Titan 16
speziellen bewiesen.« Ein Richter nickte geistesabwesend. »Deshalb wird unsere Verteidigung auf jener Prämisse basieren und noch auf einer weiteren, die wir bis jetzt glaubten, verborgen halten zu müssen: der fragliche Streifen war und ist nämlich ganz entschieden keine fiktive Darstellung von Ereignissen von zweifelhafter Authentizität. Jede einzelne Szene in jenem Film enthielt nicht geschulte Schauspieler, sondern die Originalperson, die genannt und dargestellt wurde. Kein Fuß, ja kein Zoll Film ist das Ergebnis komplizierter Studiorekonstruktion, sondern eine tatsächliche Sammlung von Bildern, eine tatsächliche Sammlung von Wochenschauen – wenn man sie das nennen kann – , die lediglich in Form eines Films zusammengeschnitten wurden!«
In dem sich jetzt erhebenden erregten Stimmengewirr hörten wir, wie ein Anklagevertreter rief: »Das ist lächerlich! Keine Wochenschau…«
Samuels ignorierte die Einwände und den Tumult und rief mich in den Zeugenstand. Abgesehen von den üblichen formellen Fragen durfte ich auf meine Art sprechen. Das ursprünglich feindselig gestimmte Gericht faßte genügend Interesse, um die verschiedenen Einwände abzulehnen, die vom Anklagetisch herüberflogen. Ich hatte das Gefühl, daß wenigstens zwei Mitglieder des Gerichts, wenn sie schon nicht auf unserer Seite standen, so doch freundlich gestimmt waren. So weit ich mich erinnern kann, schilderte ich die Vorkommnisse der vergangenen Jahre und schloß etwa folgendermaßen:
»Was die Frage betrifft, weshalb wir die Dinge so arrangierten, wie wir es taten – nun, weder Mr. Laviada noch ich waren imstande, uns mit der Vorstellung abzufinden, daß wir seine Entdeckung zerstören sollten. Wir waren und sind nicht bereit, uns oder einer beschränkten Gruppe durch den Einsatz von Geheimhaltung Vorteile zu verschaffen, falls das möglich war oder ist. Was die einzig andere Alternative angeht…« – und das sagte ich in erster Linie für Richter Bronson, den bekannten Liberalen auf der Richterbank – , »so stehen seit dem letzten Krieg sämtliche Forschungsarbeiten auf dem Bereich der Atomphysik unter Leitung eines dem Namen nach zivilen Ausschusses, der aber in Wirklichkeit unter dem ›Schutz und der Leitung‹ von Heer und Marine steht. Dieser ›Schutz‹ und diese ›Leitung‹ haben sich, wie jeder erfahrene Physiker mit Freuden bestätigen wird, als nichts anderes als eine Tarndecke erwiesen, die alte Denkmethoden, abgrundtiefe Ignoranz und ein unglaubliches Maß an Stümperei verdecken. Im Augenblick steht dieses Land – oder jedes andere Land, das so dumm war, auf das starre Regime der militärischen Denkweise zu vertrauen – um Jahre hinter dem zurück, was sonst normalerweise und auf natürlichem Wege in den Bereichen der Kernphysik und verwandten Wissensgebieten hätte entdeckt werden können.
Wir waren und sind fest davon überzeugt, daß selbst die leiseste Andeutung der Möglichkeiten und der Tragweite von Mr. Laviadas Entdeckung unter dem augenblicklichen Regime sofort zur Beschlagnahme selbst eines mutmaßlich sicheren Patents geführt hätte. Mr. Laviada hat nie Patentschutz beantragt und wird das nie tun. Wir sind beide der Ansicht, daß eine solche Entdeckung nicht einem Individuum, einer Gruppe, einer Firma, ja nicht einmal einer Nation, sondern der ganzen Welt und denen, die auf ihr wohnen, gehört.
Wir wissen – und sind gerne bereit, dies zu beweisen – , daß die inneren und äußeren Angelegenheiten – nicht nur dieser Nation, sondern jeder Nation – von esoterischen Gruppen beeinflußt und manchmal kontrolliert werden, welche politische Theorien und Menschenleben verdrehen und verbiegen, nur um ihren eigenen Zielen zu dienen.« Mürrisches Schweigen lastete über dem Gericht, dick und sauer und angefüllt mit Haß und Unglauben.
»Geheimverträge beispielsweise und bösartige Lügenpropaganda haben zu lange die menschlichen Leidenschaften beeinflußt und Menschen zum Hassen gebracht; ehrenwerte Diebe sind zu lange auf unverdienten Ämtern herumgesessen und dort verfault. Die Maschine kann Verrat und Unwahrheit unmöglich machen. Das muß sie, wenn verhindert werden soll, daß ein Atomkrieg das Antlitz und die Geschicke der Welt verbrennt.
Unsere Filme wurden alle zu diesem Zweck gemacht. Zuerst brauchten wir den Wohlstand und das Ansehen, um einer internationalen Zuhörerschaft das zu zeigen, was, wie wir wußten, die Wahrheit war. Wir haben getan, was wir konnten. Von nun an übernimmt
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