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Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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seine Stimme, laut das Gebrüll der Männer - allerdings wurden sie alle von den Rufen des Boten übertönt, der plötzlich auf sie zugeritten kam und Taurin von der Pflicht befreite, vor seinen Männern Stärke zu beweisen. Er hatte ihn ausgesandt, um die Epte entlangzureiten, um vielleicht einen Blick auf die Frauen zu erhaschen. Nun kehrte er wieder.
    Thure zerrte an den Armen der Männer, die ihn hielten, trat mit den Beinen und bog sich, dass Taurin meinte, sein Körper würde bersten wie ein morscher Ast.
    »Die Frauen«, verkündete der Bote inmitten des Gebrülls, »ich glaube, sie leben noch. Sie haben die Epte wieder überschritten ... nicht weit von hier.«
    Taurin wollte Fragen stellen, aber sein Mund war ganz trocken. Ehe er etwas hervorbrachte, kreischte Thure wieder: »Es gibt keinen sauberen Ort auf dieser Welt, es gibt keinen sicheren Ort auf der Welt - nicht für Baldur und nicht für unsere Frankenprinzessin!«
    Es war das erste Mal, dass Thure verriet, von Gislas wahrer Existenz zu wissen.
    »Was sollen wir nun mit ihm tun?«, fragte einer der Männer, der Thure hielt. »Ihn töten?«
    Taurin starrte auf die Streitaxt, die er hatte fallen lassen. Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht brauche ich ihn noch. Wir nehmen ihn mit.«
    Plötzlich verstummten Gelächter und Gekreisch. Ganz ruhig und nüchtern, als hätte er keine Schmerzen, aber viel Verstand, bekundete Thure: »Die Frau, die die Frankenprinzessin Gisla begleitet, heißt Runa. Ich kenne sie gut, ich kenne auch ihre Gewohnheiten. Wenn die beiden das Frankenreich tatsächlich verlassen haben, werde ich sie für dich aufspüren.«
    »Warum solltest du etwas tun, was mir nützt?«, fragte Taurin.
    »Die Welt ist nicht sicher ... sie ist ein giftiger Ort. Wir tanzen zwischen Schlangen und Vulkanen, und ich tanze meisterhaft.«
    Erdbröckchen stoben durch die Luft, als Thure erneut zu toben begann.
    »Lasst ihn los!«, befahl Taurin und wandte sich ab.
    Er war sich sicher, dass Thure nicht zu fliehen versuchen würde.
    Die Tage nach Laon glichen jenen, die auf die Flucht aus Rouen gefolgt waren: Es war kalt, wenn sie nicht gerade ein Feuer gemacht hatten, sie waren hungrig, wenn Runa nicht gerade ein Tier erlegt hatte, und sie schwiegen, wenn Runa nicht gerade versuchte, die Sprache der Franken zu erlernen.
    Manches hatte sich aber auch verändert. Nach Rouen hatte Gisla noch Hoffnung gehegt. Nach Laon war da keine Hoffnung mehr. Immer wieder ging ihr das Erlebte durch den Kopf, und immer wieder führte es sie zur Frage: Warum nur?
    Warum erwies sich Hagano als so böse, obwohl er doch der engste Vertraute ihres Vaters war? Warum war er so herzlos, sie töten zu wollen?
    Wahrscheinlich, schränkte sie ein, hielt er sich selbst weder für böse noch für herzlos, sondern glaubte zum Vorteil des Königs zu handeln, und womöglich war König Karl der Frieden mit den Nordmännern tatsächlich mehr wert als das Leben seiner Tochter. Zu schmerzlich wurde es nun, in der Tiefe des Warums zu wühlen - ihr Denken kreiste nunmehr um die schlichte Frage: Wohin jetzt?
    Der einzige Ort, wohin sie sich flüchten konnten, war das Kloster in Chelles, in das sich ihre Mutter zurückgezogen hatte - aber sie kannte den Weg dorthin nicht, und selbst wenn sie den Weg gekannt hätte, wäre sie die Angst nicht losgeworden, dass Hagano sie verfolgen ließ. Sie war sich sicher, dass er es tat, und fragte sich überdies ängstlich, welche Strafe Begga erdulden musste, weil sie nicht ausreichend auf sie achtgegeben hatte, die treulose Begga ... die hilflose Begga ... die verwöhnte Begga, die Behaglichkeit so schätzte ...
    Die Furcht vor Hagano war schließlich größer als die Angst vor Taurin und Thure. Hagano wusste, dass sie lebten - die anderen beiden hielten sie hingegen für tot. Deswegen leistete Gisla keinen Widerstand, als ihr aufging, dass Runa den Weg Richtung Epte einschlug und sie bald wieder an dem reißenden Fluss standen, in dem sie fast ertrunken war.
    Obwohl sie gut verheilt war, brannte die Wunde, als sie auf das rauschende Wasser starrte. »Sollen wir das wirklich tun?«, fragte Gisla ängstlich.
    Runa blickte an ihr vorbei. »Was du tust, ist deins. Was ich tue, ist meins.«
    Die Stimme war rauer als sonst, die Worte undeutlich, aber Gisla verstand, was sie meinte: Runa würde in jedem Fall die Grenze überschreiten, nun, da im Frankenreich keine Hilfe zu erwarten stand, und sie überließ es Gislas Entscheidung, ihr zu folgen oder nicht.
    Diese

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