Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
Kind!«
Var sagte zunächst nichts, da er Verdruß witterte. Diese Frauen hier waren aggressiv, kriegerisch, unweiblich, kurz, anders als alle, die er bisher gesehen hatte. Ihre Neugier schien nicht freundlichen Ursprungs. Wie Vögel sahen sie aus in ihren Metallhelmen.
Soli rührte sich nicht.
Die Haltung der Frauen ließ nichts Gutes ahnen.
Es war, als heckten sie irgendeine Scheußlichkeit aus. Var zog seine Stöcke hervor.
Sofort waren Bogen zur Hand, Pfeile mit Metallspitzen wurden aus verschiedenen Richtungen auf ihn gerichtet. Dagegen konnte er sich nicht schützen, und mit der noch immer bewußtlosen Soli war seine Lage schlechthin hoffnungslos. Er ließ seine Waffen fallen.
Die schweigsamen Männer kletterten auf die Maschine und machten sich mit ihren Geräten daran zu schaffen. Offenbar warteten sie das Fahrzeug, so wie die Irren ihre Traktoren warteten und sie nach jeder Fahrt einer Kontrolle unterzogen. Das war auch der Grund, warum diese Maschine noch funktionierte, obwohl ihre Schöpfer längst dahin waren.
»Heraus da!« rief die stämmige Frau, die hier wohl das Sagen hatte. In einer Hand hielt sie einen Speer, in der anderen einen Schild.
Var kam der Aufforderung nach und hob Soli behutsam herunter.
»Das Kind ist krank!« rief jemand. »Tötet es!«
Mit einem Arm hielt Var Soli umfaßt. Mit der anderen packte er die Anführerin der Weiber und bekam sie an den Haarflechten zu fassen. Er zerrte sie zu sich her und riß dabei ihren Kopf so stark nach vorne, daß ihr Nacken blank vor ihm lag. Ihr Schild war ihr im Weg und machte ihre verzweifelten Befreiungsversuche unwirksam. Var ließ mit gefletschten Zähnen ein Knurren ertönen.
»Erschießt ihn!« rief die Gefangene.
Doch die Bogenschützinnen zögerten. Sonderbar. »Dieser da sieht aus wie ein richtiger Mann«, sagte die eine. »Die Königin würde höchst ungehalten sein.«
»Wenn meine kleine Freundin stirbt, dann zerfleische ich diesen Nacken!« drohte Var. Sein Atem streifte den Nacken, den er gebeugt vor sich hielt. Und das war keine leere Drohung. Er hatte seine Zähne schon oft als natürliche Waffe benutzt, mochten sie auch stumpf und plump verglichen mit den Zähnen der Raubtiere sein.
Eine andere trat vor. »Laß unsere Herrin frei. Wir werden das Kind gesundpflegen.«
Var stieß die Geisel von sich. Die faßte sich sofort und rieb sich den Nacken. »Schafft ihn zur Königin«, befahl sie.
Eine der Frauen machte Anstalten, ihm Soli abzunehmen. Var aber ließ es nicht zu. »Sie bleibt bei mir. Erst müßt ihr mich töten, denn ich töte jeden, der ihr etwas tut.« Vor langer Zeit hatte er Solis leiblicher Mutter einen Schwur geleistet, aber das allein war nicht der Grund dafür, daß er jetzt so sprach. Nein, Soli war für ihn sehr wichtig geworden, und er wollte sie nicht verlieren.
Sie gingen nun auf Wasser zu. Var sah, daß sie sich auf einer kleinen Insel befanden, die nur so groß war, daß sie als Auftauch- und Endpunkt für den Tunnel ausreichte. Die Reinigungsmaschine stand da, und kühlte zischend aus, während die Mechaniker sich über sie hermachten. In dieser Kultur waren die Männer die Irren, und die Frauen Nomaden-Krieger, so hatte es jedenfalls den Anschein. Nun, ihm sollte es recht sein.
Hinter der Maschine sah er ein Stück ebenes Land, das sich im weiteren Verlauf zu einer gewaltigen Brücke aus Metall und Stein erhob. Sie überspannte eine ungeheure Wasserfläche und verlor sich irgendwo außer Sichtweite in der Ferne.
Auf dem Wasser schwamm ein Boot. Var und Soli hatten solche Wasserfahrzeuge im Verlauf ihrer Wanderung schon gesehen und begriffen ihren Zweck, doch hatten sie noch nie eines von so nahe zu sehen bekommen. Dieses Boot war aus Metall, und Var verstand nicht, warum es auf dem Wasser schwamm, da doch Metall schwerer war als Wasser, wie er wußte.
Er wehrte sich zunächst gegen das Einsteigen, wußte aber, daß es keine andere Alternative gab. Offenbar befand sich die Königin nicht auf diesem Atoll. Und wenn er zuviel Widerstand leistete, würden er und Soli sterben.
Das Boot schwankte hin und her, als sie einstiegen. Var sah nun, daß das unterste Deck eigentlich unter der Wasseroberfläche lag. Eine der Frauen zog an einer Leine, und der Motor erwachte scheppernd und prustend zum Leben. Dann glitt das ganze Ding weg vom Dock hinaus aufs freie Wasser.
Erstaunlich, daß außer Irren und Unterweltlern andere Menschen auch Motoren besaßen und beherrschten.
Das Boot durchpflügte den
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