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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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fing. Wie man es abhäutete und ausnahm. Wie man Feuer anmachte und das Fleisch briet. Sie lernte, wie man eine Fallgrube anlegte und wie man sehr behaglich auf einem Baum schlafen konnte. Ihr Haar wuchs dicht und schwarz, und sie wurde ihrer leiblichen Mutter immer ähnlicher.
    Soli lehrte ihn als Gegenleistung, was sie an waffenlosen Kampfgriffen von Sosa gelernt hatte und auch die ihr von Sol, ihre ihrem Vater erklärten Kampfstrategien. Denn beide wußten, daß der Herr sie schließlich doch einholen würde, und daß Var dann den entscheidenden Kampf ausfechten mußte. Der Namenlose würde den Kampf erzwingen.
    »Aber es ist besser, wenn wir laufen, solange es geht«, sagte sie. Ihre Haltung hatte sich diesbezüglich im Laufe der Monate geändert. »Der Waffenlose besiegte Sol im Ring vor langer Zeit, als ich noch klein war, und Sol war der beste Kämpfer seiner Zeit.«
    Var fragte sich, ob Sol so gut gewesen war, wie der Stockkämpfer, der nun mit dem Herrn ging, aber diese Überlegung behielt er für sich.
    »Es war der Waffenlose, der meinen Vater auf die Kehle hieb, so heftig, daß er die Sprache verlor«, sagte sie, als wäre es ihr eben eingefallen. »Und doch sagt man, sie wären Freunde gewesen.«
    »Sol kann nicht sprechen?« Vars ganzer Körper geriet ins Zittern, als in ihm der Argwohn wuchs. Plötzlich fiel ihm die Geschichte ein, die sie ihm auf dem Plateau erzählt hatte. Wie ihr Vater verletzt worden war und seine Sprache verloren hatte.
    »Nein, er kann es nicht. Der Unterwelt-Chirurg wollte ihn operieren, aber Sol duldete das Messer nicht. Es war, als hätte er das Gefühl, er müßte diese Wunde weiterhin tragen. So hat Sosa es mir erzählt. Ich sollte nicht darüber sprechen, sagte sie noch.«
    Var dachte an den hübschen Fremden, den Meister mit dem Stock.
    Er glaubte nun zu wissen, wer dieser Mann war. »Was würde dein Vater wohl tun, wenn er glaubte, du wärest tot?«
    »Ich weiß nicht. Diese Überlegung stelle ich nicht gern an, deswegen lassen wir das lieber. Er fehlt mir, und es tut mir richtig leid – « Doch sie ließ den Gedanken unvollendet. »Bob würde es ihm wahrscheinlich nicht sagen. Ich glaube, Bob tat so, als hätte man mich hinaus auf Erkundung geschickt und ich wäre nicht zurückgekommen. Bob sagt fast niemals die Wahrheit.«
    »Aber wenn Sol herausfände – «
    »Ich glaube, er würde Bob töten und – «Ihr blieb der Mund offen. »Var daran habe ich ja nie gedacht! Er würde aus der Unterwelt ausbrechen und – «
    »Ich bin ihm begegnet«, sagte Var unvermittelt. »Als du krank warst. Wir kannten einander nicht. Und jetzt geht er mit dem Herrn.«
    »Sol ist der Gefährte des Namenlosen? Das hätte mir von Anfang an klar sein müssen. Aber das ist ja herrlich, Var! Sie sind wieder beisammen. Sie müssen wirklich Freunde sein.«
    Var erzählte ihr nun alles übrige. Wie er mit Sol gekämpft hatte und versucht hatte, ihn dem Herrn entgegenzuschicken. Auch von der sonderbaren Großmut des anderen berichtete er. »Ich hatte ja keine Ahnung«, schloß er. »Ich habe ihn vor dir ferngehalten.«
    Sie gab ihm einen Kuß auf die Wange. Eine beunruhigend weibliche Geste. »Du wußtest es nicht! Und du hast für mich gekämpft?
    -Du kannst zu ihm zurück.«
    »Wie gern würde ich das«, sagte sie. »Aber was würde aus dir?«
    »Der Herr hat geschworen, mich zu töten. Ich muß weiter.«
    »Wenn Sol mit dem Waffenlosen geht, muß er mit ihm eines Sinnes sein. Jetzt wollen sie dich beide töten.«
    Var nickte bedrückt.
    »Ich liebe meinen Vater mehr als alles andere«, sagte sie langsam. »Aber ich werde nicht zulassen, daß er dich tötet, Var. Du bist mein Freund. Du hast mir Wärme auf dem Gipfel gespendet, du hast mich vor Krankheit und Schnee gerettet.«
    Er hatte gar nicht gewußt, daß sie diesen Dingen so große Bedeutung beimaß. »Du hast mir auch geholfen«, meinte er rauh.
    »Laß mich noch ein Stück mit dir gehen. Vielleicht finde ich eine Möglichkeit, mit meinem Vater zu reden, und es gelingt ihm, den Namenlosen von der Jagd auf dich abzubringen.«
    Var war ihr für diesen Entschluß überaus dankbar, doch war er nicht imstande, dieses Gefühl genauer zu analysieren. Vielleicht war es der Hoffnungsschimmer auf Versöhnung mit seinem Wohltäter, dem Herrn. Vielleicht war es auch nur, weil er nicht mehr allein wandern wollte. Aber größtenteils war es die Treue, die sie nun bewies, eine Treue, die ein verstecktes, aber mächtiges Bedürfnis in ihm füllte, das ihn

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