TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
Missklang. Trotzdem schliefen beide sehr gut.
*
Der nächste Morgen war sonnig. Das Pärchen frühstückte bestens gelaunt. Der Manager kam und teilte mit, die Polizei hätte leider noch keine Spur. Im Übrigen hafte die Versicherung für den Verlust.
„Wie hoch können wir den beziffern?“, überlegte Tim, als sie wieder allein waren. „Die Turnschuhe waren neu. Da weiß ich’s. Aber getragene Hemden? Und dein strapazierter Jeansrock? Was den betrifft, würde ich den ideellen Wert ins Feld führen. Er stand dir wirklich sehr gut, besonders um die Knie.“
„Verschluck dich nicht an deinem Rührei. Mein Rock war gut erhalten! Was sagst du in der Bank?“
„Can I cash this cheque (Kann ich diesen Scheck einlösen)?“
„Sehr gut! Und nun hurtig! Joan wird schon auf uns warten.“
Sie beendeten ihr Frühstück und tippelten los. Es war nicht weit bis zur Western-Bank. Unterwegs beäugten sie Schaufenster. Außerdem trafen sie Gus und Biggie, zwei der Nettesten aus der gestrigen Eis-Salon-Clique.
Als sie vor dem Baracken-Bau der Western-Bank ankamen, war die Straße still. Die Bank hatte geöffnet. Vor ihnen trat ein älterer Mann in die Schalterhalle. Er hatte silbriges Haar und ein Gesicht wie aus Sattelleder. Ein dünner Goldrahmen fasste die Brillengläser. Dass er die beiden anlächelte, war sicherlich Zufall - dachten sie. Denn woher sollte er sie kennen?
Zwei Angestellte, Männer, waren hinter dem Schalter. Das Pärchen trat zu einem Schreibpult, weil Tim das Durcheinander in seiner Brieftasche erst mal ordnen musste. Nahe dem Schreibpult war eine spaltweit geöffnete Tür, die wer-weiß-wohin führte, vielleicht zu den Toiletten. Oder zum Tresor?
Tim stand so, dass er den nächsten Kunden bemerkte. Der trat in diesem Moment ein: ein knochiger Typ mit eckigem Gesicht. Die Stirnglatze war braungebrannt. Er hatte Augen wie Stahlkugeln.
Er kam also rein und zog die Hand unter der Jacke hervor.
Morgensonne schimmerte auf dem Metall der Pistole.
Ein Bankräuber!, fuhr es Tim durch den Kopf. Himmel! Passiert es denn immer, wenn wir da sind?!
Ohne die beiden Jugendlichen zu beachten, sprang der Kerl zum Schalter.
Tim handelte mit der Schnelligkeit eines geölten Computers, warf einen Arm um Gaby, riss sie mit, stieß die Wer-weiß-wohin-Tür ganz auf und hechtete mit seiner Freundin hinein. Indem er herumwirbelte, wobei er Gaby losließ, schmetterte er sie zu. Der Schlüssel steckte innen.
Geschafft!
„Überfall!“, brüllte draußen der Bankräuber.
„Tim!“, flüsterte Gaby. „Das war einzigartig! Heldenhaft! O Gott! Bleibt man denn hier von gar nichts verschont?“
Im selben Moment krachten Schüsse.
9. Geiselnahme in der Western-Bank
Diese Idioten! Waren die lebensmüde?
Alles ging schief.
Dass die beiden Jugendlichen verschwanden - wie der Blitz
- hinter der Tür, störte Webster nicht. Die waren nicht interessant. Außerdem wusste er, dass dort nur die Toiletten waren, aber kein Ausgang und keine unvergitterten Fenster. Mochten sie abschließen, eine Falle blieb es trotzdem.
Aber der Kassierer und der zweite Typ! Wie die sich benahmen! Wo blieb der Respekt vor einer geladenen Pistole?
Statt die Hände zu heben und vor Schreck zu erstarren, sprangen sie hinter eine Glaswand. Sie stand im Hintergrund, war groß wie ein Kleiderschrank und absolut kugelfest.
Webster riss die Waffe hoch und feuerte. Wirkungslos prallte die Kugel ab, auch die zweite.
Er wollte über den Schalter flanken, nachsetzen, hinter den Schutz aus Panzerglas laufen und ...
Zu spät!
Die Panzerglas-Wand schirmte die Hintertür ab, den Ausgang. Die beiden stürmten hinaus, und sie hätten noch Zeit gehabt, ihm die Zunge zu zeigen - oder einen Vogel.
... KACHRANGGGGG .!
Das Zuschmettern der Stahltür klang in seinen Ohren wie das CLIC-CLANC der Gefängnisgitter.
... W IIIN NNNN ...
Die Alarmanlage heulte los. Von draußen also hatten diese Kerle sie betätigt.
„Leg dich auf den Boden!“, brüllte Webster den silberhaarigen Mann an.
Der Alte gehorchte. Bäuchlings lag er jetzt dicht vor dem Schalter.
Webster sprang zum Fenster.
Auf der anderen Straßenseite öffnete sich die Tür eines Waffengeschäftes. Zwei Männer standen dort, hielten Gewehre in den Händen und blickten herüber.
„Rühr dich nicht, Alter!“
Webster flankte über den Tresen, rannte zu einem der rückseitigen Fenster und biss sich vor Wut auf die Lippen.
Werde ich alt? Verdammt! So schief gegangen ist es noch nie!
Das
Weitere Kostenlose Bücher