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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Leas Richtung an. »Würdet ihr einem nassen Reisenden Unterschlupf gewähren?«
    »Komm schnell herein und setz dich.« Joris wies auf einen der Stühle.
    Hardy ließ sich ächzend nieder. »Was für ein Schweinewetter. Wie gut, dass ich schon so nah bei eurer Farm war. Ich habe die Ochsen untergestellt.« Er zog seinen Mantel aus und rieb sich mit einem Tuch, das Lea ihm reichte, das Gesicht trocken. Dann fiel sein Blick auf die kopflose Schlange. Weit riss er seine Augen auf. »Oh, ihr hattet schon einen ungebetenen Gast!«
    »Joris hat ihm den Garaus gemacht.« Lea legte eine Hand an ihr erhitztes Gesicht. Ihre Augen suchten die von Joris. Er nickte ihr kaum merklich zu. Sie würden später reden.
    Hardy strich mit einem Finger über die Haut des Tieres. »Ich will Feindschaft setzen zwischen der Schlange und dem Weibe, zwischen seinem Samen und ihrem Samen« , zitierte er die Bibel. »Ist gut, dass du sie erledigt hast, Joris. Erst letzte Woche ist ein neunjähriger Junge in Quincy an einem Schlangenbiss gestorben. Seine Eltern haben ihn zu Dick Holders gebracht. Er sollte das Gift durch Zauberformeln und Besprechungen bannen.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Es hat nicht geklappt. Ich halte sowieso nicht viel von diesen Quacksalbern, die glauben, ein paar Worte von ihren Lippen könnten den Lauf der Natur aufhalten. Da vertraue ich doch lieber einem anderen Freund und Helfer.« Hardy zog eine Flasche mit Alkohol aus seiner Tasche und stellte sie auf den Tisch.
    »Na, das war doch jetzt nur Mittel zum Zweck, damit du uns zu einem Glas einladen kannst, oder?« Joris’ Stimme klang belegt. Auch er schien sich noch nicht wieder ganz in der Hand zu haben.
    Der Alte hob einen Zeigefinger in die Höhe. »Ein guter Tropfen hilft tatsächlich bei Schlangenbiss. Man muss nur in reichlichen Mengen trinken. Solange das Gift seine verderbliche Wirkung ausübt, tritt keine Berauschung ein. Aber sobald man anfängt zu lallen, hat die Schlange das Spiel verloren.«
    »Gut, dass wir jetzt Bescheid wissen.« Joris trat zum Küchenschrank, holte Gläser und goss ihnen ein. Lea stellte auch noch einen Krug mit Buttermilch vor dem Alten auf den Tisch und bot ihm selbst gebackenes Brot an.
    Joris setzte sich dem Ochsentreiber gegenüber. Ihm schien daran gelegen, das unverfängliche Gespräch in Gang zu halten. »Es geht das Gerücht, dass ein Huhn, mit dem Hinterteil voran auf die Wunde gesetzt, bei einem Schlangenbiss Wunder wirken soll. Hast du jemals davon gehört?«
    Hardy kaute mit offenem Mund und wiegte zweifelnd den Kopf. »Nein. Kann mir nicht vorstellen, dass das was nützt, und auch nicht, dass ein Federvieh so was mit sich machen lässt. Da würde ich mich eher auf Natternwurz verlassen. Das Kraut hat schon so manchen gerettet.«
    »Wie wird es angewendet?«, fragte Lea.
    »Man kocht Natternwurz oder auch Schlangenkraut in Milch und in dieses Gebräu wird das gebissene Glied gelegt.«
    »Bist du selbst schon mal gebissen worden?«
    Hardy nickte. »Ist schon Jahre her, zu meiner Anfangszeit hier in Amerika. Da hieß ich noch Gerhard und war in meinen Taufschuhen unterwegs … «
    »Du meinst barfuß?«, fragte Lea.
    »Richtig. Musste damals sparen, denn ich wollte mir ein Stück Land kaufen. Wie ich so mit dem Vermesser über die Prärie spazierte, spürte ich plötzlich einen Stich in meiner Wade. Das Bein fing sofort an zu schwellen. In höchster Eile band ich die Adern unterm Knie ab, nahm kurz entschlossen ein Messer und schnitt die geschwollene und blau angelaufene Wunde auf. Dann zwang ich meinen Begleiter mit vorgehaltener Waffe dazu, mir das Gift auszusaugen.«
    Er klopfte mit einer Hand auf sein Halfter. »Der Kerl hat gezittert wie Espenlaub. Hatte Angst, dass er sich durch das vergiftete Blut Schaden zuzieht. Selten habe ich jemanden gesehen, der so lange und ausgiebig ausgespuckt hat. Danach hat er sich sofort aus dem Staub gemacht und später schlichtweg geweigert, noch ein einziges Wort mit mir zu reden. Dabei wollte ich ihm nur danken, doch er hat mir wütend mit seiner Peitsche gedroht. So ist aus dem Landkauf nichts geworden und ich bin seitdem als Präriehändler unterwegs. Allerdings nicht mehr in meinen Taufschuhen.« Er hob einen Fuß und wackelte mit dem Stiefel hin und her.
    Lea lachte. Langsam wich die Verzauberung von ihr. Das Gewitter war fast vorbei und der Himmel klarte sich wieder auf. Sie griff nach einem Topf, füllte ihn mit Wasser und gab Bohnen hinein. Die Männer sprachen über den

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