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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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frönen konnte. Inzwischen war er so geübt, dass ihm selbst schwere Stücke mühelos gelangen. Morgens spielte er der Gräfin in ihrer Kemenate vor, mittags brachte er dem Gesinde in der Küche ein Ständchen zur Belustigung, und des Abends im Schlafgemach des Grafenpaars gab er erneut sein Können zum Besten. Der heutige Abend bildete keine Ausnahme. Mit geschickten Fingern entlockte er seiner Laute die schönsten Melodien und sang dazu, während das Gespräch der Eheleute seinen Lauf nahm.
    »Heute kam ein Bote aus Hamburg«, berichtete der Graf seiner Frau.
    »So? Ich hoffe, es gibt erfreuliche Nachrichten und keine betrüblichen.«
    »Das wird sich noch zeigen, meine Teuerste. Er brachte mir ein Schreiben des Hamburger Ratsnotars Johann Schinkel, in dem dieser sein Kommen ankündigt.«
    Die Gräfin machte ein nachdenkliches Gesicht. »Nun, der Grund für diesen Besuch ist leicht zu erraten.«
    »Ja, die Hamburger wollen, dass ich mit meinem Vetter Frieden schließe. Sie haben Angst, zwischen uns könnte eine Fehde ausbrechen, die sie teuer zu stehen käme.« Nach diesen Worten wandte er sich von der Gräfin ab, um nachzudenken. In sich gekehrt lehnte der Graf sich zurück und schaute eine Weile zu Walther hinüber. Selbst jetzt, da ihn das Kommen des Ratsnotars beschäftigte, konnte er sich an dem wunderbaren Gesang des Spielmanns erfreuen. Seine Stimme hatte etwas Beruhigendes an sich. Johann II. genoss die Gegenwart des begabten Sängers über alle Maßen.
    Walther spürte die Augen des Grafen auf sich ruhen. Obwohl dieser so gut wie nie direkt das Wort an ihn richtete, schien er ihm zu vertrauen, denn die abendlichen Unterhaltungen zwischen den Eheleuten waren stets von höchster Wichtigkeit. Heute jedoch wünschte sich Walther, er hätte nichts von dem Gespräch mitbekommen. Nur mit Mühe konnte er sich zwingen weiterzusingen.
    Johann Schinkel, der Mann, dessentwegen er Hamburg verlassen hatte, würde zur Burg kommen! Reichte es nicht, dass ihn die Liebe seiner Frau zu ebenjenem Mann aus seinem Zuhause vertrieben hatte? Würde dieser Fluch denn niemals enden? Wann hörten die Dämonen seiner Vergangenheit endlich auf, ihn zu quälen?
    Endlich riss Johann II. seinen Blick von Walther los. Seine Versonnenheit war Entschlossenheit gewichen. »Johann Schinkel wird den weiten Weg hierher umsonst gemacht haben, wenn er vorhat, mich zu bitten, in eine Versöhnung mit Gerhard II. einzuwilligen. Mein Vetter müsste schon auf den Knien von Plön nach Kiel gekrochen kommen, damit ich ihn überhaupt anhöre.«
    Margarete von Dänemark nickte betrübt. Obwohl sie es insgeheim gehofft hatte, hatte sie keine andere Reaktion von ihrem Mann erwartet. Mit sanften Bewegungen strich sie über ihren bereits leicht gewölbten Leib. Das Kind in ihr ließ sie offenbar noch friedliebender werden, als sie es ohnehin bereits war. Sie konnte das Anliegen der Hamburger gut verstehen. Auch sie verlangte es nach Frieden, doch dies war der falsche Zeitpunkt, um mit ihrem Gemahl darüber zu sprechen. Daher entschied sie, zunächst einmal abzuwarten, was der Ratsnotar für Kunde brachte. Sie hoffte innig, dass er ein Zeichen der Versöhnung von Gerhard II. bei sich trug, ansonsten war eine Fehde kaum noch aufzuhalten. »Vertraut bei Eurer Entscheidung auf Gott, mein Gemahl. Er wird Euch den rechten Weg weisen und im Falle einer Fehde das Recht über das Unrecht siegen lassen.«
    Es vergingen Stunden, bevor etwas geschah. Godeke und Thiderich nutzten die Zeit, um sich ausführlich von den Ereignissen der letzten Wochen zu erzählen. Mit jedem ihrer Worte wuchs die Wut in ihnen beiden – Wut auf Johannes, Wut auf Bodo und Wut auf Luburgis, die versucht hatten, ihnen alles zu nehmen, was ihnen lieb und teuer war, und das auch noch mit Erfolg.
    Als es nichts mehr zu berichten gab und die Freunde bereits eine ganze Weile schweigend nebeneinander gesessen hatten, hörten sie plötzlich Stimmen. Entschlossen umfasste Godeke sein Messer und Thiderich einen Holzknüppel, welche sie hinter ihren Rücken versteckt hielten, dann kehrten sie an ihre alten Plätze zurück. Ihr Plan war riskant, doch er bot ihnen die einzige Möglichkeit, alle drei auf einmal zu überwältigen. Godeke und Thiderich waren bereit, bis zum Äußersten zu gehen; ja, sie waren sogar bereit, für die Ehre und Sicherheit ihrer Lieben zu sterben!
    Luburgis betrat die Hütte als Erste, dann folgte Bodo und schließlich Johannes.
    Als Luburgis’ Blick auf Godeke fiel, schlug sie

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