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elenden dalmatinischen Fischerbooten nach Triest weiter transportiert. Lord Nelson hatte sich auch bis auf den letzten Augenblick gegen diese Art zu reisen erklärt. Als echter Seemann fand er es bequemer, dieSpitze von Kalabrien zu umsegeln und an Bord des »Alexander«, das heißt als König in das adriatische Meer hineinzusegeln. Was mich betrifft, so gestehe ich, daß ich der Reise zu Lande, wie ermüdend sie auch war, den Vorzug gab. Sir William war so krank, daß er erklärte, er sei beinahe überzeugt, er werde nicht lebendig nach Ancona kommen, dennoch aber werde er, der Königin treu, alles, selbst sein Leben, aufs Spiel setzen, um ihr zu folgen. Demgemäß reisten wir ab. Wir brauchten sechsundzwanzig Stunden, um von Livorno nach Florenz zu gelangen, weil die Nähe der Franzosen uns zwang, eine Menge Umwege zu machen. In Kastell San Giovanni warf unser Wagen um. Sir William trug eine leichte Kontusion am Knie davon, mir ward die eine Schulter ausgerenkt. Ein Dorfarzt richtete sie mir wieder ein, wobei er mich die gräßlichsten Schmerzen ausstehen ließ, während ein Stellmacher das gebrochene Rad des Wagens reparierte. Diese Reparatur war jedoch keine sehr dauerhafte, denn in Arezzo brach das Rad abermals. Da die Franzosen immer näherrückten und nicht weniger als zwei Tage dazu gehört hätten, um den Wagen in völlig guten Zustand zu setzen, so beschlossen wir, Lord Nelson, Sir William und ich, einen andern und zwar den ersten besten zu nehmen, den mir bekommen könnten. Unsere Dienstleute, die als Personen ohne Bedeutung den Franzosen ohne Gefahr in die Hände fallen konnten, wurden zurückgelassen und es ward verabredet, daß sie mit dem reparierten Wagen nachkommen sollten. Wir fuhren daher fort, die gräßlichen Straßen weiterzufahren und an Bevölkerungen vorüber zu kommen, deren Armut und Elend aller Beschreibung spottete.
Bei der Ankunft in Ancona fand die Königin eine österreichische Fregatte, die »Bellona«, bereit, sie und die Personen ihres Gefolges aufzunehmen. Da die Königin das Land sobald als möglich zu verlassen wünschte, so begab sie sich noch denselben Tag an Bord des Schiffes. Sobald sie aber einmal hier war, wußte sie nicht recht, ob sie auch hier bleiben sollte, und als wir drei Tage nach ihr anlangten, war ihre Unschlüssigkeit noch nicht zu Ende. Sie hatte, wie sie uns sagte, Lust, die Gastfreundschaft des aus drei Fregatten und einer Brigg bestehenden russischen Geschwaders in Anspruch zu nehmen. Nelson, der zu der österreichischen Marine wenig Vertrauen hatte, ermutigte sie in dieser Absicht. Da andererseits die österreichische Fregatte, um die königliche Familie und die Personen, welche sie begleiteten, in gebührender Weise aufzunehmen,sich genötigt gesehen hatte, die Zahl ihrer Kanonen auf vierundzwanzig zu reduzieren und da die Franzosen Herren der Küsten von Dalmatien waren, so hätten sie auch in der Tat die »Bellona« mit einer Anzahl Fischerboote entern und nehmen können. Unglücklicherweise aber war die Fregatte, auf welcher sich der Kommandant des russischen Geschwaders befand, auf die Ehre, welche die Königin ihm erzeigte, keineswegs vorbereitet und er konnte der königlichen Familie nur sein eigenes Zimmer überlassen, so daß wir uns genötigt sahen, uns auf einer andern Fregatte einzuschiffen. Sir William war so krank, daß alle Ärzte ihn aufgegeben hatten, und daß selbst der hoffnungsvollste von ihnen erklärte, er werde vielleicht bis Triest, nimmermehr aber bis Wien kommen. Gegen alles Erwarten aber fühlte Sir William sich bei der Ankunft in Triest nach einer guten Überfahrt ein wenig besser, und der übrige Teil dieser Reise ward unter günstigen Umständen zurückgelegt. In Wien ward ich infolge der lebhaften Freundschaft, welche die Königin für mich an den Tag legte, von ihrer Tochter und der ganzen kaiserlichen Familie aufs huldvollste empfangen. Sir Williams Genesung, welche sechs Wochen dauerte, hielt uns in der Hauptstadt von Österreich länger zurück, als wir außerdem geblieben sein würden. Das Vergnügen, welches ich hier fand, ward jedoch dadurch ebensowenig beeinträchtigt, als durch die Feste, die man mir gab, denn Sir William bestand darauf, daß ich mit Lord Nelson in Gesellschaft ginge, gerade so, als ob er selbst gesund gewesen wäre und uns begleitet hätte. Es war in der Tat Zeit, daß Marie Karoline nach Wien kam, um ihre Interessen zu vertreten, denn in ihrer Abwesenheit hatte niemand daran gedacht. Dies bestimmte
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