TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
waffenlos.
Der Opa klopfte an die Toilettentür.
„Ihr könnt rauskommen. Es ist vorbei.“
Tim öffnete die Tür und trat über die Schwelle. Gaby war etwas blass um die Nase. Verblüfft musterten beide den Oldie. Mikes Vater war doch vor vier Jahren gestorben. Oder stimmte das nicht?
„Wo habt ihr denn die Pistole?“, forschte Brigland.
„Das war nur ein Trick“, erklärte Tim, „um Webster abzuschrecken. Niemand hat uns eine Waffe gegeben. Leider mussten wir eine Scheibe zerschlagen.“
„Guter Trick! Darauf muss man kommen. Und Pech für Webster. Die Situation war gegen ihn. Oder vielmehr: Er war den Beteiligten nicht gewachsen. Kommt mit!“
Sie gingen hinaus. Und die beiden Amerika-Reisenden waren mächtig gespannt.
Polizisten umringten Webster. Er trug Handschellen. Sein Gesicht hatte sich grau gefärbt.
Der Polizei-Chef, ein Hüne, musterte Tim und Gaby voller Neugier, wandte sich aber erst an den Opa.
„Ich befürchtete schon, er würde Sie tatsächlich als Geisel nehmen, Mr. Collins.“
„Collins?“, schnappte Webster. „Wieso Collins? Das ist Patrick Norman Brigland.“
„Was?“, staunte der Polizei-Chef. „Wie kommst du auf die Idee, Mann?“
Der Opa grinste. Zu Webster sagte er: „Ich heiße Samuel Collins. Früher war ich hier der Bürgermeister. Ich kannte die
Familie Brigland sehr gut. Und das Bild auf deinem Steckbrief
- das habe ich mir damals oft genug angesehen.“
Sekundenlang herrschte Stille. Dann begann der PolizeiChef zu lachen. Die andern fielen ein.
Joans Opa!, dachte Tim. Respekt! Der hat ja Nerven wie Drahtseile. Und Mike wird es umhauen, wenn er nächste Woche von uns erfährt, was hier gelaufen ist. Endlich, nach 20 Jahren, kriegt dieser Verbrecher seine Strafe - auch für das, was er Eliza angetan hat.
Collins lächelte die beiden an. „Du bist Gaby Glockner, nicht wahr? Und du bist Tim. Joan hat mir erzählt von euch. Als ihr in die Bank kamt, wollte ich euch begrüßen. Aber dann passierte es schon. Das müssen Sie hören, Chief“, wandte er sich an den Polizei-Chef, „wie die beiden Webster ausgetrickst haben.“
10. Schlampe mit Herrenhemd
Joans Opa war der Held des Tages. Beinahe hätten ihn die Springfielder auf den Schultern durch den Ort getragen.
Allmählich beruhigte sich die Szene. Die Polizisten verfrachteten Webster ins Stadtgefängnis. Die Menge zerstreute sich. Die beiden Bankangestellten kehrten hinter die Schalter zurück. Wer gemeint hatte, für heute sei Feierabend im Geldinstitut, irrte sich.
Im Gegenteil! Samuel Collins konnte endlich die 3000 Dollar abheben, die er so dringend benötigte. Tim und Gaby lösten ihre Reiseschecks ein.
Während sie das erledigten, kam ein Typ in die Bank.
Gaby erschrak bei dem Anblick. Um Himmels willen!, dachte sie. Nicht schon wieder! Wenn der jetzt eine Pistole zieht, würde ich mich nicht wundern.
Aber das tat der Typ nicht. Vielmehr stellte er sich hinter Samuel Collins, dem soeben die 3000 Dollar ausgezahlt wurden.
Mit verzücktem Gesicht blätterte der Kassierer sie hin. Er sagte dann noch, die Western-Bank wäre Mr. Collins sehr verpflichtet.
Collins lachte. „Wenn ihr euch erkenntlich zeigen wollt, ihr Finanz-Haie, dann erhöht die Zinsen für mein Sparkonto.“
Alle lachten. Auch der Typ grinste, was seine Bartstoppeln aufrichtete. Er mochte Mitte Zwanzig sein, lief barfuß und steckte in einem Overall, der sicherlich nicht nur von ihm bewohnt wurde. Verfilztes Haar. Er wirkte verschlagen.
Jetzt war er an der Reihe. Einen Zehn-Dollar-Schein wollte er wechseln. Das wurde ihm gewährt. Aber der Kassierer prüfte genau, ob die Banknote vielleicht selbstgemacht war.
Collins trat zu den beiden Besuchern aus Deutschland.
„Ich nehme euch mit zu Joan. Sie ahnt ja nicht, was wir inzwischen erlebt haben.“
Draußen waberte die Luft. Unbarmherzig brannte die Sonne.
Joan stand vor dem Haus und hielt Ausschau. Die Nachricht vom Banküberfall war wie ein Lauffeuer durch Springfield geeilt und auch zu ihr gedrungen.
Opa Collins blieb nicht lange, klopfte vielsagend auf seine pralle Brieftasche und erklärte augenzwinkernd, er hätte noch was zu erledigen.
Als er gegangen war, sagte Joan: „Er beschenkt mich so gern. Nachher kauft er die Goldkette. Er ist der beste Opa der Welt. Aber nicht wegen der Geschenke, sondern wegen seiner Güte. Habt ihr bemerkt, wie altmodisch er ist? Statt dem Juwelier einen Scheck zu geben, holt er das Geld von der Bank. Er bezahlt immer in bar, benutzt
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