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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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für den Rückflug ein. Langsam, ungläubig löste er seine Sicherheitsgurte und ging zum Trinkwassertank hinüber. Er leerte sechs Becher.
    Er lehnte sich gegen die Bordwand und versuchte nachzudenken.
    War es wirklich geschehen?
    Er war in guter körperlicher Verfassung, unverletzt. Sein Durst war eher eine psychische als eine physische Erscheinung, seine Kehle war nicht trocken gewesen. Sein Bein… Er rollte das Hosenbein hoch und blickte auf seine Wade hinab. Dort war eine lange weiße Narbe, eine Narbe, die vollständig verheilt war. Vorher hatte er dort keine gehabt. Er öffnete sein Hemd über der Brust und stellte fest, daß sein gesamter Brustkorb von einem Netzwerk kleiner, fast unsichtbarer, gut verheilter Narben übersät war.
    Es war geschehen.
    Der Aufklärer glitt bereits – automatisch gesteuert – durch das große Luk des Mutterschiffs. Greifer transportierten ihn in seine Bucht, und einen Augenblick später zeigte ein Summer an, daß die Staubucht des Aufklärers mit Luft gefüllt war. Carson öffnete seine Kabine, kletterte hinaus und trat durch die Doppeltür der Bucht.
    Er ging direkt zu Branders Kabine, trat ein und grüßte.
    Brander machte immer noch einen benommenen Eindruck.
    »Hallo, Carson!« sagte er. »Da haben Sie ja einiges verpaßt! Das war eine Schau!«
    »Was ist geschehen, Sir?«
    »Genau wissen wir es auch nicht. Wir feuerten eine Salve -und ihre gesamte Flotte löste sich in Staub auf. Irgend etwas sprang wie ein Blitz von einem Schiff zum anderen über, sogar auf die, auf die wir gar nicht gezielt hatten, oder die, die außer Reichweite waren! Die ganze Flotte verschwand vor unseren Augen, und keines unserer Schiffe hat auch nur eine Schramme am Lack. Wir können uns nicht einmal etwas darauf einbilden. Es muß eine unstabile Komponente in dem Metall gewesen sein, das sie benutzt hatten, und unser erster Schuß löste dann eine Art Kettenreaktion aus. Zu schade, daß Sie dieses Schauspiel verpaßt haben.«
    Carson schaffte es, zu grinsen. Es war nur der garstige Schatten eines Grinsens, und es würde noch Tage dauern, bis Carson den seelischen Schock überwunden haben würde.
    »Jawohl, Sir«, sagte er, denn er wußte, wenn er je von seinem Erlebnis erzählte, würde er für immer als der größte Aufschneider des ganzen Universums gelten. »Ja, Sir, es ist wirklich ein Pech, daß ich dieses Ereignis verpassen mußte.«
     
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ulrich Kiesow.

Erstkontakt
    (FIRST CONTACT)
     
MURRAY LEINSTER
     
     
I
     
    Mit den letzten Stereofotografien ging Tommy Dort in den Kontrollraum und sagte: »Ich bin fertig, Sir. Dies sind die beiden letzten Aufnahmen, die ich gemacht habe.«
    Er übergab die Abzüge dem Kapitän und warf mit berufsmäßigem Interesse einen Blick auf die Visischirme, die den Weltraum außerhalb des Schiffes zeigten. In dem gedämpften roten Licht sah er die Kontrollen und Instrumente, die der Offizier vom Dienst für die Navigation des Raumschiffes Llanvabon benötigte. Vor den Armaturen stand ein weichgepolsterter Kontrollsessel. Und eine nützliche Erfindung: ein in einem bestimmten Winkel angebrachter Spiegel, der es einem Betrachter ermöglichte, die zahlreichen Visischirme zu betrachten, ohne dabei den Kopf drehen zu müssen. Es war eine Weiterentwicklung jenes alten Rückspiegels, den die Autofahrer des zwanzigsten Jahrhunderts benutzt hatten. Durch diesen Spiegel war eine völlige Rundumsicht des Schiffes gegeben. Sichtluken erübrigten sich also.
    Die Llanvabon hatte sich weit von zu Hause entfernt. Die Visischirme zeigten Sonnen und Sternbilder aller vorstellbaren Größen in perfekter Klarheit und jenen charakteristischen Farben, die sich stark von jenen unterschieden, die man sah, wenn man sie durch die hindernde Lufthülle eines Planeten beobachtete. Und jeder dieser Sterne war ihnen unbekannt. Man konnte von hier aus nur zwei Sternbilder ausfindig machen, die man auch von der Erde aus sehen konnte, aber sie waren zusammengeschrumpft und schienen verzerrt. Es waren die Milchstraße, die von hier aus gesehen fremdartig wirkte, aber angesichts dessen, was sich vor dem Raumschiff ausbreitete, eher wie eine kleinere Merkwürdigkeit wirkte.
    Vor der Nase der Llanvabon erstreckte sich ein ungeheurer Nebel. Er leuchtete hell und schien völlig bewegungslos zu sein. Es hatte lange gedauert, bis er auf den Visischirmen erschienen war, obwohl die Geschwindigkeitsmesser des Schiffes eine fast unglaubliche Eigenbewegung

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