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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Branntwein in einem Zug hinunter. »Ach herrje. Ich bin noch immer ganz durcheinander.«
    »Soll ich Riechsalz holen oder mein Flakon mit Rosenwasser?«
    »Nein. Ich habe noch alle Sinne fest im Griff.« Bell setzte den Hut ab und legte ihn auf den Tisch. Ihre hellen Locken waren mit einem Seidenschal zusammengebunden, sodass die Ohrläppchen freilagen. Daran hingen funkelnde Edelsteine, die Lea bewundernd betrachtete.
    »Sie gefallen mir auch.« Bell griff nach dem Geschmeide, zog es mit einem Ruck von den Ohren und hielt es Lea hin. »Ich schenke sie Ihnen.«
    »O nein, das dürfen Sie nicht.«
    »Sie bedeuten mir nichts. Ein Mann gab sie mir, für den der Preis dieser Ohrringe nur ein Botenlohn ist. Ihre Hilfe ist tausendmal mehr wert. Ich heiße Bell. Würden Sie mir die Freude machen, mich so zu nennen.«
    »Gerne. Und ich heiße Lea. Wir können wohl auf das Förmliche verzichten, nach diesem gemeinsamen Abenteuer.«
    Bell stand auf und trat ans Fenster. Vorsichtig schob sie die Vorhänge zur Seite und spähte hinaus, ohne dass jemand sie sehen konnte. »Ich muss es jetzt wagen. Noch mehr Unannehmlichkeiten will ich dir nicht zumuten.«
    »Warte noch. Die Männer werden sicher bald verschwinden. Ich weiß, wie die Kerle aussehen, und kann hinuntergehen und nachsehen, ob die Luft rein ist.«
    »Lieber nicht. Diese Bluthunde werden so lange warten, bis sie mich haben. Ich kenne ihren Auftraggeber. Er duldet keine Misserfolge. Schätzchen, ich muss irgendwie unbemerkt aus diesem Hotel herauskommen, und nicht nur das. Ich muss die Stadt, am besten das Land, noch heute verlassen. Wenn diese Männer mich einfangen, dann werde ich ins Gefängnis wandern. Es könnte mich sogar den Kopf kosten.«
    Lea zuckte bei ihren Worten zusammen. »Was hast du denn nur getan?«
    »Was hättest du davon, wenn ich dir jetzt irgendeine Geschichte erzähle, Lea? Darin bin ich gut. Doch es besteht keine Veranlassung, mir ein Wort von alldem, was ich sage, zu glauben!« Sie ließ die Schultern hängen. »Mein Gott, die Gäste des Morgenstern werden vergeblich auf mich warten. Dabei hätte ich das Geld gebrauchen können. Verdammt!«
    Lea zuckte zusammen.
    Bell bemerkte es. »Liebes, warum versteckst du mich eigentlich? Ich bin eine dir völlig unbekannte Person.«
    Lea blieb die Antwort erspart. Ein energisches Klopfen an der Tür ließ die Frauen zusammenfahren. Bell zitterte am ganzen Körper. Leas Augen flogen hin und her. Sie überlegte fieberhaft. Schließlich schob sie die bebende Bell in die Schlafkammer und wies auf die große leere Holztruhe, die dort stand.
    »Schnell, dort hinein.«
    Erneut ertönte ein Klopfen, diesmal ungeduldiger. »Machen Sie sofort auf!«
    Es war eindeutig nicht das Zimmermädchen, das um Einlass bat. Es pochte ein drittes Mal so laut und eindringlich, dass Lea dachte, die Tür würde aus den Angeln springen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihre Augen folgten Bell, die lautlos wie ein Schatten verschwand. Dann hörte sie Scharniere knarren. Jemand rüttelte von außen heftig an der Klinke und übertönte das Geräusch.
    Lea durchwühlte mit ihren Händen das Haar. »Mein Gott! Wollen Sie ein Loch ins Holz schlagen?« Empörung lag in ihrer Stimme.
    Dann öffnete sie die Tür einen Spaltbreit. Drei Männer standen davor. Zwei davon hatte sie auf der Treppe gesehen, bei dem Dritten handelte es sich um den Hotelier. Der Stiernackige wolle Lea zur Seite schieben und das Zimmer betreten, doch das ließ sie nicht zu.
    »Wie benehmen Sie sich denn? Klopfen mich einfach aus dem Schlaf. Glauben Sie, ich empfange Männer im Nachthemd! In diesen Raum lasse ich nur das Zimmermädchen.«
    »Ha, das werden wir ja sehen.« Wieder versuchte der Glatzköpfige, sich an ihr vorbeizuschieben.
    »Lassen Sie das!«
    Der feiste Kerl schnaubte, während der Hotelbesitzer schuldbewusst die Hände rang. »Meine liebe Dame, es tut mir so leid, Ihnen dies zumuten zu müssen. Doch die Herren ließen sich nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Denken Sie nur, sie vermuten eine Mörderin unter meinem Dach!«
    Lea keuchte und griff sich mit beiden Händen an den Hals. Sie brauchte für einen Moment nicht zu schauspielern. Ihr Entsetzen war echt.
    »Eine Mörderin! Hier im Haus? Ich wünsche sofort eine Erklärung. Wie kommen Sie dazu, Verbrecher bei sich aufzunehmen?«
    »Ich wusste es ja nicht! Die Frau sah so vertrauenerweckend aus. Sie bezahlte im Voraus und machte keine Umstände … «
    »Bitte beruhigen Sie sich.« Der schlanke,

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