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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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derart offener Weise geredet, aber Tommy Dort gehörte immerhin dem Stab an. Und er war sich natürlich auch im klaren darüber, daß es gelegentlich vorteilhafter war, seine Besorgnis offen auszusprechen, anstatt sie zu verdrängen oder zu unterdrücken. Manchmal ist es wirklich besser, laut zu denken.
    »Über eine solche Situation hat man seit Jahren herumspekuliert«, sagte der Kapitän leise. »Rein mathematisch gesehen, hat es nie einen Zweifel daran gegeben, daß irgendwo eine Rasse existiert, deren Entwicklung weiter fortgeschritten ist als unsere. Natürlich konnte niemand voraussehen, wann eine Begegnung zwischen uns und ihnen stattfinden würde. Aber es sieht so aus, als sei diese Situation jetzt eingetreten!«
    Tommys Augen leuchteten auf.
    »Glauben Sie, daß sie uns freundlich gesinnt sind, Sir?« fragte er interessiert.
    Der Kapitän betrachtete den Bildschirm. Noch immer führte das phantomhafte Objekt seine irrsinnigen Sprünge zwischen dem anderen Schiff und der Llanvabon aus. Das fremde Schiff näherte sich allerdings mit konstanter Geschwindigkeit.
    »Es bewegt sich«, sagte der Kapitän, »und kommt auf uns zu. Ich frage mich, was wir tun würden, wenn sich uns in unserem Machtbereich ein fremdes Schiff nähern würde? Wären wir freundlich? Vielleicht. Auf jeden Fall würden wir versuchen, mit den anderen einen Kontakt herzustellen. Wir würden es müssen. Ich vermute, daß wir uns in jedem Falle dem Ende unserer Forschungsexpedition nähern. Zum Glück sind wir jedenfalls nicht unbewaffnet.«
    Die Blaster, über die die Llanvabon verfügte, waren ursprünglich dazu vorgesehen gewesen, umherirrende Meteore zu vernichten. Obwohl sie an sich keine Waffen waren, konnte man sie durchaus als solche verwenden. Sie konnten eine Entfernung von fünftausend Meilen überbrücken, wenn man den ganzen Energiehaushalt des Schiffes für ihre Inbetriebnahme einsetzte. Mit automatischer Zielgenauigkeit war es für die Blaster eine Kleinigkeit, ein Loch in kleinere Asteroiden zu bohren, die den Weg des Schiffes behinderten. Allerdings konnte man sie nicht während des Überlichtfluges einsetzen.
    Tommy Dort, der vor den Bildschirmen stand, fuhr bei der Erwähnung der Blaster erschreckt zusammen. »Die Blaster, Sir?« stieß er hervor. »Aber wofür?«
    Der Kapitän schnitt eine Grimasse und deutete auf den leeren Schirm. »Weil wir nicht wissen, wer sie sind, und keinerlei Risiko eingehen dürfen. Ich weiß«, fügte er mit bitterer Stimme hinzu, »daß es natürlich unsere Pflicht ist, einen Kontaktaufnahmeversuch zu machen und alles über sie herauszufinden, was für uns von Interesse sein kann – und ganz besonders, woher sie kommen. Aber wir dürfen ihnen trotz allem nicht trauen, keinesfalls! Sie verfügen über Suchstrahlen. Vielleicht haben sie sogar Geräte, die besser sind als unsere. Möglicherweise ist es eine Kleinigkeit für sie, unseren Kurs zur Erde zu verfolgen, ohne daß wir auch nur das geringste davon wahrnehmen. Wir dürfen nicht zulassen, daß eine nichtmenschliche Rasse die Position der Erde erfährt, ehe wir nicht genau wissen, welche Absichten sie verfolgt! Aber wie können wir das herausfinden? Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß sie lediglich an Handelsbeziehungen interessiert sind – aber genausogut könnten sie eines schönen Tages mit einer Flotte von Überlichtschiffen bei uns auftauchen und uns ausradieren, bevor wir überhaupt kapiert haben, was sich da anbahnt.«
    Tommys Gesicht zeigte Verwirrung.
    »Rein theoretisch hat man all diese Fragen schon so oft erörtert«, fuhr der Kapitän fort, »daß einem der Schädel brummt. Aber bisher hat es keine klare Anweisung gegeben, wie man sich in einem Kontaktfall verhalten soll. Wissen Sie, man hat bisher noch nicht einmal damit gerechnet, daß sich zwei Schiffe draußen im Weltraum begegnen, die praktisch auf sich allein gestellt sind, und von der die eine Besatzung nicht die Lage der Heimat der anderen kennt und umgekehrt. Es liegt nun an uns, die richtige Verhaltensweise zu finden und zu praktizieren. Vielleicht sind die anderen ja feinsinnige Schöngeister, hübsch, nett und freundlich – aber haben unterschwellig möglicherweise eine sadistische Ader. Vielleicht haben sie von allem etwas. Ich kann es trotzdem nicht riskieren, das zukünftige Schicksal der Menschheit aufs Spiel zu setzen, ehe ich nicht genau weiß, wer sie sind und was sie planen. Es wäre wirklich erstrebenswert, die Bekanntschaft und Freundschaft einer

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