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Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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trotz inständigen Flehens ihrer Mutter, es nicht zu tun, mit Rollo verlobt, aber ihr Geschick war ihm nicht gleichgültig.
    »Ihr dürft nicht hier sein!«, rief sie dennoch verwirrt. »Keinem fränkischen Krieger ist es erlaubt, das Land der Nord ...«
    Sie brach ab, zu bestürzt, um so viel Leichtsinn und Waghalsigkeit in Worte zu fassen. Die beiden Männer hingegen wirkten überaus stolz, als Faro zu prahlen begann, wie sie ihr unbemerkt nachgeritten seien und sich am Hofe eingeschlichen hätten. Dass sie sich in höchste Lebensgefahr begeben hatten, schien das ohnehin schon kühne Abenteuer nur noch aufregender zu machen. Er konnte gar nicht genug bekommen, es bis ins Kleinste auszuschmücken, und wenn die Worte ihr auch wirr erschienen, so erfasste Gisla doch, dass ihr Auftrag nicht nur darin bestand, ihr fürs Erste zu folgen, sondern bis zu Rollos Taufe zu bleiben. Um bis dahin nicht ertappt zu werden, war eigentlich höchste Vorsicht geboten - die den beiden doch entbehrlich schien. Keiner machte sich die Mühe, seine Stimme zu senken, als sie nun ärgerlich durcheinanderriefen.
    »Wir müssen sofort mit dem Bischof sprechen! Unmöglich, dass er dir diese schlichte Kleidung gegeben hat!«
    Gisla umklammerte den Pelz mit beiden Händen und zog ihn an der Brust zusammen.
    »Wahrscheinlich ist auch dein Bett steinhart!«, rief Fulrad.
    »Und ist dir überhaupt ermöglicht worden, die Thermen zu besuchen?«, sekundierte Faro. »Hast du etwas Anständiges zu essen bekommen? Wir werden dafür sorgen, dass ...«
    Gisla umklammerte den Pelz immer verzweifelter. Die dröhnenden Stimmen setzten ihr zu.
    »Nein, nein!«, hielt sie ihnen dennoch entgegen. »Es ist alles nicht so schlimm! Ich ... ich wurde gut versorgt. Am besten, ich ziehe mich ins Schlafgemach zurück.«
    Sie wandte sich ab, straffte ihren Rücken und ging ein paar Schritte, um den Anschein zu geben, dass sie sich gut zurechtfand. Prompt eilten die beiden an ihre Seite.
    »Wir bringen dich dorthin!«, erklärte Faro.
    »Lasst mich nur allein! Ich finde mich zurecht!«
    »Aber dein Vater würde es uns nicht verzeihen, wenn wir uns deiner nicht annähmen!«
    Gisla kaute auf ihren Lippen; flehentlich blickte sie von einem zum anderen, ihr fiel jedoch nichts ein, um sie zum Gehen zu bewegen.
    Also rannte sie selbst los. Sie nutzte den Augenblick der Überraschung, um in den erstbesten Raum zu fliehen, an dem sie vorbeikam, stürzte auf eine gottlob geöffnete Tür an dessen Ende zu, hastete hindurch und immer weiter, vom nächsten Raum in den übernächsten, von einem Gang in einen anderen. Kalt war es hier und finster, aber sie lief zu schnell, als dass irgendetwas sie hätte aufhalten können.
    Irgendwann schmerzte Gislas Brust so sehr, dass sie innehielt. Sie hörte Schritte und Stimmen, die ihren Namen riefen. Natürlich waren ihr Faro und Fulrad gefolgt, und natürlich konnten sie so schnell laufen wie ein zartes junges Mädchen!
    Hilfesuchend blickte sie sich um. Wenn sie sich nur verstecken könnte, in einer Truhe vielleicht, gerade groß genug, ihren Körper zu bergen. Aber es gab hier keine Truhen, nur nackte Wände und kalten Boden. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als wieder zu laufen.
    Sie kam nicht weit. Schon der nächste Raum war nicht leer wie die bisherigen, etwas Dunkles ragte vor ihr auf - eine große, breite Gestalt, die Gestalt eines Mannes.
    »Wusst ich's doch, dass ich jemanden gehört habe!«, zischte er.
    Sein Gesicht verblieb im Dunkeln, seine Stimme aber war ihr vertraut. Dieser Taurin stand vor ihr, und zwar in genau jenem Gang, von dem aus sie das Gespräch von ihm und Popa belauscht hatte. Er nahm eine Fackel von der Wand, leuchtete in ihr Gesicht.
    Gisla klammerte sich an die letzte Hoffnung: Sie kannte ihn - er sie aber nicht. Er ahnte, dass sie sein Gespräch mit Popa belauscht hatte, nicht aber, dass er jene vor sich hatte, die zu morden ihm befohlen worden war.
    Doch alsbald hörte sie wieder Schritte und wieder Stimmen, und ihr Geheimnis wurde leichtfertig ausposaunt.
    »Gisla, warte!«, riefen Fulrad und Faro.
    Taurin runzelte seine Stirn, Gisla hingegen schloss die Augen, als ihr aufging, dass sie mit ihrer überstürzten Flucht alles noch viel schlimmer gemacht hatte.
    Die Männer hielten inne, als sie Taurin sahen. Das hieß, eigentlich blieb nur der eine, Faro, stehen, während der andere, Fulrad, direkt in ihn hineinlief und ihn fast zu Boden riss. In einer anderen Lage hätte Gisla darüber gelacht. Nun

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