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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Flussdampfer.«
    Betroffenheit durchzuckte Lea. Sie glaubte jedes Wort von dem, was Joris über ihre Schwester gesagt hatte. Das war Rebekkas Art gewesen, andere aufzubringen.
    Lea erschrak, als sie sich Joris’ prüfendem Blick bewusst wurde. Glaubte er etwa, nach dem, was zwischen ihnen war, sie trieb auch mit ihm nur ein Spiel? Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, doch das vertrieb seinen zweifelnden Ausdruck nicht ganz.
    »Irgendwie passt das nicht zu der Lea, die ich kennengelernt habe«, murmelte Hardy in die Stille hinein. Er musterte sie erwartungsvoll. Schweiß brach Lea aus. Hoffentlich fragte er nicht weiter. Joris sollte als Erster die Wahrheit erfahren. Wenn sie doch nur endlich mit ihm allein wäre und das Misstrauen vertreiben könnte.
    Joris wies nach draußen. »Es klart auf. Die Sache mit Engelke macht mich mehr als unruhig. Ich werde mein Pferd satteln und ins Dorf zu reiten.«
    »Willst du denn nicht noch kurz bleiben und etwas essen?«, fragte Lea verzagt.
    »Dafür fehlt mir nach dem, was Hardy erzählt hat, die Ruhe. Es tut mir leid, Lea.« Er warf ihr einen um Verständnis bittenden Blick zu, stand auf und kehrte kurz darauf mit seinem Arztkoffer und einer Tasche zurück.
    »Wir sehen uns, alter Freund!« Er reichte dem Ochsentreiber die Hand.
    »Viel Glück!«
    »Lea, ich werde vielleicht erst morgen wieder zurück sein. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, allein hier auf der Farm zu bleiben.«
    »Nein«, sagte sie schwach.
    Kurze Zeit später sahen sie, wie Joris sich auf sein Pferd schwang und davonritt.
    »Das nenne ich eine schnelle Entscheidung. Ich muss auch gehen, wenn ich das Korsett noch früh genug an die Frau bringen will.« Hardy griff nach Leas Hand, gab sie aber nicht sogleich wieder frei. Er musterte sie ernst. »Mädchen, was auch immer dich quält, wenn du eine Schulter zum Ausweinen brauchst, weißt du ja, wo du sie findest.«
    Für einen Augenblick war Lea versucht, ihm alles zu erzählen. Doch dann verflog der Moment. Nein! Joris sollte der Erste sein, dem sie sich offenbarte. Ihr fiel der Brief an Bell wieder ein.
    »Danke Hardy. Vielleicht werde ich darauf zurückkommen. Kannst du einen Brief für mich mitnehmen?«
    »Sicher.«
    Hardy nahm den Umschlag, warf einen Blick auf den Empfänger und drehte den Brief dann gedankenverloren zwischen seinen Fingern.
    »Was hast du mit dem Paradies in St. Louis zu schaffen?« Lea wollte antworten, doch der Ochsentreiber winkte ab. »Sag nichts. Es hat auch mit dem zu tun, was du noch nicht erzählen willst, oder?« Lea nickte. Der Alte kniff die Augen zusammen. »Erst Joris und dann ich, habe ich recht?«
    »Du hast es erfasst, Hardy.« Lea lachte erleichtert und umarmte ihn spontan.
    Unvermittelt wurde der Ochsentreiber ernst. »Warte nicht zu lange, Lea. Vertrauen kann nur Wurzeln schlagen, wenn der Boden dafür offen ist. Geheimnisse sind wie Unkraut. Sie benötigen immer mehr Raum und rauben einem die Luft zum Atmen.«

9
    L ea hatte die halbe Nacht wach gelegen und gegrübelt. Nicht nur die Sorge um Engelke und das ungeborene Kind, auch ihre eigenen brachten sie um die ersehnte Ruhe. Erst gegen Morgen fiel sie in einen bleiernen Schlaf. Jetzt fühlte sie sich müde und zerschlagen. Sie beschloss sich abzulenken und griff nach einem Korb, um Anschürholz zu sammeln. Auf dem Weg zurück sah sie von Weitem einen zweirädrigen Wagen beim Haus stehen. Joris’ Pferd graste auf der Weide.
    Lea beschleunigte ihre Schritte. Ihr Herz begann zu stolpern. Sie näherte sich der Farm und erspähte Joris, der Körbe und Decken zum Wagen brachte. Lea winkte ihm, doch er wandte ihr bereits wieder den Rücken zu. Ein Fremder trat aus der Tür des Hauses. Mit seiner dunkelroten Jacke, der grünen Hose und dem ledernen Hut wirkte er wie ein Paradiesvogel, der sich verflogen hatte.
    »Gott bin ich froh, dass wir es bis hierher geschafft haben!«
    Joris umrundete den Wagen und schwang sich auf den Kutschbock. »Lea wird sicher bald auftauchen und dir eine Tasse Tee machen, Nikolas. Die hast du dir redlich verdient, mein Freund!«
    Ein Ruf ließ den bunt gekleideten Fremden die lederne Plane des Wagens beiseiteschieben, aus dem ein Mann herauslugte. Er streckte seine Hände aus und umfasste die des Fremden.
    »Gott möge es Ihnen lohnen!«
    Die Stimme klang weich und warm zu Lea herüber, sie war auch nicht der Grund dafür, dass Lea ihre Hand vor den Mund schlug. Einen Herzschlag lang glaubte sie sich getäuscht zu haben, doch dann schob sich

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