lebte in der Sicherheit eines wunderbaren Palastes und dennoch – nicht einmal in jenen schrecklichen Stunden in der Krypta von Sainte Anne hatte sie sich so elend und verzweifelt gefühlt. Damals hatte sie noch den Glauben an die eigene Unschuld besessen. Die Einsicht, dass ihr das Schicksal ungerechtfertigt Leid auflud, hatte sie in ihrem Innern davor beschützt, mit sich selbst zu hadern.
    Aber nun standen die Dinge anders, und diese Erkenntnis ließ sie die Zähne schmerzhaft in die Unterlippe graben. Da war nichts mehr, an das sie sich halten konnte. Sie hatte sich in aller Ahnungslosigkeit über alle Gebote und Grenzen hinweggesetzt und sich unverletzbar geglaubt. Dummerweise war das Leben ein geiziger Kaufmann, der stets im unpassendsten Moment eine Rechnung präsentierte, die höher als angenommen ausfiel.
    Ein leises Knurren an ihrer Seite riss sie aus ihren Überlegungen. Ohne darüber nachzudenken, hatte ihr Schritt sie zur Kapelle geführt und nun blockierte sie den Eingang für einen Pater, der die Hände über seinem dunklen Habit gefaltet hatte und sie fragend ansah.
    »Wenn Ihr Trost im Gebet sucht, meine Tochter, dann müsst Ihr diesen Hund vor der Tür anbinden. Das Tier hat im Hause Gottes nichts zu suchen!«
    Trost? Der bloße Gedanke, dass es für ihr Leiden Trost geben könnte, entlockte Tiphanie ein heiseres spöttisches Lachen, von dem sie selbst nicht wusste, wie resigniert es klang. »Für mich gibt es keine Hilfe, Vater!«
    »Ihr versündigt Euch, Dame!«, erklärte der Mönch streng und umklammerte mit einer knochigen Hand das metallene Kreuz auf seiner Brust. »Geht hinein, kniet nieder und bittet den Herrn für Euer Misstrauen um Vergebung. Wenn Ihr Unrecht getan habt, so beichtet. Hat man Euch Unrecht getan, so wartet darauf, dass der Himmel Euch hilft. Es ist die Schwäche der Frauen, die bei den

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