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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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tatsächlich so nahe, daß sie hörten, wie das Geschirr
zerbrach als das Schiff kopfüber nach unten ging. Auch wurden sie fast von
Wrackteilen getroffen, die von einigen der Offiziere und Besatzungsmitglieder
über Bord geworfen worden waren, gedacht als Flöße für Rettungsmaßnahmen.
Schließlich kamen sie doch klar und waren nicht weit weg, als das Schiff
versank, so daß sie einige Männer auffischen konnten, die an die Oberfläche
kamen.
    Dieses Boot
hatte nächtens eine unangenehme Begegnung mit Eisbergen, denn es wurden viele
gesichtet und ihnen unter Schwierigkeiten ausgewichen. Steuermann Hichens hatte
das Kommando über Boot Nummer 6, und wegen fehlender Männer wurde Major Peuchen
zur Besatzungsverstärkung eingeteilt. Ihnen wurde gesagt, daß sie auf das Licht
des Dampfers zusteuern sollten, das an der Backbordseite sichtbar war, und sie
folgten diesem, bis es verschwand. Es waren vierzig Frauen und Kinder dabei.
    Auf Boot
Nummer 8 befand sich nur ein Seemann, und weil Kapitän Smith die Order gab »Nur
Frauen und Kinder«, mußten nun Frauen rudern. Später in der Nacht, als nur
wenig Fortkommen erkennbar wurde, nahm der Seemann einen Riemen und stellte
eine Frau an die Steuerpinne. Auch dieses Boot befand sich inmitten von
Eisbergen.
    Von unseren
vier faltbaren Booten – tatsächlich ist faltbar nicht die richtige Bezeichnung,
weil nur ein kleiner Teil klappbar ist, nämlich die umlaufende Persenning;
»Brandungsboote« ist der echte Name – wurde eines im letzten Moment zu Wasser
gelassen, indem man es über die die Deckskante überspülende See kippte, und es
wurde nie aufgerichtet. Es war jenes, auf das die zwanzig Männer kletterten
[Notboot B]. Ein anderes wurde von Herrn Lowe erreicht und dessen Insassen
gerettet, mit Ausnahme von drei Männern, welche die Strapazen nicht überlebt
hatten. Das Boot wurde freigegeben und trieb ab, und wurde einen Monat später
in genau dem gleichen Zustand von der Celtic angetroffen. Es ist
interessant zu bemerken, wie lange dieses Boot noch schwimmfähig blieb, nachdem
angenommen worden war, daß es nicht mehr seetüchtig wäre.
    Ein kurioses
Zusammentreffen ergab sich daraus, daß einer meiner Brüder beschloß, an Bord
der Celtic zu reisen und über ihre Seite sehend ein Boot der Titanic erkannte,
auf der ich schiffbrüchig wurde. Die beiden anderen faltbaren Boote erreichten
die Carpathia mit der vollen Auslastung an Passagieren: in einem, dem
vorderen Steuerbord-Boot und eins der letzten abgefahrenen, befand sich Herr
Ismay. In ihm waren vier Chinesen unter den Füßen der Passagiere verborgen. Wie
sie dahin kamen weiß niemand – oder wie sie überhaupt auf die Titanic kamen,
weil die Einwanderungsgesetze der USA ihnen nicht erlauben würden, dessen Häfen
zu betreten.
    Es muß zum Abschluß gesagt
werden, daß es großen Grund zur Dankbarkeit gibt, daß alle abgesetzten Boote
ihre Passagiere sicher zum Rettungsschiff brachten. Es wäre ein leichtes, viele
Dinge aufzuzählen, die als Gefahrenmomente hätten wirken können.

 
    Die Rückkehr der Carpathia nach New York
     
     
     
    Die Reise der Carpathia von
dem Zeitpunkt an, als sie das »CQD« der Titanic um etwa 00.30 Uhr am
Montagmorgen empfing, bis sie am folgenden Donnerstag um 20.30 Uhr New York
erreichte, war eine Reise, die größte Anforderungen an Kapitän, Offiziere und
Mannschaften des Schiffes stellte. Sie umfaßten die größtmögliche Kenntnis der Navigation,
die größte Wachsamkeit in jedem Abschnitt vor und nach der Rettung, und die
Fähigkeiten zur Organisation, die vermutlich manchmal bis zum Zerreißen
beansprucht worden war. Die Leistungen und die Art und Weise, wie diese
durchgeführt wurden, gehören zu dem immerwährenden Ansehen der Cunard-Linie und
dem bei ihr angestellten Personal, die ihren Dienst auf der Carpathia versahen.
Kapitän Rostrons Anteil daran ist groß, und seine Tat ist eingehüllt in eine
Bescheidenheit, die auffällig ist in ihrer Zurückhaltung. Nach seinem eigenen
Verständnis war es eine Arbeit, die vollkommen und beherzt getan werden mußte.
Sobald die Titanic nach Hilfe rief und ihre Position angab, drehte die Carpathia gegen Nord: alle Kräfte wurden aktiviert, eine neue Wache von Heizern wurde
hinzugezogen und die höchstmögliche Geschwindigkeit, der sie fähig war, wurde
von den Ingenieuren gefordert, mit dem Ergebnis, daß die Entfernung von 58
Meilen zwischen den beiden Schiffen in nur dreieinhalb Stunden zurückgelegt
wurde, mit einer

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