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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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die Ungläubigkeit aus seiner Stimme heraus. Dann erst registrierte sie, was Joris gesagt hatte. Arne! Der Name traf Lea bis ins Mark. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich. Es verschlug ihr den Atem. Keuchend hielt sie sich am Holz des Küchentisches fest.
    Das durfte einfach nicht wahr sein. Nicht jetzt, nicht in diesem Augenblick! Nackte Verzweiflung überkam sie. Es rauschte in ihren Ohren, doch Lea zwang sich zur Ruhe. Sie durfte jetzt nicht ohnmächtig werden!
    »Du hast dich sicherlich schon gefragt, ob ich überhaupt noch einmal den Weg nach Hause zurückfinden werde. Mein Gott, bin ich froh, dich wiederzusehen«, drang es zu ihr herüber.
    Sie sah, wie der Mann die Zügel anzog, vom Pferd sprang und dicht vor Joris stehen blieb. Es war tatsächlich Arne. Sein Gesicht entsprach Rebekkas Zeichnungen, nur die Unbeschwertheit in den Zügen hatte sich verloren. Der Bart, der auf den Bildern noch gefehlt hatte, machte ihn älter.
    »Du bist es wirklich.«
    »Ich sehe ein bisschen wüst aus. Es ist nur der Bart.«
    »Lange nicht gesehen, Bruder.«
    »Zu lange nicht, Joris. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schön es ist, wieder hier zu sein. Davon habe ich in den einsamen Nächten geträumt.«
    »Du bist freiwillig gegangen.«
    »Ich weiß. Und jetzt bin ich wieder daheim. Die Bäume sind gewachsen, während ich fort war. Und die Schafe sehen ganz prächtig aus. Du hast die Farm gut in Schuss gehalten, Bruder. Ich komme gerade rechtzeitig, um mit dir das Heu einzufahren.«
    »Ich habe schon geglaubt, du hättest der Farm ganz und gar den Rücken gekehrt.«
    »Ach was! Es war nur die Herausforderung, die mich wegtrieb. Du kennst mich doch, Joris.«
    »Ja. Du hast dir wieder mal mit einer sinnlosen Idee den Kopf vernebelt. War ja auch eine gute Gelegenheit, allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, nicht wahr? Mein Gott, Arne, findest du nicht, dass es langsam Zeit ist, erwachsen zu werden?«
    »Auf dem letzten Treck bin ich es geworden. Es war kein Zuckerschlecken, das kannst du mir glauben. Es ist nicht einfach, wochenlang auf einem schaukelnden Wagen zu sitzen, sich mit durchgehenden Pferden und betrügerischen Geschäftspartnern herumzuschlagen. Kannst du dir vorstellen wie es ist, wenn einem Nase und Mund von Staub zugeklebt sind, man auf nacktem Boden schlafen muss und ungenießbares Essen serviert bekommt, weil der Koch wieder einmal trinkt? Diese Reise hat mir das Herumstreunen ausgetrieben.«
    »Das hoffe ich. Willkommen zu Hause, Arne!« Ein Ruck ging durch Joris’ Körper. Er trat auf den Bruder zu und schloss ihn in die Arme.
    »Ist Lea auch da? Sie wird mächtig getobt haben.« Arnes Stimme klang unsicher.
    Lea sog zitternd die Luft ein. Sie sah, wie Joris erstarrte und sich dann jäh von Arne löste.
    »Reib dein Pferd ab und dann komm erst mal herein.«
    Lea schlug die Hände vor das Gesicht. Wenn sie sich doch nur mit Joris hätte aussprechen können! Ihr Blick wanderte umher. Sie war für einen Herzschlag versucht zu fliehen. Doch wohin sollte sie gehen? Sie sank in sich zusammen. Es wäre nur eine Flucht auf Zeit. Irgendwann musste sie Arne gegenübertreten und ihm erklären, dass Rebekka tot war! Er hatte ein Recht darauf, es zu erfahren!
    Während Leas Gedanken Karussell fuhren, betrat Joris das Zimmer.
    »Er ist zurück.« Schmerz klang in seiner Stimme.
    »Ich weiß.« Sie sprang auf und ergriff seine Hände. »Joris, versprich mir eins: Bitte urteile nicht vorschnell über mich. Ich könnte es nicht ertragen.«
    »Ich über dich urteilen? Wessen willst du dich denn schuldig gemacht haben?« Er schüttelte verständnislos den Kopf, doch bevor Lea eine Erklärung vorbringen konnte, löste sie sich von ihm. Arne trat ins Haus. Er blieb in einiger Entfernung stehen und betrachtete sie.
    »Guten Tag, Lea.«
    Die Luft war plötzlich so spannungsgeladen wie vor einem Gewitter im Sommer. Wie hypnotisiert starrte Lea den Fremden an. Wann würde er den Schwindel merken? Sie musste etwas sagen, jetzt sofort. Doch ein Kloß saß in ihrer Kehle und kein Wort wollte über ihre Lippen kommen. Sie hätte sich zu gern in einem Mauseloch versteckt.
    Arne stieß sich vom Türrahmen ab und trat näher.
    »Ich habe mir nächtelang Worte der Entschuldigung überlegt, doch jetzt fallen sie mir nicht mehr ein. Es tut mir so leid, dich im Stich gelassen zu haben. Du kannst mir glauben, dass dies die Wahrheit ist. Ich weiß, dass ich es nicht verdient habe, aber kannst du mir verzeihen?«
    Er streckte die Arme

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