Tod am Kanal
spielen, wie andere Leute nervös
Büroklammern verbiegen, angelte der Oberkommissar ein Paar Handschellen hervor,
die er unter seiner speckigen Lederweste verborgen am Hosenbund trug, und
klimperte gedankenverloren damit.
Nicolaus von der Hardt riss die Augen auf und starrte
das Metall an. »Eh, Mann. Ist ja schon gut«, stöhnte er und nahm hastig einen
Schluck Cola. Erneut zwang ihn die Kohlensäure zum Aufstoßen. Doch diesmal
hielt er diskret die Hand vor den Mund. Dann zeigte er auf Simon Feichtshofer.
»Der hat mir das Ding gegeben.«
»Was?« Nun sprang der Fitnesstrainer in die Höhe und
wollte sich auf den jungen Mann stürzen, doch Christoph und Große Jäger konnten
es gerade noch verhindern.
»Wo sind wir hier nur hineingeraten?« Der
Oberkommissar hielt Feichtshofer am Oberarm fest und bohrte dabei seine
Fingerspitzen schmerzhaft in das Muskelfleisch. Er schüttelte den Kopf. »Aber,
aber, lieber Herr Feuchthofer.«
»Feichtshofer«, schimpfte der Mann.
»Von mir aus. Also, wer wird so erregt sein? Was sagt
Ihre Chefin dazu, wenn Sie den Juniorchef tätlich angehen? Außerdem liegt das
Gewaltmonopol in unserem schönen Land immer noch beim Staat.« Er trat dicht vor
den Fitnesstrainer. Urplötzlich schrie er ihn an, sodass Feichtshofer erschrocken
zurückwich. »Und der Staat bin ich .« Kaum hörbar fügte er hinzu.
»Jedenfalls hier und jetzt.«
»Es wäre besser, wenn Sie wieder Platz nehmen und die
Ruhe bewahren«, sagte Christoph, der Große Jägers Aktionen stumm gefolgt war.
Der Oberkommissar bewegte sich manchmal am Rande der Legalität, aber die
Effizienz seiner Vorgehensweise konnte ihm Christoph nicht absprechen. Es war
ein Teil des Erfolges ihrer Arbeit.
»Sie haben es eben gehört. Herr von der Hardt
behauptet, das Handy der Toten von Ihnen erhalten zu haben.« Christoph sah Nico
an. »Haben Sie gewusst, um welches Mobiltelefon es sich handelte?«
Der Junge zeigte auf Feichtshofer. »Der Dopingfriedhof
hat gesagt, er braucht es nicht mehr.«
»Das haben Sie geglaubt?«
»Nicht wirklich. Der Typ giert doch nach jedem Euro.
Freiwillig rückt der nichts raus. Klar habe ich mir Kopfgedanken gemacht. Und
als ich ein bisschen daran rumgefummelt hatte, wusste ich, von wem es stammt«,
gab der junge Mann kleinlaut zu.
»Der spinnt doch«, begehrte Feichtshofer auf. »Woher
sollte ich das Handy haben?«
»Immerhin hatten Sie ein Verhältnis mit dem
Mordopfer.«
Nico schlug sich mit beiden Händen so heftig auf die
Oberschenkel, dass sich dort sofort rote Flecken bildeten. »Das halte ich im
Kopf nicht aus. Da steckt dieser Idiot seinen Schwanz in die abgefuckte
Wiechers. Meine Alte wird begeistert sein, wenn sie das hört.«
»Du glaubst doch nicht alles, was die erzählen?«,
brüllte Feichtshofer. Dann hielt er kurz ein. »Du bist doch das verlogene
Stück. Wieso behauptest du, das Handy von mir zu haben?«
»Woher sonst?«
Feichtshofer fuchtelte wild mit den Armen in der Luft
herum. »Was weiß ich? Vielleicht hast du die Tante umgebracht. Schließlich
wollte sie dich Blödsack in der Schule abschießen.«
»Schluss jetzt«, rief Christoph dazwischen. »Wo waren
Sie heute Nacht?«, wandte er sich an Nico.
»In meiner Pofe.«
»Herr Feichtshofer kann das aber nicht bestätigen.«
Mit einer Handbewegung bedeutete Christoph den Fitnesstrainer, zu schweigen,
weil der sich wieder einmischen wollte.
»Der ist doch zu doof zum Milchholen. Der kriegt doch
nichts mit.«
»Das ist die letzte Ermahnung. Wenn Sie sich nicht
gesittet benehmen, lasse ich Sie von unseren uniformierten Kollegen nach Husum
bringen. Ist das klar?«
Die beiden Männer starrten trotzig ins Nirgendwo.
»Also. Wo waren Sie heute Nacht?«
»Ich sagte es schon. In meiner Bude.«
»Wo haben Sie Ihr Auto gelassen?«
»Mann. Das ist doch mein Ding, wo ich meine Karre
lasse. Ihr tickt doch nicht sauber.«
»Schön. In der Sache mit Ina Wiechers’ Handy wird noch
einiges auf Sie zukommen. Sie haben uns Beweise vorenthalten, möglicherweise
wird es ein Verfahren wegen Hehlerei geben, da Sie den Inhaber kannten, das
Gerät aber dennoch weiterverkauft haben. Und dann wäre da noch die Sache auf
dem Marktplatz in Friedrichstadt. Sie haben den libanesischen Jungen mit einem
Messer bedroht.«
»Du bist doch völlig blöde. Wenn ich nicht
dazwischengekommen wäre, hätte der Typ die Schnalle doch alle gemacht. Das war
Notwehr.«
»Das zu beurteilen wird Sache der Juristen sein.
Genauso wie Ihre Attacken gegen Rebecca
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