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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Morpheus mit einer Gewissheit, die mir fehlte. »Doch die Garde will wissen, welche Fähigkeiten du hast, und als ein Traumwesen ist es deine Pflicht, diese zu demonstrieren.«
    In seinem Ton schwang etwas mit, das mich augenblicklich verstummen ließ. Für mich klang es, als wollte er, dass ich Verek zwar beeindruckte, aber nicht übermäßig viel, etwa nach dem Motto
Zeig ihm, was er sehen will, aber nicht alle deine Fähigkeiten
. Interessant. Was sollte seiner Meinung nach groß in mir stecken, das Verek nervös machen könnte?
    Und was spielte das überhaupt für eine Rolle?
    Es geht darum, was du für uns alle bist
, hatte Karatos gesagt. Allmählich kam ein wenig Licht in die Sache, obwohl ich immer noch viel zu wenig wusste.
    »Ein Traumdämon hat einen Träumenden attackiert«, sagte Verek. »Was tust du in einem solchen Fall?«
    Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass dies eine rhetorische Frage war. Kein Wunder, in Anbetracht meiner Situation. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was er auf diese Frage hören wollte, und so antwortete ich aus dem Bauch heraus: »Mich dazwischenwerfen. Den Traumdämon verjagen und den Träumenden in Sicherheit bringen.«
    Verek nickte. »Und wie würdest du vorgehen?«
    Im Wachzustand sollten sich die Menschen nicht an Traumwesen erinnern. Hatte man einen Alptraum erlebt, in dem man in Gefahr schwebte oder Verletzungen erlitt, und hatte sich die Situation plötzlich zum Positiven gewandelt, war ein Traumwesen am Werk gewesen. Immer wenn jemand uns unverhofft zu Hilfe eilte, um uns aus einer Notlage zu befreien, ob in Form eines vertrauten Gesichts oder nicht, war das höchstwahrscheinlich einem Traumwesen zu verdanken.
    »Ich würde sicherstellen, dass der Träumende möglichst wenig Angst hat«, erwiderte ich wie selbstverständlich.
    Verek wirkte nicht sonderlich beeindruckt. »Richtig.« Es klang, als hätte er eine falsche Antwort erwartet.
    Nach ein paar weiteren Fragen ohne Belang und einer Demonstration meiner eingerosteten Fähigkeiten, Dinge zu verwandeln, ging Verek zum Training über.
    »Als Nächstes – Nahkampf«, sagte er. »Kannst du dich verteidigen?«
    »Eigentlich ni … He!« Ich konnte gerade noch der großen Faust ausweichen, mit der Verek in Richtung meines Kopfes ausgeholt hatte. »Was soll das, verflucht noch mal?«
    »Damit teste ich deine Beweglichkeit, Reflexe und Kraft«, meinte er mit einem Lächeln und holte wieder aus. Auch diesem Angriff wich ich geschickt aus, machte mir aber nichts vor, was meine Beweglichkeit anging. Noch schonte er mich, aber das würde bestimmt nicht lange andauern.
    Und mein Vater würde sich bestimmt nicht einmischen, es sei denn, es wäre unbedingt nötig, sprich, wenn ich Gefahr liefe, tatsächlich getötet zu werden. Er musste Verek gewähren lassen.
    Als dieser wieder auf mich losging, sprang ich zur Seite und stieß ihm dann mein Knie zwischen die Beine, eine nicht ganz faire Taktik, aber ich war stolz auf mich und ein wenig überrascht. Woher kam diese Schnelligkeit? Woher wusste ich so genau, wann ich auszuweichen und zuzuschlagen hatte?
    Meine Selbstzufriedenheit währte nicht lange. Verek ächzte und sank in die Knie, doch er hatte offenbar Nerven aus Stahl, denn schon hatte er den Schmerz abgeschüttelt und mich am Hosenbund gepackt. Mit einem Schwung seines Beins brachte er mich zu Fall, und ich schlug rücklings auf. Noch ehe ich wieder zu Atem kam, lag er auf mir, eine Hand an meiner Kehle, und hielt mich mit einem Bein fest zu Boden gedrückt.
    Er grinste mich an, und seine großen Zähne blitzten weiß in seinem gebräunten Gesicht auf. »Was jetzt, Prinzessin?« Der Kerl wirkte tödlich – ein extrem gefährliches Alphamännchen.
    Das gefiel mir ganz und gar nicht.
    Ich warf Morpheus einen kurzen Blick zu, der auf der Stuhlkante hockte und den Kampf mit sorgenvoller Miene verfolgte. Doch seine Sorge galt nicht mir, wie ich bemerkte. Sie galt Verek.
    Eigenartig.
    Irgendetwas in mir geriet in Bewegung, schwoll an. Ich spürte einen Druck in der Brust, der nichts mit meinem Gegner zu tun hatte, sondern einzig und allein mit mir. Was fiel ihm ein, mich zu bedrohen! Ein heißes Gefühl durchfuhr mich, süß und stark. Meine Augen verengten sich. Verek blinzelte, und sein starrer Blick wich Verwirrung, als er auf mich hinabsah. Auch er bemerkte meine Veränderung, und sie überraschte ihn so sehr, dass er den Griff um meine Kehle für den Bruchteil einer Sekunde lockerte.
    Und just diesen Moment

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