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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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möglich aus.
    Noch immer schweigend, wollte der Mann an ihm vorbei.
    Var hob einen Stock.
    Der Mann langte mit einer Hand über seine Schulter und zog seinen eigenen Stock hervor.
    Also mußte die Sache im Ring ausgetragen werden.
    Var hatte keine Lust, jetzt gegen diesen Mann zu kämpfen, denn er konnte sich gut in die Lage des anderen hineinversetzen. Var und Soli hätten auch jederzeit um ihr Recht, in einer Herberge zu wohnen, gekämpft. Der andere war mit Recht verärgert. Und Var befand sich in denkbar schlechter Verfassung für den Ring. Nur mit Mühe verbarg er die Schwäche seines Beines, dazu kam, daß die Mühen des Tages ihn allgemein sehr zugesetzt hatten. Und doch konnte er nicht die ganze Wahrheit enthüllen und eine Entdeckung riskieren. Der Mann mußte sich anderswo Quartier suchen.
    Wenn der Fremde ein typischer Vertreter dieser Randgebiets-Krieger war, dann traute Var es sich zu, ihn trotz seiner eigenen Schwächen zu besiegen. Speziell in einem Kampf Stock gegen Stock. Einen Versuch mußte er wagen.
    Der Mann ging ihm zum Ring voraus. Das bedeutete für Var eine Erleichterung, weil er sein Hinken verbergen konnte. Der Mann säuberte den Ring von Schnee, zog seinen zweiten Stock, legte den großen Proviantsack und seinen Parka ab und ging in Stellung. Und plötzlich sah er viel kämpferischer aus. Seine Bewegungen verrieten den Könner.
    Var, der seine gefleckte Haut nicht den Blicken des anderen aussetzen wollte, mußte angezogen bleiben, obwohl seine Beweglichkeit dadurch erheblich eingeschränkt wurde. Er betrat den Ring, führte ein paar probeweise Angriffe, und sofort bestätigten sich Vars schlimmste Befürchtungen. Er stand einem Meister im Stockkampf gegenüber. Die Bewegungen des Mannes waren überaus glatt und gezielt, seine Hiebe höchst präzise. Noch nie zuvor hatte Var eine solche Körperbeherrschung gesehen. Und diese Behendigkeit – seine Hände waren einfach einmalig, und das bei dieser Kälte.
    Da er wußte, daß er rasch siegen mußte, wenn es überhaupt eine Chance gab, legte Var sich mit Wildheit ins Zeug. Er war ein wenig größer als der Gegner und vermutlich stärker, und die Verzweiflung verlieh ihm ungewöhnliches Geschick, trotz seiner Verletzung. Tatsächlich focht er besser als je zuvor, und wußte doch, daß sein Kampfgeist nur wenige Minuten anhalten würde. Dann waren seine Reserven erschöpft. In einem Augenblick wie diesem hätte auch Tyl zurückweichen, seine Strategie ändern und zur Verteidigung übergehen müssen.
    Doch der Fremde hielt jedem Angriff mit Leichtigkeit stand, sah Vars Strategie praktisch voraus und konnte so dessen Kraftaufwand unwirksam machen. Einer der fähigsten Stockkämpfer, die je den Ring betreten hatten!
    Und dann, ganz plötzlich, ging der Mann zum Angriff über und durchdrang Vars Abwehr, als gäbe es sie gar nicht. Mit einem Hieb auf den Kopf setzte er ihn außer Gefecht. Halb bewußtlos fiel Var rücklings um. Er war am Ende.
    Das Gesicht seitlich in den Schnee gedrückt, hörte Var etwas. Ein Geräusch, ein Beben des Bodens, wie von gewichtigen Füßen: Kr, kr, kr. Ein weniger in freier Wildnis geübtes Ohr hätte es gar nicht wahrgenommen, und selbst Var hätte es überhört, wenn er nicht so dagelegen hätte, das Ohr auf den Boden gedrückt.
    Es war der entfernte Schritt des Herrn.
    Der Sieger stand über ihm und sah neugierig auf ihn herunter.
    »Fremder!« rief Var halb im Fieberwahn. »Nie zuvor bin ich einem wie dir begegnet. Ich erbitte von dir – « Er merkte, daß er nicht verstanden wurde und verlangsamte seine Worte. »Laß niemanden in die Herberge! Bewache sie, gib ihr Zeit…«
    Der Mann ging in Hockstellung und sah ihn an. Hatte er überhaupt etwas verstanden? Es war noch nie vorgekommen, daß der Verlierer vom Sieger etwas erbat, aber was sonst hätte er tun sollen?
    »Ein Ödland-Insekt – sie wird sterben, wenn man sie nicht in Ruhe läßt.« Und Var selbst würde sterben, wenn er sich nicht sofort fortschleppte. Aber wer würde sich dann um Soli kümmern. Würde der Herr hier anhalten und ihr beistehen? Gewiß nicht, solange die Fährte der Rache noch warm war! Nein, es mußte dieser Fremde sein – hoffentlich würde er es tun! Var spürte, daß sein überragendes Geschick im Ring mit einem strengen Pflichtgefühl gepaart sein mußte.
    Der Mann faßte nach Vers verletztem Bein. Der Verband hatte sich gelockert. Die Schwellung war nun deutlich sichtbar. Er nickte. Gewonnen hätte er in jedem Fall, doch die

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