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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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denen ich sicher war, dass sie in seinem Kopf herumschwirrten. Du liebe Güte, ich an seiner Stelle hätte sicherlich eine Million Fragen gehabt.
    Doch was er wissen wollte, war: »Kann ich dich hier allein lassen?«
    »Lola ist da. Meine Mitbewohnerin. Und wie steht’s mit dir?«
    »Ich komme klar.«
    Er ließ nicht durchblicken, ob er allein oder mit jemandem zusammenwohnte. Würde ich einen falschen Eindruck vermitteln, wenn ich ihn fragte, ob er bleiben wollte? Aber was war der
richtige
Eindruck? Sosehr ich mich auch um ihn sorgte, wenn ich ihm mein Sofa – oder schlimmer noch, den Platz neben mir im Bett – anbot, würde dies definitiv unser Verhältnis als Therapeutin und Patient aufs Spiel setzen.
    Als hätten wir das nicht ohnehin schon getan. Aber er würde nur weitere Fragen stellen, die ich nicht beantworten wollte.
    »Was hat das Ding gemeint, als es von deiner Mutter sprach?«
    Fragen wie diese – nein, ich wollte nichts dazu sagen. »Ich weiß es nicht genau«, schwindelte ich. »Hat es dir denn gesagt, was es von dir wollte?«
    Er wandte den Blick ab. »Nein.« Das war ebenfalls nur die halbe Wahrheit – jede Wette.
    »Nun«, sagte ich matt. »Dann gute Nacht.«
    Er nahm meine Hand, als ich mich zum Gehen wandte. Seine Finger waren kalt, sein Griff jedoch fest. »Was bist du?«
    Ich lachte, aber es klang eher wie ein Schluchzen. »Selbst das weiß ich nicht genau.«
    Er ließ mich los. »Ruf mich an.« Das war weder eine Aufforderung noch eine Bitte, klang aber trotzdem verbindlich.
    Ich nickte. »Mach ich.«
    Er wartete, bis ich durch die Sicherheitstür gegangen war, und fuhr erst dann davon. Das wusste ich, weil ich mich noch einmal umdrehte und ihm durch die Scheibe nachsah. Und mit ihm schwand jegliche Hoffnung, dass mein Leben je wieder normal sein könnte.
     
    Am Samstag musste ich nicht arbeiten, und das kam mir sehr gelegen, denn ich hatte eine Xanax eingenommen und mich schließlich zum Schlafengehen gezwungen.
    Als ich aufstand, war Lola bereits bei der Arbeit. Unter der Woche arbeitete sie für eine Literaturagentur, an den Wochenenden in einem Designer-Discount. Das war klasse, denn so bekam ich nicht nur Bücher von sämtlichen Autoren, die sie vertrat, sondern sie versorgte mich auch mit schicken Klamotten.
    Mir war nicht danach, mich groß aufzustylen, und so setzte ich mich mit einer Schale Frühstücksflocken an meinen Schminktisch, nachdem ich einen Kaffee getrunken und geduscht hatte, rieb mein Gesicht mit ein wenig getönter Feuchtigkeitscreme ein und trug eine Schicht Lipgloss sowie eine großzügige Schicht Wimperntusche von Benefit auf, die meine Wimpern superlang aussehen ließ. Ich musste heute zwar keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber wenigstens fühlte ich mich einigermaßen ansehnlich, als ich eine halbe Stunde später aus dem Haus ging.
    Ich nahm den Zug Richtung Uptown, machte einen Abstecher zu
Sephora
an der Fifth Avenue, wo ich mir eine beheizbare Wimpernzange kaufte, und ging den Rest des Wegs zum Central Park zu Fuß.
    Am helllichten Tag war der Park eine echte Touristenfalle – eine von Pferdeäpfeln übersäte Großstadtoase, in der die Bewohner dieser Stadt, die ihr Leben meist auf engstem Raum verbrachten, ein wenig Ruhe suchten. In der Nacht dagegen … nun, wer kannte sie nicht, die Horrorgeschichten über Frauen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit allein in den Central Park gewagt haben. Ich kannte Frauen, die es sich getraut haben und nicht vergewaltigt oder zusammengeschlagen wurden. Aber ich gehörte nicht zu den Menschen, die ihr Schicksal herausforderten – und der Park war nun einmal nicht sicher. Allerdings war ich in meinem eigenen Bett seit kurzem auch nicht mehr sicher.
    Ich ging gemächlich weiter. Der Mann, zu dem ich wollte, würde ohnehin auf mich warten. Genau genommen war es so, dass er mich erwartete.
    Irgendetwas in der Traumwelt war im Umbruch begriffen, und ich wusste nicht, was es war. Ich wusste nur, dass ich mühsam versucht hatte, diese Welt aus meinen Träumen zu verbannen. Doch das funktionierte jetzt nicht mehr. Der alte Mann – Antwoine – hatte mir gesagt, ich wäre reif für mein Alter. Ob es vielleicht damit zusammenhing?
    Es war ein schöner Tag – warm genug für Jeans und einen leichten Pullover –, aber in meinen Knochen saß eine Kälte, die nichts mit dem Wetter zu tun hatte. Wenn ich zu ihm ging, gab es kein Zurück mehr. Denn damit würde ich jemand anderem als mir selbst gegenüber die

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